Bär (Wappentier)
Gemeiner Bär (Berlin)
Das Wappentier Bär (frz.: ours; engl.: bear) ist in der Heraldik eine gemeine Figur.
Geschichte
Der Bär wird seit der Steinzeit in der bildenden Kunst dargestellt. Zuerst auf Siegel der Bernburger Linie des Hauses der Askanier erwähnt, eroberte er sich seit dem Mittelalter in der Heraldik seinen Platz. In vielen Wappen hat der Bär (schwarz tingiert) den Namen von Albrecht I. symbolisch übernommen. Der Markgraf von Brandenburg hatte den Beinamen der Bär oder der Schöne. Alle Wappen dieser Linie haben mehr oder weniger zum Wappentier eine Beziehung.
Darstellung
Der Bär ist in seiner heraldischen Darstellung im Vergleich zu anderen Wappentieren wenig heraldisch stilisiert. Grundsätzlich ist im Wappenwesen ein gemeine (stilisierte) Bärenfigur wie beispielsweise im Wappen von Berlin von einer natürlichen zu unterscheiden.
In Wappen erscheint der Bär unter anderem aufgerichtet (wie in den Wappen von Berlin und Roßlau, Elbe), schreitend (wie in den Wappen von Bernau im Schwarzwald, Bernsdorf in der Oberlausitz und Sandersleben, Anhalt), fangbereit, wachsend (wie in den Wappen von Güntersberge und Zeulenroda) bisweilen gekrönt, „mit Kette“ oder „mit Halsband“ (Fürstabtei St. Gallen). Der aufrechte Gang findet sich bei den Wappen der Kantonen beider Appenzell sowie im Wappen der Stadt St. Gallen (mit goldenem Halsband), was außerhalb der Heraldik Widerstandskraft und „sich aufbäumen“ bedeuten kann. Heraldisch wird der „Bär mit Hellebarde“ als Landsknecht und der „Bär mit Axt“ als Tanzbär blasoniert.
„Der Bär (Tafel XV. Figur 25. bis 28.): kommt schreitend, oder aufrecht (Tafel XV. Figur 25., 26., 27.) mit und ohne Halsband, an letzteren auch oft eine Kette (Figur 28.), auch klimmend (z. B. im Bernburgischen Wappen) vielfach in Wappen vor, besonders derjenigen Geschlechter, welche einen ähnlich klingenden Namen haben, wie Bähr, Bär, Bärenfels, Bärenthal, Behr, Behrens, Bernfels und anders.
(..) Der schreitende Bär soll nach alter Regel den Rachen geschlossen haben (..)“
Sitzender Bär (Jablonné nad Orlicí)
Vor Stamm schreitender Bär (Bernau bei Berlin)
Auf Rasen stehender Bär (Bärnau)
Wappen der Familie von Behr
Tingierung
Die Bärenfigur wird gewöhnlich in Schwarz auf silbernen oder goldenem Grund dargestellt oder silbern auf einem blauen, roten, grünen beziehungsweise schwarzen Grund, seltener rot oder andersfarbig. Die Farbe der Bewehrung (Krallen, Zunge) kann abweichend sein, was zu melden ist.
Roter Bär (Dorotea)
Goldener Bär (Bezirk Valka)
Blauer Bär (Årjäng)
Silberner Bär (Bechtheim)
Bär auf Zinnen
Vielfach schreitet die Bärenfigur auf Zinnen, zum Beispiel in den Wappen von Radegast (Südliches Anhalt), Raguhn, Zerbst und auch von Güsten. Viele dieser Bären entstammen den anhaltischen Hauswappen.
1924-1945: Freistaat Anhalt
Körperteile des Bären
Körperteile des Bären wie die Tatze (Pulsnitz), der Kopf (Bärenstein (Altenberg)) oder halbe Bärenfiguren finden sich ebenfalls in Wappen.
Halber Bär
Die Figur Bär ist im Wappenwesen manchmal als Halbfigur (auch als „wachsend“ oder als „oberhalb“ beschrieben) gebräuchlich, vermutlich weil die obere Hälfte eines Bären mit zum Angriff gestellten Vorderbeinen betont kriegerisch wirkt.
