Wellenschnitt
Der Wellenschnitt (auch wellenförmig, wellig, gewellt oder ähnlich [geteilt/gespalten usw.]; französisch [coupé] ondé; englisch [per fess] wavy oder undy) ist in der Heraldik ein Wappenschnitt, der in Form von wellenförmigen Begrenzungslinien bei Schildteilungen oder Heroldsbildern dargestellt wird.
Farbgebung
Farbflächen, die durch Schildteilungen oder durch Heroldsbilder mit Begrenzungslinien im Wellenschnitt im Wappen erscheinen, sind neben den anderen heraldischen Farben meist in Blau oder in Silber tingiert.
Symbolik
Der Wellenschnitt ist in der Heraldik eine gewöhnliche Schildteilung und besitzt als solche keine symbolische Bedeutung. Er wird aber von Wappenführenden, Wappenstiftern und anderen oft als Symbol für Wasser, Flüsse, Bäche oder andere Gewässer interpretiert. Teilweise beeinflußten diese Deutungen den Sprachgebrauch der Heraldik. So werden gewellte Balken oder Pfähle manchmal als Fluss blasoniert; und Flächen, die durch mehrere Wellenschnitte gegliedert sind, werden teilweise als Wasserfläche, Wellenkamm oder ähnliches bezeichnet. Ist letzteres der Fall, nehmen die so beschriebenen Motive die Funktion eines Heroldsbildes ein, obwohl die entsprechende Umschreibung in der heraldischen Fachsprache nicht definiert oder nicht konsistent und wohldefiniert ist.
Wellenförmig (geteilt, gespalten etc.)
„Wellenförmig geteilt (Tafel III. Figur 74.): nennt man den durch eine Wellelinie quergeteilten Schild.
Wellenförmig gespalten (Tafel II. Figur 75.): das heißt gespalten durch eine Wellenlinie -- daher der Schnitt: Wellenspaltung; er kommt auch in der Mehrzahl vor siehe Tafel III. Figur 30. (3 mal wellenförmig gespalten).“
Im Wellenschnitt geteilt (Wappen der ehemaligen Gemeinde Becke)
Im Wellenschnitt schräggeteilt (schrägrechts, standard)[4] (Barkåkra)
Im Wellenschnitt schräglinks geteilt[5] (Beuron)
Wellenpfahl
„Wellenpfahl (Tafel III. Figur 16.): ist ein Pfahl, dessen Begrenzung Wellenlinien bilden (siehe Tafel III. Figur 32. „zwei Wellenpfähle“).“
durch einen silbernen Wellenstab gespalten (Manning, Österreich)
Wellenbalken
Die zwei Begrenzungslinien des Wellenbalkens (auch Wellenband, Querstrom oder ähnlich genannt) sind aus kurzen nahezu sinusartig gebogen Strecken geformt und verlaufen im gleichen Abstand beziehungsweise parallel zueinander. Der Wellenbalken gehört zu den ältesten Ziermustern der Menschheitsgeschichte und der Heraldik.
„Wellenbalken (Tafel IV. Figur 39.; Abkürzung: Wellenbk.): oder auch Querstrom, heißt der Balken mit wellenförmig gezogenen Begrenzungslinien, siehe auch Figur 55., wo er zugleich erniedrigt (..) ist.“
Dreimal wellig gebändert silber und rot[6] (Seigneurs de Mortemart, Haus Rochechouart)
Aufwärts gebogener Wellenbalken (Krümmel)
Wellenschrägbalken
Wellenschrägbalken (auch Schrägstrom, Schrägrechtsstrom, schrägrechter Wellenbalken, wellenförmiger Schrägbalken, gewellter Schrägbalken oder ähnlich genannt; französisch bande ondée; englisch bend wavy) heißt der Schrägbalken, wenn seine Begrenzungslinien eine wellenförmige Linie bilden.
