Schneckenhaus (Heraldik)

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Schneckenhaus
alternative Beschreibung
faktisch
alternative Beschreibung
in der Heraldik
(Wappen von Schneckenhaus; nach dem Alten Siebmacher, 1605)

Ein Schneckenhaus (auch Schneckengehäuse, Schneckenschale[1] oder ähnlich genannt; französisch conque [marine], coquille majeur, coquille de gastéropode, coquille de limaçon, coquilles d'escargot, coquillage oder ähnlich; englisch snail shell, gastropod shell, mollusc, triton's trumpet shell, whelkshell oder ähnlich) ist in der Heraldik eine gemeine Figur.

Darstellung

1889: Schnecken­haus (nach Siebmacher bzw. Gritzner)

Das reale Vorbild einer Schneckenhausfigur ist bei manchen Wappen unklar. Der gewundenen Form nach erinnern die Schneckenhausfiguren in überlieferten Wappenaufrissen vielen AmmonitenartenW-Logo.png und deren äußere Skulptur; dem Namen nach sind sie jedoch oft zweifelsfrei dem IdealbildW-Logo.png der schraubenförmig gewundenen kalkigen SchalenW-Logo.png der Schnecke nachempfunden (beispielsweise beim redenden Familienwappen derer von Schneckenhaus).

Das „Mundloch“ erscheint bei einer Schneckenhausfigur gemeinhin „leer“, das heißt ohne den Kopf und ohne den Körper einer Schnecke. Wenn die einzelnen Windungen einer Schneckenhausfigur alternierend heraldisch eingefärbt sind, ist dies in der Wappenbeschreibung anzuzeigen (zum Beispiel: „Schneckenhaus, von Silber und Rot gestreift“):

„14. Von den Schnecken-Häusern, coquille de limaçon, testa cochleæ, sagt man auch gestreift, strié, striatus, Nummer 15.“

Schneckenhaus (Tafel XXI. Figur 11) erscheint im Wappen der Schneckenhäuser in Schlesien.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[3]

Schneckenhaus mit gefülltem „Mundloch“

Wenn aus einer Schneckenhausfigur eine andere gemeine Figur aus dem „Mundloch“ wächst, sollte dies in einer Wappenbeschreibung stets gemeldet werden. Insbesondere bei historischen Wappen, zu denen keine gesicherten authentischen Wappenbeschreibungen vorliegen, ist manchmal unklar, ob eine Wappenfigur aus einem Schneckenhaus wächst – oder nicht. Beispielsweise beschreibt Gustav Adelbert Seyler das Famlienwappen MathesiusW-Logo.png mit den Worten: „Auf einem Dreiberg ein nach oben gekehrtes Schneckenhaus, aus dem ein Flügelpferd wächst“; andere blasonieren das Gesamtmotiv jedoch ohne Schneckenhausfigur („im blauen Wappenschild auf silbernem Dreiberg ein geflügeltes silbernes Seepferd[5]).

Schneckenhaus versus Füllhorn

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Füllhorn (Heraldik)

Füllhornfiguren erscheinen in der Heraldik teilweise als schneckenhausartige Motive, sollten aber mit diesen nicht verwechselt werden.

Blasonierung einer Schneckenhausfigur

Heraldisch stilisierte Darstellungen von Schnecken, Schneckengehäusen und Schneckenfossilien sind in Wappenaufrissen manchmal nicht voneinander zu unterscheiden. Welche Figur erscheint (Schnecke, Schneckenhaus oder eine fossile Schnecke, sollte die Blasonierung klären. Um Verwirrungen zu vermeiden, sollte man im Blason im Zweifelsfalle die spezifische Eigenschaften der dargestellten Figur exakt festhalten.

Rostellaria-Schnecke

Schneckengehäuse und Fossil: die „Rostellaria-Schnecke“ im historischen Wappen von Stainztal (Verleihung 2005/2006, Führung bis Ende 2014)

Beispielsweise ist die Figur „Rostellaria-Schnecke“ (Tibia „Rostellaria“ dentata) im historischen Wappen von Stainztal einerseits einem Fossilfund aus dem Neogen nachempfunden (Inventarnummer 75.263 im Landesmuseum Joanneum)[6], andererseits ist sie aber nach genau dieser einen Langschnabel-Schnecke mit ihrem Gehäuse gestaltet, die im Urmeer vor 16 Milionen Jahren lebte. Nach Gross und Fritz ist bemerkenswert, „dass in die abstrahierte Darstellung im Wappen eigentlich ein zweites Fossil Eingang gefunden hat – eine kleine Auster, die das Gehäuse der Tibia als Hartsubstrat nutze und sich so »ins Bild« drängte“.[6] Gemeldet wurde die Wapppenfigur als „fossiles Schneckengehäuse“ mit folgenden Eigenschaften:

Blason: „In einem von Blau und Rot durch ein goldenes fossiles Schneckengehäuse mit nach links unten zeigendem Schnabel schrägrechts geteilten Schild links oben drei, rechts unten zwei goldene Lilien.“
(Stainztal Gemeindewappen. Verleihung: 7. März 2005. Überreichung der Urkunde 8. Juli 2006)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Die Schale der Schnecken. Portal Weichtiere.at.
  2. Johann Simon Beckenstein: Kurtze Einleitung zur Wappenkunst, und zur Art des Blasonirens: in deutlichen Exempeln gezeigt und in drey Sprachen deutsch, französisch und lateinisch erkläret. St. Petersburg. 1731. S. 168. Tafel XXVII. Abbildung 15.
  3. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
  4. Wappenbeschreibung, abgerufen 03. Mai 2016: „Gespalten von Weiss mit aufrechtem schwarzem Bär mit roter Zunge und Geschlecht, und von Schwarz mit gelbem Schneckenhaus über lateinischem weissem V-doppio.“
  5. Seite „Mathesius (Familie)“W-Logo.png. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 14. April 2023, 11:57 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Mathesius_(Familie)&oldid=232811274 (Abgerufen: 19. Januar 2024, 20:51 UTC)
  6. 6,0 6,1 Martin Gross, Ingomar Fritz: Paläontologie verbindet - ein Fossil als Wappentier einer steirischen Gemeinde. In: Abhandlungen der Geplogiscvhen Bundesanstalt. Wien, Band 60. S. 67-70. Wien 2007. - Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften. Geotope - Dialog zwischen Stadt und Land. Heft 51. Wien, 2007. S. 67-70.