Pfau (Wappentier)
Der Pfau (französisch paon; englisch peacock) ist als Wappentier eine gemeine Figur. Seine Schwanzfedern sind als Zier im Oberwappen verbreitet.
Darstellung
Das zu den Hühnervögeln zählende Tier ist in der Darstellung im Wappen seiner natürlichen Erscheinung sehr nahe. Die Wahl des blauen Pfaues kommt der in Europa verbreiteten Art als bekannteste und schmuckvollsten Vertreter der Fasanenartigen entgegen. Er war der Wappenvogel der Grafschaft Wied. Sein Bild im Wappen ist verbreitet blau, nach rechtslaufend mit langem Schwanz als Schleppe oder als aufgestelltes Federrad, wie es als Balzverhalten bekannt ist. Der Kopf wird mit einer Federkrone geschmückt. Das Tier mit aufgeschlagenem Rad (bei der Balz aufgestellte Schwanzfedern) wird als schweifspiegelnder Pfau beschrieben.
„Pfau (Tafel XIX. Fig. 41. 42.): radschlagend (Fig. 41.) oder stehend (Fig. 42.) kommt nicht sehr häufig in Wappen vor.
Eine ganz aussergewöhnliche, nämlich die Stellung des Adlers, hat der Pfau im Wappen der von Eyben (Holstein-Mecklenburg, Tafel XX. Fig. 2.) Ein halber Pfau (Tafel XX. Fig. 1.) erscheint im Wappen der Oesterr. Gleynitz und Pfaunauer, 3 Pfauenrümpfe (siehe) Tafel XX. Fig. 3.“
Pfauenfeder
„Pfaufedern als Verzierung und Pfauschweife als Helmkleinode sind ungemein häutig (siehe dort). Die vor einigen Jahren in einer Zeitung aufgetauchte Idee, dieselben bedeuteten die Abstammung des betr. Wappenherrn vom hohen Adel, ist durchaus hinfällig. Die von Chüden führen einen Pfauschweif im Schilde schrägestellt; die von Pfau in Preussen und Anhalt die einzelnen Theile eines Pfaus vertheilt in die 5 Felder des Schildes (gev[iert] mit H[elmzier]).“
Pfauenfeder im Oberwappen
Die Schwanzfedern des Pfaus sind als Zier im Oberwappen beliebt, da die Augen auf den Federn ein besonderes Schmuckelement bilden (Beispiel der Wappenhelm der Herzöge von Braunschweig[2]). Diese werden in übersichtlicher Zahl mit den Augen zum Betrachter gefächert positioniert. Die Anzahl und die Augenfarbe ist bei der Beschreibung zu erwähnen.
Pfauenstoß
Gebündelte Federn werden in der Heraldik Pfauenstoß genannt (Beispiel: Wappen Österreich nach der Züricher Wappenrolle). |
Pfauenwedel
Gebündelte Federn in einem Schaft werden Pfauenwedel genannt (Beispiele sind die Helmkleinode der Grafen von Kasteln oder von Anhalt[2]). |
Abgrenzung zwischen Pfauenstoß und Pfauenwedel
Die Abgrenzung zwischen Pfauenstoß und Pfauenwedel ist unscharf. Teilweise werden die Begriffe in der heraldischen Terminologie synonym verwendet. Teilweise veränderten sich die Wappendarstellungen ein und derselben Familie im Laufe der Jahrhunderte: Aus einem Wappen mit Pfauenstoß wurde ein Wappen mit Pfauenwedel und umgekehrt.
Fächerartig gebundene Pfauenfedern als gemeine Figur (Groß Santersleben)
Löwe, geschwänzt mit Pfauenstoß (Wappen von Fällanden, Schweiz)[3]
Pfau als Wappenahnentafel
Das Motiv Pfau mit seinem weit ausgefächertem Schwanz erscheint manchmal als Bebilderungsfläche für eine Wappenahnentafel.
Verbreitung
Der Pfau ist bereits seit dem 12. Jahrhundert als Wappentier bekannt. Als 1914 Prinz Wilhelm zu Wied als Fürst in Albanien eingesetzt wurde, wurde der Pfau im Mittelschild des albanischen Doppeladlers übernommen.[2] Auch als Wappenträger für die Habsburger Wappengalerie ist der Pfau in die Heraldik eingegangen.