„Schrägstrom (Wellen-Schrägbalken) (Tafel VIII. Figur 24. und Figur 25): Der in Figur 25. ist von Rot, Silber, Gold und Schwarz schräggeviert).“
Schräger / schrägrechter Wellenbalken (Kreis Beckum)
Schwarzach im Pongau – „in Silber ein schwarzer Schrägrechtsfluß“ (sprechendes Wappen)
Blauer Zwillingsschrägbalken im Wellenschnitt
(Wappen Bonifatius VIII.)Zwei goldene schrägrechte Wellenbalken
(Wappen Anton Lehár)
Wellenschrägbalken im Wappen derer von Rotenhahn
Ein roter Wellenschrägbalken erscheint zum Beispiel in Silber, links oben begleitet von einem fünfstrahligen roten Stern, in dem Wappen und in Wappenderivaten des Geschlechts derer von Rotenhan, auch Grafen von Rottenhan genannt, einer Adelsfamilie des fränkischen Uradels.
1450-1480: Rotenhan Wappen (nach Scheiblerschem Wappenbuch)
1459 (nach Ingeram Codex)
Auf Grabplatte (Foto von Reinhold Möller)
Auf Grabplatte (Foto von Reinhold Möller)
1605: Rotenhan Wappen (nach Siebmachers Wappenbuch)
1889 (nach Otto von Alberti)
Wappen der Gemeinde Rentweinsdorf
Wappen der Gemeinde Gerach
Wellenschräglinksbalken
Schräglinker Wellenbalken (Brittnau)
Drei goldene schräglinke Wellenbalken (Neukirchen-Vluyn)
Weitere wellenförmige Heroldsbilder
Gewellter Göpel
Barbâtre – von blau und gold wellig geteilt, eine Sonne in verwechselten Farben
Lychen – „blau-silberner Wellenschildfuß“ (Anzahl nicht festgelegt, blau beginnt)
Ausprägungen
Ausformungen des Wellenschnitts sind:
- der Flachwellenschnitt (manchmal Schlangenschnitt genannt), bei dem die Krümmungen der Begrenzungslinie „flacher“ als beim Wellenschnitt gestaltet sind.
- der Wogenschnitt bei dem eine einzelnen „Wogen“ der Begrenzungslinie zu „Halbkreisbögen“ (Rundbögen) ausgezogen sind.
Teilweise wird in Wappenbeschreibungen und Wappenabbildungen nicht konsistent zwischen den drei Ausformungen (Wellenschnitt, Flachwellenschnitt und Wogenschnitt) unterschieden.
Abgrenzung
Wappenschnitte, die in ihrer Form dem Wellenschnitt ähneln, sind zum Beispiel:
- Dornenschnitt, mit gespitzer Dünung
- Sturzwogenschnitt, mit sich überschlagenden Wellen
- Wolkenschnitt, mit „scheibigen“ Auswölbungen, der in der deutschen Heraldik als Feh blasoniert wird
- Doppelwolkenschnitt (schon fast herzförmig).
Auch andere spitzen-/zahnschnittartige Wappenschnitte mit gerundeten Linien oder Formen erscheinen in der Heraldik, die nur sehr schwer oder gar nicht vom Wellenschnitt zu unterscheiden sind. Die exakte Schnittform ist zu melden, um Verwechslungen zu vermeiden.
Wappenbilderordnung
Der Ausdruck wellenförmig (geteilt) wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. (0151)-159 aufgenommen.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ englisch party per fess wavy ‚bandartig wellig geteilt‘
- ↑ 2,0 2,1 2,2 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
- ↑ englisch party per pale wavy ‚pfahlartig wellig geteilt‘
- ↑ englisch party per bend wavy ‚band-/schärpenartig wellig geteilt‘
- ↑ englisch party per bend sinister wavy ‚band-/schärpenartig wellig von links geteilt‘
- ↑ farblich verzerrte alte Darstellung; auch: sechsfach in Wellen geteilt, französisch Fascé, ondé d'argent et de gueules, de six pièces, moderne Darstellungen als Wolkenfeh:
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 50. Tafel 8. Figur 24. und 25. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.
- ↑ französisch à la bordure burelée ondée d'argent et d'azur de dix pièces
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Wellenschnitt“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 24. Oktober 2011 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.