Krebs (Wappentier)

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Krebs
 
in der Natur
(EdelkrebsW-Logo.png, astacus astacus)
 
in der Heraldik
(um 1480: im redenden Wappen derer von Krebsberg; nach Grünenberg)

Krebs (französisch écrevisse; englisch crawfish, auch crayfish, crawdads, [freshwater/mountain] lobsters, mudbugs, yabbies oder ähnlich) ist in der Heraldik ein Oberbegriff für seltene krebsartige Wappentiere bzw. gemeine Figuren, die erst in der neueren Heraldik in unterschiedlichen Ausprägungen kategorisiert werden.

Darstellung

(Fluß-)Krebs/Hummer (Wappengemeinschaft Warnia)

Während die Heraldik in älteren Wappendarstellungen nicht zwischen unterschiedlichen Höheren KrebsenW-Logo.png (Malacostraca) unterscheidet – gewöhnlich erscheinen in alten Darstellungen Hummer beziehungsweise hummer- oder flußkrebsartige Wappentiere – differenziert die jüngere Heraldik zwischen diversen Krebstieren, deren gestalterische Unterschiede gewöhnlich deutlich erkennbar sind. Die Differenzierung steht noch am Anfang. Es ist wahrscheinlich, dass in Zukunft weitere krebsartige Wappentiere Einzug in die Heraldik finden:

WBO Krebstier Bezeichnung Einordnung
3071 Hummerartige (Fluß-)Krebs/Hummer Ältere und neuere Heraldik
3073 Krabbenartige Krabbe Neuere Heraldik
3074 Garnelenartige Garnele Neuere Heraldik
???? Langustenartige Languste Neuere Heraldik

Die heraldische Darstellung aller dieser krebsartigen Wappentiere orientiert sich zwanglos an den biologischen Vorbildern. Sie werden meist in der DraufsichtW-Logo.png dargestellt. Andere Stellungen sind zu melden. Überwiegend sind sie rot gefärbt (tingiert). Sie kommen nicht nur im Wappenschild, sondern auch im Oberwappen oder als Schildträger vor. Folgende Unterschiede sind zu beachten:

(Fluß-)Krebs/Hummer

1889: Steigender Krebs (nach Siebmacher)

Die gemeine Figur Krebs (auch Flußkrebs genannt; lateinisch cancer) ist in der hummerartigen Ausprägung seit dem 13. Jahrhundert im Wappenwesen nachzuweisen.[1] In die Wappenbilderordnung des Herold wurde sie unter der Nr. 3071 aufgenommen. Ihre Darstellung entspricht der heraldischen Überlieferung. Im Gegensatz zu den krabbenartigen Krebsen besitzen hummerartige Krebsfiguren eine langgezogene Körperform. Ihre Füße sind nach vorne ausgerichtet. Die Greiforgane („Scheren“) sind meist unterschiedlich stark ausgebildet.

Krebs (Tafel XXI. Figur 17): erscheint immer in gekochter Form, also roth, entweder steigend oder schräg (..) aber auch querrechtshin (..)“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Verbreitung

Die gemeine Figur Krebs ist nicht weit verbreitet (im Vergleich zu anderen Wappentieren wie zum Beispiel Löwe oder Adler). Sie erscheint

„(..) unter anderem im Wappen der von Ditten in Meklenburg, von Raczeck in Schlesien (polnisches Stammwappen WarniaW-Logo en.png) von Krebs, aber auch (..) im Wappen der Grafen von Kankrin in Russland und Herrn von Gancrin in Baden“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2][1]

Krebsschere

1889: Gekreuzte Krebsscheren (nach Siebmacher)

Die Krebsschere ist seit der Früh-/Blütezeit des Wappenwesens eine gemeine Figur. Zum Beispiel führte im 13. Jahrhundert die Familie KrewetW-Logo.png Krebsscheren in ihrem Wappen.[1]

„(..) Auch Krebs-Scheeren kommen mehrfach vor, so zum Beispiel im Wappen der von Pawel (Tafel XXI. Figur 18.).“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Krabbe

Krabbe
 
in der Natur
(TaschenkrebsW-Logo.png, cancer pagurus )
 
in der Heraldik
(Krabbe im Wappen Cordileone; vgl.: Salvatore Joseph CordileoneW-Logo.png)

Krabben (Brachyura) wurden in der Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. 3073 aufgenommen. Im Gegensatz zu den hummerartigen Krebsen (Nephropidae) besitzen sie eine breite, oval-runde bzw. hexagonale Körperform (ohne langgezogene Schwanzplatte). Ihre acht Füße sind nach hinten ausgerichtet. Die Greiforgane sind annähernd gleichförmig, die Scheren teilweise bezahnt.

Garnele

Garnelen (meist Caridea, aber auch andere) wurden in der Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. 3074 aufgenommen. Sie besitzen nur zierliche Greiforgane („Scheren“); vorne strichförmige Beine, die im hinteren Abschnitt des Körpers zu Schwimmorganen umgebildet sind. Der Kopf trägt einen langgestreckten Fortsatz und ein lange, strichförmige „Antenne“.

Languste

Langusten besitzen in der Heraldik nur ein schwach entwickeltes Scherenpaar. Auffällig sind bei ihnen die langen, im Gegensatz zur Garnele breiten Antennen.

Symbolik

Redendes Wappen des Nikolaus CryfftzW-Logo.png (=Nikolaus Krebs) von Kues

Innerhalb der Heraldik eignet sich die Krebsfigur, um redende Wappen zu gestalten. Zum Beispiel führte der berühmte Philosoph Nikolaus CryfftzW-Logo.png (= Nikolaus Krebs, Nikolaus von Kues, latinisiert Nicolaus Cusanus oder Nicolaus de Cusa) den Krebs als redendes Motiv im Wappen.

Außerhalb der Heraldik kann das Krebsmotiv für Schutz stehen. Der Panzer soll dies symbolisieren. Die Scheren können als Wehrhaftigkeit gedeutet werden. Im Krebs sieht man die Wiedergeburt. Einen Grund hierfür stellt der jährliche Chitinpanzerwechsel dar.

Paraheraldik

Der Krebs erscheint auch in paraheraldischen Darstellungen, insbesondere in der Gastronomie.

Phantasiewappen

Krabbe im Phantasiewappen des Hauses BorrellW-Logo.png

Die Krabbenfigur ist ein gebräuchliches Motiv bei Phantasiewappen. Beispielsweise erscheint im Wappen des Hauses BorrellW-Logo.png in der Fantasiewelt „Figuren im Lied von Eis und Feuer“W-Logo.png (Game of ThronesW-Logo.png) eine silberne DreieckskrabbeW-Logo.png („Seespinne“) auf grünem („graugrünem“) Grund.[3]

Weblink

Commons: Hummer in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: (Fluss)Krebs in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Krabben in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  1. 1,0 1,1 1,2 Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 235 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  2. 2,0 2,1 2,2 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 96. Tafel 21. Figur 17. und 18. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.
  3. George R. R. Martin: Das Lied von Eis und Feuer. Der Sohn des Greifen. 2011. IX-Davos I.