Krokodil (Wappentier)

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In der Früh-/Blütezeit des Wappenwesens sind Krokodile als Wappenfiguren nicht gebräuchlich.
Krokodil
 
im Bestiarium von Rochester (Werk vom Ende des 13. Jahrhunderts)
 
in der Heraldik
(Wappen Omboué; Region Ogooué-Maritime; nach Mühlemann)[1]

Das Krokodil (französisch crocodile; englisch crocodile) ist in der neueren Heraldik als Wappentier eine seltene gemeine Figur.

Geschichte und Symbolik

In der Frühzeit der Heraldik ist diese Wappenfigur nicht gebräuchlich, womöglich weil sie in der abendländischen Kultur schon früh mit einer negativen Symbolik verbunden wird („vermutlich identisch mit dem in der Bibel erwähnten Ungetüm Leviathan“[2]). In den mittelalterlichen Bestiarien oder im Volksglauben ist das Krokodil überwiegend ein Abbild der Heuchler, Geizigen, Wollüstigen, ein Symbol von Verrat und Betrug oder wird mit anderen negativen Konnotationen assoziert. Sein Rachen gilt Symbol des Höllenmaules.[2] Neben den negativen Bewertungen kommen vereinzelt auch positive vor (Krokodilhaut schütz vor Hagelschaden oder ähnliches). Die meisten positiven Wertungen finden sich jedoch in Kulturen, die das Wappenwesen nicht tangierten oder tangieren.

Darstellung

Natürliche Krokodile

Die Figur erscheint gewöhnlich mit aufgerissenem Maul; ein geschlossenes Maul sollte gemeldet werden. Auch besondere Ausprägungen, Richtungen oder Stellungen sind anzuzeigen (ruhend, steigend, schwimmend, ein andere Wappenfigur verschlingend oder umwindend, in Draufsicht, nach oben gerichtet et cetera).

In Wappen kommt das Krokodil heraldisch tingiert vor, wobei eine heraldische Farbgebung mit Grün präferiert wird. In wenigen Fällen erscheint die Figur in Wappen in Naturfarbe (gewöhnlich mit einem bräunlich bis grünen Farbton), was zu melden ist. Wenn der Bewehrung oder einzelne Teile der Figur eine andere heraldische Farbe besitzen als der Rest, ist dies zu melden.

Verbreitung

Im 19. Jahrhundert kennt man wenige Wappen mit einer Krokodilfigur, zumindest weist Maximilian Gritzner nur auf das Wappen von Nîmes hin:

„Das Krokodil ist uns nur aus dem Wappen der Stadt Nîmes in Frankreich erinnerlich, wo ein solches an einem Palmbaum mit einer Kette befestigt erscheint.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[3]

Stand 2024 sind einige Wappen mehr bekannt, in denen eine Krokodilfigur erscheint, darunter beispielsweise auch das Wappen Curial, welches im Kontext der Napoleonischen Heraldik geführt wurde.

Wappen Blasonierung
Orn ext comte et pair OSE.svg
Armoiries du général Armoiries du général Philibert Jean-Baptiste Curial.svg
Wappen Grafen Curial, Mitglied der Chambre des PairsW-Logo.png (Pairskammer)

D’or au bouclier de sable, orlé d’argent, chargé d’un foudre d’or et d’argent, traversé par deux lances passées en sautoir d’argent, accompagné de quatre étoiles du même en orle; ledit bouclier adextré en chef d’une tête de Borée au naturel soufflant d’argent et soutenu d’une rivière d’azur, avec un crocodile au naturel contourné enchaîné au bouclier par une chaîne de sable.[5]

Wappen Lesothos

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Wappen Lesothos

Als mehr oder weniger unheraldisch können die Darstellungen des Wappentiers von Lesotho charakterisiert werden. Von 1966 bis 2006 erscheint das Lesothokrokodil auf einem landestypischen, in der Heraldik nicht verbreiteten, goldenen Lesothoschild in Naturfarbe (hier: Braun). Seit dem Jahr 2006 wird die Figur kontrastarm in Blau auf braunem Grund geführt.[6] Außerdem gibt es logoähnliche Abbildungen des Wappens, wo das Krokodil Grau oder in einer mehr oder weniger unbestimmten Farbgebung berscheint.

Krokodil im Oberwappen und als Schildhalter

1909: Heraldisch rechts: Krokodil als Schildhalter und im Oberwappen auf Helm 1(Wappen SpekeW-Logo.png)

Die Krokodilfigur wird auch im Oberwappen oder als Schildhalter dargestellt.

Wappenbilderordnung

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Krokodil in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Louis Mühlemann: Territorial- und Kommunalheraldik in Gabun. In: Archivum Heraldicum. Schweizerische Heraldische Gesellschaft, 1975, S. 6-13, abgerufen am 21. Februar 2022: „In Gold ein grünes Freiviertel und ein nach dem rechten Untereck kriechendes grünes Krokodil mit roten Zähnen“
  2. 2,0 2,1 Lexikon der Symbole: Krokodil. Knaurs Lexikon der Symbole. Verlag Droemer Knaur: 1989, 1994, 1998. S. 629.
  3. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 94
  4. Gekrümmte Darstellung, um den Platz im Schildfuß auszufüllen, vergleiche aber die Flagge
  5. Armory of the French Hereditary Peerage (1814-30). In: www.heraldica.org. Abgerufen am 6. März 2024 (französisch).
  6. 6,0 6,1 6,2 engl: embowed; bis 2006 in natürlichen Farben (On a Lesotho shield Or, a crocodile embowed proper), zitiert nach Lesotho : Coats of Arms, Flags of the World.