Hirschkopffisch

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Fischgeschwänzte Hirsche
 
Hirschkopffisch
ohne Beine
(nach Siebmacher/Gritzner)
 
See-/Wasserhirsch
mit den Läufen eines Hirsches
(von Lindenberg, gemäß Siebmacher, 1880)

Die Fabeltiere Hirschkopffisch und See-/Wasserhirsch (auch mißverständlich Hirschfisch genannt; französisch cerf mariné; englisch sea-stag) sind in der Heraldik sehr seltene Wappentiere beziehungsweise nicht sehr verbreitete gemeine Figuren.

Begriffsgeschichte und Blason

In der Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) ist der Ausdruck Hirschkopffisch eine Synonym für die Figur Geweihfisch und zwischen den Begriffen Seehirsch und Hirschfisch wird dort nicht differenziert[1]. Carl Alexander von Volborth verwendet die Begriffe Seehirsch und Wasserhirsch synonym[2]. Im Sprachgebrauch der WBO und teilweise auch von anderen heraldischen Quellen liegt eine gewisse „Unlogik“, denn in der Wappenpraxis gibt es im Zusammenhang mit einem aus Hirsch und Fisch zusammengesetzten Fabeltier mittlerweile mindestens drei verschiedene Ausprägungen:

  • eine Chimäre, die aus dem vorderen Teil eines Hirsches ohne Beine und einem Fischschwanz besteht.
  • eine Chimäre, die aus dem vorderen Teil eines Hirsches mit Hirschläufen und einem Fischschwanz besteht.
  • eine Chimäre, die aus dem vorderen Teil eines Hirsches mit Flossenfüßen und einem Fischschwanz besteht.

Zur Vermeidung von Mißverständnissen wäre es über die Vorgaben der WBO hinaus empfehlenswert, diese Wesen entsprechend zu blasonieren. Der Ausdruck Hirschkopffisch ist demnach für ein Wappentier zu reservieren, daß lediglich aus dem vorderen Teil eines Hirsches -- ohne Beine -- und einem Fischschwanz besteht. Er steht nicht als Synonym für einen Fisch mit Hirschgeweih zur Verfügung. Und bei den Ausdrücken See- oder Wasserhirsch sollte immer die Art und Form der Vorderbeine beschrieben werden, um Verwechslungen zu vermeiden. Der Ausdruck Hirschfisch sollte dagegen einem Wappentier vorbehalten sein, bei dem Fischkopf mit Hirschleib und Hirschhinterläufen kombiniert sind.

Hirschkopffisch

1885: Hirschkopffisch (Wappen Rucki; Rutzki, Rudzki, Rutzky von Rutz, Rudzky von Rudz; nach Siebmacher)

Der Hirschkopffisch ist eine Chimäre mit dem Kopf und dem Hals eines Hirsches und dem Körper einer Fisches -- ohne Beine!

Hirschkopffisch (Tafel XXIII. Fig. 22.) d. h. ein gebogener Fisch mit einem Hirschkopf statt des seinigen, gleichfalls Unicum.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[3]

Da die Figur sehr selten ist, gibt es keine expliziten heraldischen Vorgaben für ihn, außer jene, die für fischgeschwänzte Wappentiere allgemein gelten.

„Die Farbgebung wird entsprechend der heraldischen Regel für den Körper in einer Farbe ausgeführt und das Geweih und die Flossen können als Bewehrung anders farbig sein.“

Wikipedia (2013)[4]

See-/Wasserhirsch

1900: See-/Wasserhirsch (Wappen der Familie von Lindenberg; Aufriß gemäß Siebmacher, angeblich „unvollständig“ dargestellt)

Der See- oder Wasserhirsch ist das Wappentier der brandenburgischen Familie von Lindenberg. In der neueren Heraldik ist die Figur vermehrt als Schildhalter gebräuchlich (zum Beispiel County of Avon, Ruma et cetera).

Wappenbilderordnung

  • Der Seehirsch wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. 6221 aufgenommen. Im Band 2 verweist auch der Ausdruck Hirschfisch auf diese Nummer.

Paraheraldik

Auch außerhalb oder am Rande der Heraldik werden Hirschkopffisch und See-/Wasserhirsch als Motiv verwendet (zum Beispiel als Schildhalter im Wappen der University of the West of EnglandW-Logo en.png).

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. Vgl. Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo, hrsg. vom Herold - Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften zu Berlin. Bearb. von Jürgen Arndt und Werner Seeger, 2 Bde, 2. ergänzte u. berichtigte Aufl., Neustadt a. d. Aisch 1990-1996 (kurz: WBO). Bd. 1.: Wappenbilder; Bd. 2: General-Index.
    Editorische Notiz: Zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner (Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).
  2. Volborth, Carl Alexander von: Fabelwesen der Heraldik in Familien und Städtewappen, Stuttgart und Zürich 1996 Belser-Verlag, auch 2001. S. 106/107
  3. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
  4. Seite „Hirschkopffisch“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 9. September 2013, 19:00 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hirschkopffisch&oldid=122385788 (Abgerufen: 9. September 2013, 20:51 UTC)