Mammut (Wappentier)
Das Mammut (französisch mammouth; von russisch мамонт mamont, vermutlich aus dem Waldnenzischen; englisch mammut oder mammoth) ist in der neueren Heraldik eine seltene gemeine Figur. In der älterern Heraldik ist dieses Wappentier nicht gebräuchlich.
Anachronismus
Die Figur Mammut widerspricht einem eher traditionell ausgerichteten Heraldikverständnis, weil das reale Vorbild aus einer Zeit stammt, die vor (beziehungsweise nach) der eigentlichen „heraldischen Zeit“ liegt. Das Vermischen von zwei historischen Kontexten stellt in gewisser Weise ein Stilbruch dar und wird möglicherweise als unheraldisch interpretiert. Beispielsweise ist das Wappenbild von Seedorf/Godenstedt anachronistisch, da es einen Mammut zeigt, welches zur Zeit des Mittelalters nicht bekannt war, um auf den neuzeitlichen Fund eines Wollhaarmammutstoßzahns zu verweisen, der heute im Landesmuseum Hannover
aufbewahrt wird.[1]
Darstellung
Die gemeine Figur Mammut ist gewöhnlich nicht einem bestimmten oder besonderen Mammut-Fund der ausgestorbenen Gattung nachgebildet. Vielmehr lehnt sich die heraldisch-stilisierte Figur an das Idealbild eines Mammuts und an Mammutrekonstruktionen an, die unter historisch-wissenschaftlichen Gesichtspunkten erstellt wurden. Grundsätzlich können die heraldischen Regeln, die für eine Elefantenfigur gelten, auch bei einer Mammutfigur zur Anwendung gelangen. Beispielsweise sollte die Mammutfigur wie die Elefantenfigur in einem Wappen im Normalfall „angriffslustig“ dargestellt sein, mit einem massiven, übertrieben panzerförmigen Körper, einem großen und wuchtigen Kopf, kurzen Gliedmaßen, kräftigen Beinen, leicht hervorstehenden Augen, einem überdimensionalen Rüssel und ebensolchen Stoßzähnen.
Um das Wappenmotiv Mammut eindeutig von einer Elefantenfigur abzugrenzen, empfiehlt es sich, es stets mit einem groben Außenfell aufzureißen (ähnlich wie bei einer Wildrindfigur) mit einer Schürz an Bauch und Flanke; auch Rüssel, Schwanz und Ohren sollten mit Fell gestaltet sein, während das Fell auf dem Kopf zu einem charakteristischen Pony geformt sein sollte. Im Gegensatz zu einer Elefantenfigur sollte die Mammutfigur kürzere und massigere Beine besitzen und insgesamt länger erscheinen. Die Mammutstoßzähne sind raumfüllender als die Elefantensoßzähne darzustellen. Der Kopf sollte hoch aufgerissen werden, zum Schädel hin mit einem deutlichen Dom („Kranialdom“), hinter dem eine Halseinbuchtung liegt. Hinter dieser beziehungweise auf dem vorderen Rücken sollte ein Buckel dargestellt sein und die weitere Rückenlinie sollte markant stark abfallen.
Zwei Mammute (Wappen Abatsky Oblast
; vgl. Флаг Абатского района
)
Steigendes Mammut (vgl. Герб Среднеколымска
)
Mammut, frontal (Emblem von Ust-Janski ulus
; vgl. Герб Усть-Янского улуса
)
Mammute als Schildhalter (Meschyritsch
)
Mammutstoßzahn
Der Mammutstoßzahn (auch kurz Stoßzahn, Mammuthauer oder ähnlich genannt) ist in der Heraldik eine seltene gemeine Figur, die dem gleichnamigen stark ausgebildeten, extrem verlängerten und nach außen verlagerten Zahn eines Mammuts nachempfunden ist (→ „Stoßzahn“). In der heraldischen Gestaltung ist ein Mammutstoßzahn gewöhnlich nicht (oder nur sehr schwer) von einem Rinder-/Büffel-/Stierhorn, einem Elefantenstoßzahn oder ähnlichem Wappenmotiv zu unterscheiden und sollte daher stets in der Wappenbeschreibung explizit mit seinem Eigennamen gemeldet werden, um Verwechslungen zu vermeiden.
Mammutstoßzahn (Beša (Levice) ![]() |
Rinder-/Büffelhorn (Krasiczyn ![]() |
Zwei Elefantenstoß- zähne (Familienwappen Zahn)[3] |
Gomphotherium
Das Gomphotherium (auch mißverständlich als Rüsseltier blasoniert; französisch gomphotherium; englisch gomphotherium, „welded beast“) ist in der neueren Heraldik eine seltene gemeine Figur. Das Wappenmotiv lehnt sich an das Idealbild des gleichnamigen, ausgestorbenen Rüsseltiers beziehungweise an entsprechende Rekonstruktionen davon an (vgl.: „Gomphotherium“). In der älterern Heraldik ist dieses Wappentier nicht gebräuchlich. Im Gegensatz zu einer Elefanten- und einer Mammutfigur sollte die Gomphotherium-Figur einen deutlich flacheren und längeren Schädel besitzen und stets mit vier Stoßzähnen aufgerissen werden (oder zumindest so heraldisch stilisiert werden, dass anhand der Stoßzähne das Motiv deutlich von einer Elefanten-/Mammutfigur abgegrenzt werden kann).
Gomphotherium-Rumpf, aus dem linken Schildrand wachsend (Wappen von Mettmach
)
Wappenbilderordnung
Ob das Mammut in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) aufgenommen wurde, ist nicht bekannt. In der Ausgabe 1990-1996 ist das Wappentier noch nicht erfaßt.[4]
Paraheraldik
Das Mammut findet sich als Motiv auch in Logos, paraheraldischen Zeichen oder ähnlichen Abbildungen.
Logo der Mammut Sports Group
Mastodon
-Maskottchen mit Smartphone (Mastodon-Software
)
Siehe auch
Weblink

- Mammute
, (Wikipedia)
Einzelnachweise
- ↑ Samtgemeinde Selsingen: Informationen über Godenstedt (Memento des vom 7. November 2016 im Internet Archive)
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- ↑ Wappenbeschreibung: „D'argent au mammouth contourné au naturel défendu du champ sur une terrasse isolée de sinople, le tout soutenu de l'inscription PMC en lettres capitales d'argent accolées 2 et 1 et surmonté de l'inscription «PRIGNAC et MARCAMPS» de sable.“
Vgl.: Offizielle Webseite der Gemeinde. Abgerufen: 01. Juli 2019 - ↑ Wappenbeschreibung (Familienwappen Zahn, 1949, von Basel): „Gespalten von Blau und Rot, überdeckt von zwei silbernen Stosszähnen balkenweise übereinander.“
- ↑ Vgl.:
- Jürgen Arndt und Werner Seeger (Bearbeiter) mit Wappenskizzen von Lothar Müller-Westphal: Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo. Zit.: WBO - Wappenbilder. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. B). 2., ergänzte und berichtigte Auflage. Band I. Bauer & Raspe, Inh. Manfred Dreiss, Neustadt an der Aisch 1996, ISBN 3-87947-110-X (447 S., zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner; Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).
- Jürgen Arndt und Werner Seeger (Bearbeiter): Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo. Zit.: WBO - General-Index. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. B). Band II. Bauer & Raspe, Inh. Manfred Dreiss, Neustadt an der Aisch 1990, ISBN 3-87947-100-2 (393 S., zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner; Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).