Symbolik
Innerhalb der Heraldik kann die Figur redend für den Namen eines Wappenführenden stehen (zum Beispiel erscheint 1698 ein Pfaufigur im bürgerlichen Wappen von Johann Caspar Pfau aus Regensburg). Carl Mayer von Mayerfels erinnert daran, dass der Pfau womöglich ein Zeichen für eine bestimmte Amtsgewalt oder gewisse Rechte war:
„So soll auch der Pfau (Kleinod der Seefeld und nunmehr Törring-Seefeld) bisweilen Zeichen eines Turnierkönig-Amtes gewesen sein.“
Symbolik außerhalb der Heraldik
Der Pfau ist außerhalb der Heraldik (in Mythologie, Religion, Märchen etc.) unter anderem ein Symbol für Schönheit, Reichtum, Königlichkeit, Liebe, Leidenschaft, aber auch für Unsterblichkeit, Auferstehung, Arroganz und für die sprichwörtliche Eitelkeit („eitel wie ein Pfau sein“).
„Um ihn ranken sich Mythen und Legenden verschiedener Kulturen und Epochen. In Indien ist er neben seiner Stellung als heiliges Tier gleichzeitig der Nationalvogel. Die Mayuri vina ist ein nordindisches Streichinstrument mit einem Korpus in Pfauenform. Im Jesidentum stellt das Tier den für die Jesiden heiligen „Engel Pfau“ dar, welcher Tausi Melek genannt wird und der von Gott zum obersten Engel und zum Beschützer und Verwalter der Erde ernannt wurde. In der griechischen Mythologie erschuf die Göttin Hera das „hundertäugige“ Federkleid des Pfaus aus dem vieläugigen Riesen Argos, der mit seinen Argusaugen Io bewachte und schließlich von Hermes getötet wurde. Im Islam gelten diese Tiere als äußerst sauber und rein. Der Dichter Saadi hielt im 13. Jahrhundert in seinem Werk Golestan („Rosengarten“) einzig die Pfauenfeder für würdig, als Lesezeichen im Koran zu liegen.[6] Goethe übernahm im West-Östlichen Divan dieses Motiv und sprach der Pfauenfeder ein göttliches Wesen zu[7].“
Gante
Heraldiker wie Galbreath/Jéquier, de Boos und Scheibelreiter kolportieren, dass es in der französischsprachig geprägten Heraldik eine besondere Abwandlung der Pfaufigur namens Gante gibt:
„Für einen Pfau mit einem Frauenkopf gibt es in der französischen Heraldik sogar einen eignen Namen: Gante.“
„gante: paon à tête humaine (féminine)“
„Gante = Pfau mit Frauenkopf, in der französischen Heraldik“
Wappenbilderordnung
- Die gemeine Figur Pfau wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Vögel: Hausgeflügel unter der Nr. 4911 aufgenommen.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 92
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Lexikon Heraldik, Gert Oswald, VEB Bibliographische Institut Leipzig, 1984
- ↑ Blason: „In Gold ein steigender roter Löwe, geschwänzt mit einem grünen Pfauenstoss.“
- ↑ Familienwappen aus den genealogischen Registern der Stadt Schaffhausen, angelegt von Johann Ludwig Bartenschlager (1692–1773)
- ↑ Mayerfels, Carl Mayer von: Heraldisches ABC-Buch. Das ist Wesen und Begriff der wissenschaftlichen Heraldik, ihre Gesetze, Literatur, Theorie und Praxis. Leipzig 1857.
- ↑ Philipp Wolff (Übers.): Sadi’s Rosengarten. Stuttgart 1841, S. 175
- ↑ Goethe: West-östlicher Divan. In: Werke. Band 5, Stuttgart 1828, S. 227 (bei Google Books)
- ↑ Seite „Blauer Pfau“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 28. Februar 2017, 09:54 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Blauer_Pfau&oldid=163094808 (Abgerufen: 6. März 2017, 16:39 UTC)
- ↑ Donald Lindsay Galbreath, Léon Jéquier: Handbuch der Heraldik. Battenberg Verlag, Weltbild Verlag, Augsburg 1990, ISBN 3-89441-259-3, S. 149 (französisch: Manuel du Blason. Lausanne, Lyon 1942. Übersetzt von Ottfried Neubecker).
- ↑ Emmanuel de Boos: Dictionnaire du blason. Paris 2001, ISBN 2-86377-170-1, S. 138 (französisch).
- ↑ Georg Scheibelreiter: Heraldik. Oldenbourg Verlag, Wien 2006, ISBN 3-7029-0479-4, S. 64.
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Pfau_(Wappentier)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 13. August 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.