Auerochse (Wappentier)

Aus Heraldik-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Auerochse
 
14 Jhr.: Urstier im Siegel derer von PlesseW-Logo.png
 
Auerochse im Wappen von ThurlandW-Logo.png
 
Bild vom Buch Siegmunds von Herberstein (1556)
 
C. H. Smiths Reproduktion der Augsburger Abbildung des Ur
Unterschrift: Urus sum, polonis Tur, germanis Aurox: ignari Bisontis nomen dederant (Ich bin der Ur, poln. Tur, dt. der Auerochs, Ungelehrte nennen mich Bison).
1896: Goldener, blau bewehrter Auerochse mit Nasenring (Wappen Auersperg, nach Otto Hupp)

Der Auerochse (auch Ur, Urstier oder ähnlich genannt; französisch ure; englisch ure-ox oder aurochs) ist in der Heraldik ein Wappentier und als gemeine Figur nicht immer vom Stier, Büffel/Bison/Wisent oder Ochse) zu unterscheiden.

Darstellung

Die Darstellung eines Auerochsens ist als vollständige Tierfigur oder als hersehender Auerochesenkopf im Wappenwesen gebräuchlich.

Vollständige Auerochsenfigur

Die Hauptstellungen der vollständigen Auerochsenfigur sind stehend, schreitend, steigend oder aufgerichtet mit Hauptblickrichtung nach heraldisch rechts. Das Wappenmotiv sollte stets als rauhes, massives und aggresives Rind mit Gemächt dargestellt werden. Von Stier, Bison/Büffel und anderen Rindern unterscheidet sich der Auerochse in der Heraldik, wenn überhaupt, möglicherweise durch die Hörner, die bei ihm eher lang und gerade sind (bei Stier, Bison/Büffel, Ochse et cetera eher rund und kurz).

Die Farbgebung ist unterschiedlich. Schwarz wird bevorzugt. Die Bewehrung kann anders gefärbt sein, also Hörner, Hufe und Zunge.

Oberhalber Auerochse

Die Figur Auerochse ist auch als Halbfigur im Wappenwesen gebräuchlich (angezeigt zum Beispiel als „oberhalber“ oder „halber“ gegebenenfalls auch als „wachsender“ Auerochse), vermutlich weil die obere Hälfte eines Auerochsen mit zum Sprung gestellten Vorderbeinen betont kriegerisch wirkt (zum Beispiel erscheint im Stammwappen derer von AuerspergW-Logo.png im roten Schild ein aus einem grünen Dreiberg wachsender goldener Auerochse [später ein schreitender, seltener stehender Auerochse] mit silbernem Gehörn).

Auerochsenkopf en face

Wenn der Auerochsenkopf schwebend und frontal im Wappenschild vorkommt, so kann man dieses Wappen Auerochsenkopfschild nennen. Bei dieser Kopfdarstellung wird manchmal ein Nasenring als Zier verwendet. Grundsätzlich wird eine Auerochsenkopf im Visier beziehungsweise „en face“ (der Auerochsenkopf ist frontal nach vorne gekehrt) und mit glattem Schnitt, wo er vom Körper abgetrennt wurde, dargestellt. Wird der Auerochesenkopf mit anhängendem ab-/ausgerissenem Halsfell dargestellt, so ist dies zu melden.

Verwendung

Auerochsenkopf im Wappen derer von Pernstein und in Wappenderivaten

alternative Beschreibung
1605: Wappen Pernstein (nach Altem Siebmacher)

Das Wappen des mährischen Adelsgeschlecht von PernsteinW-Logo.png zeigt einen Auerochsenkopf mit Nasenring. An dieses Grundmotiv lehnen sich etliche Wappenderivate an:

Der Moldauische Auerochse

Der moldauische Auerochse („Ur“) ist ein nationales Symbol, welches in etlichen Wappen des Fürstentums MoldauW-Logo.png zu finden ist. Auch im Wappen Moldawiens und Bessarabiens findet man ihn.

