Seehase (Wappentier)

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Dieser Artikel beschreibt die Wappenfiguren natürlicher und heraldischer Seehase; Stand 2021 sind der Heraldik-Wiki-Redaktion keine Wappen mit der gleichnamigen Meeresschnecke (‚Aplysia‘W-Logo.png deutsch Seehase) bekannt.
Seehase
 
natürlich
(nach WBO, Nr. 3751)
 
heraldisch
(Wappen Armbruster, von Bern, ehemals Gadmen; nach Berner Wappenbuch, 1932)

Die Wappentiere

  • (Heraldischer) Seehase
    (auch Fischhase, Hasenfisch, fischgeschwänzter Hase oder ähnlich genannt; französisch lièvre mariné; englisch sea-hare)
  • (Natürlicher) Seehase
    (auch Lump, Lumpfisch/Lump-Fisch oder ähnlich genannt; lateinisch cyclopterus lumpus; französisch lompe, lump, cycloptère oder grosse poule de mer; englisch lumpfish, lumpsucker)

sind in der Heraldik zwei unterschiedliche und seltene gemeine Figuren. Beide Wappenfiguren haben keine oder nur wenige Gemeinsamkeiten.

Darstellung

Abgrenzung

In Wappenbeschreibungen ist zu differenzieren:

  • der „heraldische Seehase“ wird gewöhnlich ohne den Zusatz „heraldisch“ genannt.
  • der natürliche Seehase“ sollte explizit als solcher oder mit einer Ergänzung wie seinem lateinischen Namen (zum Beispiel Cyclopterus lumpus) gemeldet werden.

Es empfiehlt sich in beiden Fällen, alle besonderen Attribute der Figuren exakt zu bestimmen. Insgesamt ist die Blasonierung (also die Beschreibung des Wappens) ausschlaggebend, nicht ein konkreter Wappenaufriss.

Heraldischer Seehase

ca. 1554-1568: Seehase (Wappen Gundtrissen (Grundisch, Grundrischen; Gundriphen; nach Brechtel)
(Heraldischer) Seehase im historischen Wappen von Parchwitz (nach Otto Hupp, 1920)

Der „(heraldische) Seehase“, welcher von dem „natürlichen“ zu unterscheiden ist, ist ein Wappentier, das im Wappen oder Oberwappen mit einem Hasenvorderteil und mit einem Fischschwanz dargestellt wird. Diese Figur ist, wie viele Wappentiere dieser Art, ein fiktives Tier (Fabeltier).

Wann der heraldische Seehase zum ersten Mal im Wappenwesen erscheint, ist unklar beziehungsweise nicht ausreichend erforscht. In der heraldischen Literatur wird als Referenzwappen mit einer Seehasenfigur gewöhnlich das Wappen der Familie Grundisch/Grundrischen/Gundriphen/Gundtrissen genannt. Beispielsweise heißt es bei den Heraldikern Johann Anton Kroll von Freyen (alias Rudolphi) und Christian Samuel Theodor Bernd:

„Die Grundrischen in Schwaben / einen halben guͤldenen Haasen nach der Rechten sehend / mit einem blauen Fisch-Schwanz / im rothen Schild.“

„Der Hasenfisch, oberhalb Hase (?) unterhalb Fisch, im Wappen der Gundriphen (..)“

Das Gundriphen-Wappens ist beispielsweise im Fürst'schen Wappenbuch von 1655 (und in späteren Siebmacherauflagen) nachweisbar.[3]

Natürlicher Seehase

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In der Früh-/Blütezeit des Wappenwesens sind natürliche Seehasenfiguren (Cyclopterus lumpus) nicht gebräuchlich.

Die in Wappen dargestellten, heraldisch stilisierten natürlichen Seehasen sind nicht einem bestimmten natürlichen Fisch aus der gleichnamigen Familie der SeehasenW-Logo.png (Cyclopteridae) nachgebildet. Vielmehr lehnen sie sich an das IdealbildW-Logo.png eines Seehasen an. Wenn überhaupt, gehört zu den Vorbildern für die gemeine Figur der im Atlantik vorkommende (echte) SeehaseW-Logo.png (Cyclopterus lumpus), dessen Name beispielsweise in der Wappenbeschreibung zum Wappen der Stralsunder Familie Seehase (DWR, Nr. 353; 1868/35) aus dem Jahre 1935 ausdrücklich angegeben wurde.

Wird ein natürlicher Seehase in einem Wappen dargestellt, sind die charakteristischen Merkmale der Fischfamilie im Sinne der Heraldik deutlich hervorzuheben (dazu zählen beispielsweise „plumper“, „ballonförmig“ anmutender Körper; kurzer, oben konkav und unten konvex geformter Kopf; unbeschuppte Haut, die mit in Längsreihen angeordneten Tuberkeln und knöchernen Dornen versehen ist; kreisförmige Brustflossen et cetera).

Wappenbilderordnung

Einzelnachweise

  1. Johann Anton Kroll von Freyen (alias Rudolphi): Neu vermehrte Heraldica-curiosa bestehend in zweyen Theilen, derer Erster überhaupt der Wappen-Geschicht Ursprung (etc.) Deren anderer Theil aber begreifft in sich ein special-kurtz-verfasstes Wappen Buch (etc.). Frankfurt und Leipzig, 1718. S. 129. (Google; Abbildung auf Tafel: Google)
  2. Bernd, Christian Samuel Theodor: Die Hauptstücke der Wappenwissenschaft: Die allgemeine Wappenwissenschaft in Lehre und Anwendung: nach ihren Grundsätzen in Europas Ländern aus den Quellen dargestellt, und mit Tausenden von Beispielen wirklicher Wappen aus jenen Ländern (..). Band 2. Bonn, 1849. (Google). S. 214
  3. Fürst'schen Wappenbuch: Des erneuerten Teutschen Wappenbuchs Zweyter Theil (..) Von den Ritterlichẽ Thurnieren und der Adelichen Heroldszunft vermehrt (..) Nürnberg, 1655. (Alter Siebmacher; Google)