Wolfszahnschnitt

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Im Wolfszahnschnitt geteilt ...
Muster-Wolfzahnschnittlinie.png
 
(von unten nach oben), mit der Krümmung nach links
 
(von unten nach oben), mit der Krümmung nach rechts
Im Wolfszahnschnitt gespalten ...
 
von links nach rechts, mit der Krümmung nach unten
 
von rechts nach links, mit der Krümmung nach unten[Anm. 1]

Wolfszahnschnitt (auch wolfszahnförmig [geteilt/gespalten usw.], im wolfzahnförmigen Schnitt; französisch émanché en dents courbées, en forme de dents de loup; englisch: [parted] in form of wolf-teeth - per pile throughout embowed; mißverständlich und fälschlich auch Eberzahn- oder Drachenzahnschnitt genannt) ist in der Heraldik eine Bezeichnung für eine besondere Form einer Schnittlinie, die beispielsweise in einem Wappenschild verlaufen kann, wodurch es in zwei Flächen beziehungsweise in zwei Felder mit unterschiedlichen heraldischen Farben geteilt oder gespalten etc. wird.

Darstellung

Wolfzahnschnitt

Ausgeführt wird eine Wolfszahnschnittlinie mit mehreren sich wiederholenden, symmetrischen ein- (oder ausgerundet) gebogenen Spitzen („Wolfszähnen“), die in der Regel aus dem Seiten- oder einem Feldrand eines Wappenschildes hervorkommen. Die Krümmungsrichtung des Schnittes (nach rechts, nach links, zum oberen oder unter Schildrand oder ähnlich) sollte gemeldet werden.

„(..) Mehrere Wolfszähne in einer Gruppe haben normalerweise den gleichen Krümmungssinn. Zur korrekten Blasonierung gehören Angabe von Anzahl, Ursprungsort (von wo ausgehend) und Richtung (wie gebogen), sofern diese nicht selbsterklärend ist (..)“

Bernhard Peter (2099)[1]

Bei der Schrägteilung sind, wenn nichts anderes gemeldet wird, die Wolfszähne nach oben gerichtet.

Wolfszahn

Wolfszahn
 
Wolfsgebiss
 
in der Heraldik
(nach WBO, Nr. 0962)
Unterkiefer von einem Wolf (canis mosbachensis)

Ein Wolfszahn (frz.: dent de loup, dent recourbée; engl. wolf's tooth) ist grundsätzlich eine „Abart“ der Spitze, wenn sie gebogen ist und die Form eines Zahnes hat[2].

„Ein Wolfszahn ist eine spitz zulaufende, gebogene bzw. gekrümmte Figur, die einem typischen Reißzahn eines Raubtieres ähnelt. Ein Wolfszahn steht typischerweise nicht als isolierte Figur schwebend im Schild, sondern kommt aus etwas hervor, aus dem Schildrand, aus dem Schildfuß, aus einer Teilungslinie. Damit ist der Wolfszahn typischerweise ein Linienverlauf, der vom Schildrand seinen Ausgang nimmt und wieder zu ihm zurückkehrt, ein Heroldsbild und keine gemeine Figur. Ein Wolfszahn kann einzeln Verwendung finden (..)“

Bernhard Peter (2009)[1]
1889: Drei Wolfs­zäh­ne am hinteren Schild­rand (nach Siebmacher)
Die neuere Heraldik benennt in einer Wappenbeschreibung bei geringen Anzahlen wie einer, zwei oder auch drei Wolfszähnen üblicherweise die Anzahl der Wolfszähne. Also: Mit zwei Wolfszähnen geteilt, mit zwei gestürzten Wolfzähnen geteilt et cetera. Bei vier beziehungsweise bei mehreren bis vielen Wolszähnen zählt man sie gemeinhin nicht mehr, sondern man spricht nur noch vom Wolfszahnschnitt (siehe oben). Im alten Wappenwesen war die genaue Anzahl der Wolfszähne gleichgültig bzw. dem aufreissenden Wappenkünstler überlassen.

Drei Wolfszähne (Tafel XI. Figur 2.): bald am hintern, bald am vorderen Schildrand ist das Wappenbild der Kinsky, der Amade, der Bathory und noch einiger anderer Geschlechter.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[3]

Gegenwolfszähne

Balken mit drei Gegenwolfszähnen (Tafel XI. Figur 3.) ist nicht näher zu definieren, es kommt im Wappen der von Weiher in Pommern und Westpommern vor.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[3]

Geschichte

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Spitzenschnitt

Der Wolfszahnschnitt ist eine besondere Form oder Ausprägung des Spitzenschnitts. Die Wandelung der Gestaltung eines Wappens mit Spitzenschnitt in eines mit Wolfszahnschnitt kann man beispielsweise anhand der Wappengeschichte derer von BáthoryW-Logo.png nachweisen. Das Stammwappen der Báthory de Somlyó et Ecsed zeigt in Rot eine Spaltung mit silbernen Spitzen, später werden die Spitzen als Wolfs-/Drachenzähne gedeutet, wobei diese teilweise in Wappenaufrissen auch schwebend und nicht als Heroldsbild gestaltet wurden.

Abgrenzung

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Flamme (Heraldik)

Der Wolfszahnschnitt ist vom Flammenschnitt zu unterscheiden. Letzerer hat gewöhnlich nicht nur einfach gekrümmte Begrenzungslinien, sondern erscheint in mehreren Krümmungen und Gegenkrümmungen (meist in S- oder einer vergleichbaren Form).

Wappenbilderordnung

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Besondere Motive: Wolfszähne. Internet. Erstellt: 2009. Abgerufen: 09. Mai 2022
  2. Hefner, Otto Titan von: Handbuch der theoretischen und praktischen Heraldik. 1861.
  3. 3,0 3,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.

Anmerkungen

  1. In der Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) wird dieses Heroldsbild unter der Nr. 0151-179 irreführend als „im wolfszahnförmigen Schnitt [geteilt]“ (?) beschrieben.
    Vgl.: Jürgen Arndt und Werner Seeger (Bearbeiter) mit Wappenskizzen von Lothar Müller-Westphal: Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo. Zit.: WBO - Wappenbilder. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. B). 2., ergänzte und berichtigte Auflage. Band I. Bauer & Raspe, Inh. Manfred Dreiss, Neustadt an der Aisch 1996, ISBN 3-87947-110-X, S. 262–263, Tafel 87, Figur 0151–179 (447 S., zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner; Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).