Auerochsenkopf (im Wappen Bessarabiens als Russisches Gouvernement)
„Einer Legende nach, die von Dimitrie CantemirW-Logo.png um 1714 überliefert wird, wurde das Fürstentum Mitte des 14. Jahrhunderts von Dragoș gegründet, einem lokalen Fürsten aus Maramureș. Während einer Jagd habe er einen AuerochsenW-Logo.png verfolgt und sei auf diese Weise weit nach Osten in einen unbekannten Landstrich an einen Fluss gekommen. Dragoș hetzte, so heißt es, seine Hunde auf den Ochsen. Beim Kampf gegen das riesige Tier unterlag sein Lieblingshund namens Molda und ertrank im Fluss. Zum Andenken an den Hund gab Dragoș dem Fluss dessen Namen. Den Kopf des Auerochsen machte Dragoș zum Wappen des Landes, das er an dieser Stelle, an der er vom Pferd gestiegen war, gründete. Zu der Erzählung gehört auch, dass der Fürst nur einen Menschen und ansonsten unbesiedeltes Gebiet vorgefunden habe, womit spätere rumänische Geschichtsschreiber den Besitzanspruch auf das neue Gebiet östlich der Karpaten rechtfertigten. Das Absteigen (rumänisch descălecarea) vom Pferd wurde wörtlich zum Inbegriff der Staatsgründung: Descălecatul Moldovei, „Die Gründung Moldaus“. Tatsächlich war das Gebiet im 14. Jahrhundert nicht leer, sondern von einem Völkergemisch aus Ungarn, TatarenW-Logo.png, KiptschakW-Logo.png und WalachenW-Logo.png bewohnt.[1]

Der Auerochse (rumänischW-Logo.png bour) ist seitdem das Wappensymbol des Fürstentums Moldau. Die Flagge des mittelalterlichen moldauischen Fürstentums war rot, in der Mitte lag der Kopf eines Auerochsen. Dieser Auerochse als Symbol für das Fürstentum Moldau wurde auch in die Wappen der BukowinaW-Logo.png und BessarabiensW-Logo.png, die im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts vom Fürstentum abgetrennt worden waren, übernommen. Bis heute ist der moldauische Auerochse auf dem Staatswappen von Rumänien und der Republik Moldau zu sehen; auch manche Städte und Verwaltungseinheiten in diesen beiden Staaten tragen noch den Auerochsen auf ihren Wappen. In Rumänien tragen auch zwei Verwaltungseinheiten, die nicht dem historischen Fürstentum zugerechnet werden, den Auerochsen auf dem Wappen: Maramureș (wegen der oben genannten Legende) und der Kreis Bistrița-NăsăudW-Logo.png (weil der moldauische Fürst Petru RareșW-Logo.png im 16. Jahrhundert zeitweilig im Besitz der Festung Bistritz war).“

– Wikipedia (2022)[2]

Symbolik

Die Motive Auerochse oder Ur sind in vielen Fällen als redende Figur zu interpretieren. Angelehnt an lat. taurus (= Stier) und an alt-/mittelhochdeutsch ûr (= Auerochse) kommt der Auerochse (oder andere Rinder) bei Wappenführenden mit Namen wie Uri, Ursenbach, Auerbach; Aurach, Stegaurach, Aulock und so weiter vor. Im Einzelfall kann nur durch wissenschaftliche Analyse erschlossen werden, welchen Rind in einer spezifischen Wappendarstellung vom Wappenkünstler dargestellt wurde. Im Schweizer Wappen des Kantons Uri ist der Ur eine redende Figur und seit dem 13. Jahrhundert bekannt (manchmal mit und manchmal ohne Nasenring).

Wappenbilderordnung

Paraheraldik

Weblinks

Commons: Stiere in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Charles King: The Moldovans. Romania, Russia, and the Politics of Culture (= Hoover Institution Press Publication. 472). Hoover Institution Press, Stanford CA 2000, ISBN 0-8179-9791-1, S. 13.
  2. Seite „Fürstentum Moldau“W-Logo.png. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 9. März 2022, 10:42 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=F%C3%BCrstentum_Moldau&oldid=220936413 (Abgerufen: 14. August 2022, 23:01 UTC)