Eisbär (Wappentier)

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Eisbär
 
Faktisch
(kämpfende Eisbären, Archivaufnahme)
 
in der Heraldik
(aufgerichteter Eisbär im Wappen Grönlands)
Eisbär im Wappen der Familie Winter (Handzeichnung von Gerd Hruška)

Das Wappentier Eisbär (auch Polarbär genannt; französisch ours blanc oder ours polaire; englisch polar bear) ist in der Heraldik eine seltene gemeine Figur.

Geschichte

Wann explizit ein Eisbär zum ersten Mal in einem Wappen erscheint, ist unklar. Die Wappenrolle „London Roll“ von 1470 zeigt in einem Wappenschild eine „eisbärartige Figur“ inmitten von drei Vögeln mit der Aufschrift Le Roy de Greneland. Dieser königliche Titel spiegelte keinen offiziellen Titel wider, sondern zeigt lediglich an, dass das Wappen von jedem verwendet werden kann, der Grönland kontrolliert. Eine frühe Darstellung der Wappenfigur „Eisbär“ findet sich 1666 (zur Zeit des dänischen Königs Friedrich III.W-Logo.png). Ein Eisbär ist als Nebenfigur bis heute ein Bestandteil des Wappens der dänischen Königsfamilie und einiger Wappenderivate, die auf das dänische Königshaus bezeihungsweise auf den Besitz von Grönland referenzieren.

Darstellung

Cave: Kein Eisbär, sondern ein silberner → Bär (BechtheimW-Logo.png)

Die Wappenfigur Eisbär ist dem gleichnamigen Raubtier (Ursus maritimusW-Logo.png) nachempfunden und nur schwer oder gar nicht von einer silbernen (weißen) Bärenfigur zu unterscheiden. Im Vergleich zu anderen Wappentieren erscheint die Eisbärenfigur wenig heraldisch stilisiert. Grundsätzlich gelten für sie jene heraldischen Empfehlungen, die für eine heraldische Bärenfigur allgemein feststehen (siehe → Bär). Beispielsweise können Eisbären- wie Bärenfiguren in Wappen aufgerichtet, schreitend, fangbereit, wachsend, gekrönt, „mit Kette“, „mit Halsband“ oder ähnlich erscheinen.

Farbgebung

Wird nichts anderes gemeldet, wird die Eisbärenfigur komplett in Silber (Weiß) dargestellt.

Grundsätzlich ist es im Wappenwesen möglich, aber nicht empfehlenswert, eine Eisbärenfigur nicht in Silber darzustellen, sondern in einer anderen heraldischen Tinktur (die Farbe ist in diesen Ausnahmefällen stets zu melden). Dem steht entgegen, dass manche Heraldiker die Meinung vertreten, dass Eisbärenfiguren „immer“ in Silber im Wappen erscheinen sollen, um Verwechslungen mit anderen Bärenfiguren zu minimieren.

Um eine silberne Tingierung zweifelsfrei festzulegen, kann man im Blason auch den tautologische Ausdruck „silberner Eisbär“ verwenden. Das Motiv kann mit einer anderfarbigen Bewehrung (Krallen, Zähne) oder einer andersfarbigen Zunge dargestellt sein, was in der Wappenbeschreibung anzuzeigen ist.

Eisbären erscheinen bisweilen in Mehrzahl in Wappen (die genaue Anzahl und Stellung zueinander ist in diesem Fall zu melden).

Eisbär als Schildhalter

Die Figur Eisbär ist in der Heraldik auch als Schildhalter gebräuchlich.

Verbreitung

Eisbärenfiguren erscheinen weniger in Familienwappen, sondern eher in Kommunalwappen insbesondere jener Länder, die an die nördlichen PolarregionenW-Logo.png angrenzen (Grönland, Russland, Norwegen et cetera) oder in denen natürliche Eisbärpopulationen vorhanden sind.

Wappenbilderordnung

Beim Verfassen des Beitrags ist nicht bekannt, ob die Figur Eisbär in die aktuelle Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) aufgenommen wurde. In der Wappenbilderordnung (1990-1996) wird sie nicht erwähnt.[1]

Paraheraldik

Die Eisbärenfigur wird auch in der Paraheraldik genutzt, zum Beispiel als Logo, Militär-/Divisions-, Sportabzeichen oder ähnliches.

Weblinks

Commons: Eisbären in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vgl. Jürgen Arndt und Werner Seeger (Bearbeiter): Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo. Zit.: WBO - General-Index. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. B). Band II. Bauer & Raspe, Inh. Manfred Dreiss, Neustadt an der Aisch 1990, ISBN 3-87947-100-2 (393 S., zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner; Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).