Krücke (Heraldik)
Die Krücke (unter anderem frz.: potence, béquille, fasce-pal en pointe; engl.: fess conjoined on the lower edge with demi pale) ist in der Heraldik im Wappenschild
- eine eher seltene gemeine Figur, die in Gestalt einer hölzernen Gehhilfe meist zusammen mit einer anderen Figur dargestellt wird.
- ein eher seltenes Heroldsbild, dass in seiner Form dem Buchstaben „T“ ähnelt.
Darstellung
Das Heroldsbild besteht aus einem Balken unterhalb des Schildhauptes, an den ein Pfahl aus dem Schildfuß kommend mittig anstößt. Beide Teile haben eine Farbe und an der Schnittstelle der Elemente ist keine Linie vorhanden.
Siebmacher
„Krücke (Tafel V. Figur 72-78.): Denkt man sich einen Schildhauptpfahl (..) heruntergedrückt, d. h. Schildhaupt und Pfahl in den Schild, so entsteht die Krücke. Der Querbalken derselben steht entweder, wie bei Figur 73. 74. in der Mittelquerlinie des Schildes, dann ist nur zu melden:
* Figur 73: in Rot eine goldene Krücke, begleitet von 3 (1. 2.) silbernen Kreuzchen;
* Figur 74: von Blau Schwarz und Rot getheilt und halbgespalten, überdeckt durch goldene Krücke. Oder noch einfacher und doch verständlich (weil es gar nicht anders sein kann): Von Blau, Schwarz und Rot durch goldene Krücke quergeteilt.
Ist dagegen der Querbalken der Krücke über der Mittelquerlinie des Schildes (Figur 72), so ist dies eine erhöhte Krücke, wogegen, wenn derselbe unter ihr (Figur 75) ist, man sie eine erniedrigte Krücke nennt.“
Varianten
Sturzkrücke
Die Sturzkrücke ist in der Heraldik im Wappenschild ein eher seltenes Heroldsbild, dass in seiner Form dem auf den Kopf stehenden Buchstaben „T“ ähnelt.
Rechtskrücke
Die Rechtskrücke ist eine Krücke mit einem, gleichsam den Stock vorstellenden, halben Balken nach heraldisch rechts gekehrt.
Linkskrücke
Die Linkskrücke ist eine Krücke mit einem, gleichsam den Stock vorstellenden, halben Balken nach heraldisch links gekehrt.
Schrägkrücke
„Eine Krücke, deren Stock nach dem rechten Untereck geht, würde man rechte Schräckrücke, eine, deren Stock nach dem linken Untereck geht, linke Schrägkrücke nennen.“
Krückenkreuz
Aus vier Krücken und jede Krücke um jeweils 90 Grad gedreht, wird das Krückenkreuz gebildet. Befinden sich an den Kreuzenden nochmals kleinere Krücken, so wird es zum Doppelkrückenkreuz. Schräggelegt wie ein Schragen, wird das Kreuz zum Krückenschrägkreuz.
Krückenspeichenrad
Beim Krückenspeichenrad sind mehrere Krücken als „Speichen“ kreisförmig um eine runde Nabe angeordnet (meist acht, eine andere Anzahl sollte gemeldet werden). Die Balken jeder Krücke sind gerundet und bilden im Prinzip eine durch Lücken unterbrochene Felge.
Krückenschnitt
Auch für die Wappenschnittform Krückenschnitt ist das Heroldsbild Krücke das Ausgangselement. Beim Krückenschnitt wird an der Teilungslinie oder Spaltungslinie die Form mehrmals wiederholt, so dass die gleiche Figur in anderer Tinktur erscheint.
Krückenfeh
Eine weitere Anwendung in der Heraldik ist die Krücke als Krückenfeh, wobei das meist blau-weiß gefärbte Muster durch die Aufteilung der Querreihen entsteht.
Krücke als gemeine Figur
- Krücke als gemeine Figur
Mann, der eine goldene Krücke umfaßt und diese über seinem linken Knie bricht (Piešťany)[3]
Bettler mit Krücke neben Sankt Martin (Aigues-Mortes)
Bettler mit Krücke neben Sankt Martin (Kreis Schams)
Abgrenzung
Das Heroldsbild Krücke sollte nicht mit dem im Wappenschild freistehenden Antoniuskreuz verwechselt werden.
Wappenbilderordnung
- Das Heroldsbild Krücke wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Senkrechte und waagerechte Teilungen in Kombination unter der Nr. 0225 aufgenommen.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
- ↑ Dt. Pistyan, Pistian, oder Bad Püschtin; unga. Pöstyény, Pöstyén; poln. Piszczany
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