„Ein eigentümliches Bild giebt Grünenberg, nämlich ½ Bären mit Halsband, durch dessen Rachen ein hinten geknotetes Tuch gezogen ist (Figur 29.).“
Aus blauen Wellen im Schildfuß wachsend ein schwarzer, rotbewehrter Bär mit goldenem Halsband (Dornumergrode)
Halber Bär
(Obersimmental)Oben: Oberhalber Bär (Wasserburg, Bodensee)
Bärenkopf/Bärenrumpf
Bär(en)kopf und Bär(en)rumpf (das ist ein „gestümmelter“ Bär, also nur Hals und Kopf, ohne Vorderbeine) sind gebräuchliche Ausdrücke für Wappenfiguren. Gewöhnlich wird im Wappenwesen weder in der Darstellung noch in der Wappenbeschreibung zwischen einem Halstück (Bärenkopf mit langem Hals bzw. Bärenrumpf) und einem Kopfbild (nur Bärenkopf, ohne Halsansatz) differenziert. Die genaue Darstellung erfolgt im Rahmen der Gesamtharmonie eines Wappens/Wappeaufrisses und obliegt letzlich der künstlerischen Freiheit. Ob ein Bärenkopf/Bärenrumpf im Wappen „abgeschnitten" oder „abgerissen" erscheint, sollte angezeigt werden. Gewöhnlich erscheint der Bärenkopf im Schild in Seitenansicht und nach heraldisch rechts gewendet; ein Bärenkopf in Frontalansicht ist als solcher zu melden („Bärenkopf im Visier“, „Bärenkopf en face“).
„Ein Bärenrumpf ist in Figur 30. zu sehen.“
Bärenstein (Altenberg), Version 1997
Drei abgeschnittene, goldgezungte Bärenköpfe mit Halsbändern (2:1) (Elgg)
Abgerissener Bärenrumpf (Berau (Ühlingen-Birkendorf))
Bärentatze / Bärenpranke
Die Bärentatze (auch Bärenpranke genannt) ist in der Heraldik eine eigenständige gemeine Figur.
„(..) Die Pranken des Bären, wie auch beim Wolf, Fuchs, Biber, sowie bei den kleineren Raubvierfüsslern heissen: Tatzen (zwei dergleichen Tafel XV. Figur 31).“
1889: Zwei (Bären-)Tatzen
(nach Siebmacher)
Bärenkopfschnitt
Der Bärenkopf erscheint in der Heraldik nicht nur als gemeine Figur, sondern auch als Bärenkopfschnitt.
Bär mit Gegenstand
In vielen Wappen hält die Bärenfigur einen Gegenstand mit den Vorderpranken.
Aufrechter, oberhalber Bär auf Festungsturm, einen Backstein haltend(Esens)
Bärenrumpf, der in der Vordertatze eine Hellebarde hält.(Haiming, Oberbayern)
Eggerding, Oberösterreich
Irschen, Kärnten
Bärenjagd
Die Bärenjagd, die zur hohen Jagd zählt, wird in mehreren Wappen dargestellt.
(Bystré u Poličky, dt. Bistrau)
(Wappen Orvin, seit 1697 nachweisbar)
(Vysoké nad Jizerou, dt. Hochstadt an der Iser)
Varianten
Motiv | Erläuterung | Beispiel |
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das heißt ein Mischwesen mit dem Oberkörper eines Bären und dem Unterkörper eines Löwen. | ||
das heißt ein Mischwesen mit dem Oberkörper eines Löwen und dem Unterkörper eines Bären. | ||
das heißt ein Adler mit einem Bärenkopf statt des Adlerkopfes. | ||
das heißt eine Chimäre mit dem Vorderteil eines Ebers und dem Hinterteil eines Bären. | ||
Der Korbiniansbär ist ein mit einem Packsattel dargestellter heraldischer Bär. | ||
Geflügelter Bär | Eine Bärenfigur kann geflügelt sein, wie im Wappen von Peter Schwab, Schultheiss von Bern, aus dem Jahre 1392. Gewöhnlich wird sie in diesen Fällen „mit Adlerflügeln“ (beziehungsweise Vogelflügel) dargestelllt. „Fledermausflügel“ sind zu melden. | |
das heißt eine Wappenfigur, die dem gleichnamigen Raubtier (Ursus maritimus) nachempfunden ist. | ||
das heißt eine Wappenfigur, die dem gleichnamigen Kleinbär nachempfunden ist. |
Symbolik
In den Wappen von Bernsdorf, Bärenstein oder Bern ist der Bär lautmalerisch in die Ortsnamen übergegangen; in Familienwappen wird eine Bärenfigur teilweise redend verwendet (zum Beispiel im Wappen derer von Bärenfels, von Behr et cetera).
Wappenbilderordnung
- Der Bär wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Säugetiere: Raubtiere unter der Nr. 5071 aufgenommen.
Siehe auch
- Berliner Bär
- Korbiniansbär
- Großer Bär, Sternbild in der Heraldik
Weblink
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 83. Tafel 15.
- ↑ Wappenbeschreibung: „Auf schwarzem Schildfuss im Zinnenschnitt ein aufrecht stehender schwarzer, rot bewehrter Bär “
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Bär_(Wappentier)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 25. September 2011 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.