Wolfszahnschnitt
Wolfszahnschnitt (auch wolfszahnförmig [geteilt/gespalten usw.], im wolfzahnförmigen Schnitt; französisch émanché en dents courbées, en forme de dents de loup; englisch: [parted] in form of wolf-teeth - per pile throughout embowed; mißverständlich und fälschlich auch Eberzahn- oder Drachenzahnschnitt genannt) ist in der Heraldik eine Bezeichnung für eine besondere Form einer Schnittlinie, die beispielsweise in einem Wappenschild verlaufen kann, wodurch es in zwei Flächen beziehungsweise in zwei Felder mit unterschiedlichen heraldischen Farben geteilt oder gespalten etc. wird.
Darstellung
Wolfzahnschnitt
Ausgeführt wird eine Wolfszahnschnittlinie mit mehreren sich wiederholenden, symmetrischen ein- (oder ausgerundet) gebogenen Spitzen („Wolfszähnen“), die in der Regel aus dem Seiten- oder einem Feldrand eines Wappenschildes hervorkommen. Die Krümmungsrichtung des Schnittes (nach rechts, nach links, zum oberen oder unter Schildrand oder ähnlich) sollte gemeldet werden.
„(..) Mehrere Wolfszähne in einer Gruppe haben normalerweise den gleichen Krümmungssinn. Zur korrekten Blasonierung gehören Angabe von Anzahl, Ursprungsort (von wo ausgehend) und Richtung (wie gebogen), sofern diese nicht selbsterklärend ist (..)“
Bei der Schrägteilung sind, wenn nichts anderes gemeldet wird, die Wolfszähne nach oben gerichtet.
Wolfszahnförmige Schräg(rechts)teilung
Wolfszahnförmige Schräglinksteilung
Wolfszahn
Ein Wolfszahn (frz.: dent de loup, dent recourbée; engl. wolf's tooth) ist grundsätzlich eine „Abart“ der Spitze, wenn sie gebogen ist und die Form eines Zahnes hat[2].
„Ein Wolfszahn ist eine spitz zulaufende, gebogene bzw. gekrümmte Figur, die einem typischen Reißzahn eines Raubtieres ähnelt. Ein Wolfszahn steht typischerweise nicht als isolierte Figur schwebend im Schild, sondern kommt aus etwas hervor, aus dem Schildrand, aus dem Schildfuß, aus einer Teilungslinie. Damit ist der Wolfszahn typischerweise ein Linienverlauf, der vom Schildrand seinen Ausgang nimmt und wieder zu ihm zurückkehrt, ein Heroldsbild und keine gemeine Figur. Ein Wolfszahn kann einzeln Verwendung finden (..)“
Mit silbernen, schräg aufsteigenden Wolfszahn von Schwarz und Rot geteilt (Walchsing
)
„Drei Wolfszähne (Tafel XI. Figur 2.): bald am hintern, bald am vorderen Schildrand ist das Wappenbild der Kinsky, der Amade, der Bathory und noch einiger anderer Geschlechter.“
Gegenwolfszähne
„Balken mit drei Gegenwolfszähnen (Tafel XI. Figur 3.) ist nicht näher zu definieren, es kommt im Wappen der von Weiher in Pommern und Westpommern vor.“
Geschichte
Der Wolfszahnschnitt ist eine besondere Form oder Ausprägung des Spitzenschnitts. Die Wandelung der Gestaltung eines Wappens mit Spitzenschnitt in eines mit Wolfszahnschnitt kann man beispielsweise anhand der Wappengeschichte derer von Báthory nachweisen. Das Stammwappen der Báthory de Somlyó et Ecsed zeigt in Rot eine Spaltung mit silbernen Spitzen, später werden die Spitzen als Wolfs-/Drachenzähne gedeutet, wobei diese teilweise in Wappenaufrissen auch schwebend und nicht als Heroldsbild gestaltet wurden.
- Familienwappen Báthory
Silberne Wolfs-/Drachenzähne auf rotem Grund (Wappen der „Blutgräfin
“)
Abgrenzung
Der Wolfszahnschnitt ist vom Flammenschnitt zu unterscheiden. Letzerer hat gewöhnlich nicht nur einfach gekrümmte Begrenzungslinien, sondern erscheint in mehreren Krümmungen und Gegenkrümmungen (meist in S- oder einer vergleichbaren Form).
Wappenbilderordnung
- Der Wolfszahn wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Kugeln, Ringe, Kurvenschnitte unter der Nr. 0962 aufgenommen.
- Der Wolfzahnschnitt wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Sonderformen der Begrezungslinien unter der Nr. (0151)-179 aufgenommen.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1
Bernhard Peter: Besondere Motive: Wolfszähne. Internet. Erstellt: 2009. Abgerufen: 09. Mai 2022
- ↑ Hefner, Otto Titan von: Handbuch der theoretischen und praktischen Heraldik. 1861.
- ↑ 3,0 3,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
Anmerkungen
- ↑ In der Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) wird dieses Heroldsbild unter der Nr. 0151-179 irreführend als „im wolfszahnförmigen Schnitt [geteilt]“ (?) beschrieben.
Vgl.: Jürgen Arndt und Werner Seeger (Bearbeiter) mit Wappenskizzen von Lothar Müller-Westphal: Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo. Zit.: WBO - Wappenbilder. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. B). 2., ergänzte und berichtigte Auflage. Band I. Bauer & Raspe, Inh. Manfred Dreiss, Neustadt an der Aisch 1996, ISBN 3-87947-110-X, S. 262–263, Tafel 87, Figur 0151–179 (447 S., zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner; Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).