Tintenfisch (Wappentier)

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In der Frühzeit des Wappenwesens sind Tintenfischfiguren als Wappenfiguren nicht gebräuchlich.
1607: Krake im Wappen von Fodor ze Špinerbachu/Fodor von Spinnerbach
(hier: Zeichnung aus dem Jahre 2017 von Gerd Hruška)

Der Oberbegriff Tintenfisch[1] (auch Krake, Oktopus/Octopus, Polyp, Kopffüßer oder ähnlich genannt; französisch pieuvre englisch cuttle-fish; ink-fish; squid)[2] bezeichnet in der Heraldik ein seltenes Wappentier beziehungsweise eine gemeine Figur.

Darstellung

Die Darstellung der heraldischen Figur lehnt sich nicht an eine bestimmte der über 800 bekannten natürlichen Tintenfischarten an (im Fossilbericht sind weitere etwa 2000 Arten identifiziert); vielmehr ist die Figur dem Idealbild eines Tintenfisches (Coleoidea oder DibranchiataW-Logo.png) nachgebildet, wie es im kollektiven GedächtnisW-Logo.png und beispielweise als mythische RiesenkrakeW-Logo.png über Jahrtausende tradiert ist und sich von empirisch durchschnittlich gegebenen Realtypen abgrenzt. Im einem vagen Sinn ähnelt die Figur -- heraldisch stilisiert -- eher einer achtarmigen KrakeW-Logo.png (mit vier Armpaaren), weniger den SepienW-Logo.png oder KalmarenW-Logo.png.

Eine spezielle Tintenfischart, mehr oder weniger Arme/Armepaare oder ähnliche Besonderheiten sollten gemeldet werden. Da die Wappenfigur selten ist, gibt es grundsätzlich keine expliziten heraldischen Vorgaben für sie (außer jene, die für die gemeinen Figuren allgemein gelten). Die Farbgebung, die Bewehrung, bei mehreren Figuren die Stellung zueinander und so weiter erfolgen nach den heraldischen Regeln. Erscheinen Arme oder Armpaare in einer anderen Tingierung als der Rest von der Figur, ist dies anzuzeigen.

Geschichte

Eine Tintenfischfigur erscheint spätestens Anfang des 17. Jahrhunderts im Wappenwesen. Beispielsweise verlieh Kaiser Rudolf II. dem Christoph Fodor ze Špinerbachu (Christoph Fodor von Spinnerbach) ein Wappen mit einem entsprechenden Motiv (früher manchmal in der Literatur als „Spinne“ beschrieben):

„Císař Rudolf II. dal Kryštofovi Fodorovi, sekretáři při apoštolské nunciatuře na císařském dvoře (1607, 26. února) rytířský stav, aby se spal ze Špinerbachu a přidal mu tento erb: Modrý štít a na něm v moři plovoucí polyp o 8 chapadlech. Otevř. helm pod korunou s přikr. modrými červenými dvě křidla zavřená, zpodní černé a vrchní modré a mezi nimi týž polyp.“
-- August Sedláček (1925)[3]

„Kaiser Rudolf II. erhob Christoph Fodor, Sekretär der apostolischen Nuntiatur am Kaiserhof (1607, 26. Februar) in den Ritterstand, und erlaubte ihm sich „von Spinnerbach“ zu schreiben und dieses Wappen zu führen: Im blauen Schild ein im Meer schwimmender Krake mit 8 Tentakeln. Turnierhelm mit Krone und blau-roten Decken, darauf ein geschlossener Flug, hinten schwarz und vorn blau, dazwischen der Krake.“
-- Übersetzung von Gerd Hruška (2017)

Ammoniten

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Ammoniten

Ammoniten, die in der Biologe eine ausgestorbene Teilgruppe der Kopffüßer darstellen, erscheinen in der Heraldik stets als → Fossilfigur.

Paraheraldik

Krake im Phantasiewappen des Hauses GraufreudW-Logo.png

Die Tintenfischfigur ist ein gebräuchliches Motiv bei Phantasiewappen. Beispielsweise erscheint im Wappen des Hauses GraufreudW-Logo.png in der Fantasiewelt „Figuren im Lied von Eis und Feuer“W-Logo.png (Game of ThronesW-Logo.png) ein goldener Kraken auf schwarzem Feld (Motto: Wir säen nicht) und im Wappen von „County of Kraikån Itomels“ in Silber ein roter Oktopus („Argent, an octopus gules; on top of the shield the shire coronet; behind the shield two gonfallons of the shire“)[4][5].

Tintenfischmotive erscheinen auch in Abzeichen, bei Logos, in der Militärheraldik oder in anderen paraheraldischen Zusammenhängen.

Wappenbilderordnung

Weblinks

Commons: Tintenfische in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 222
  2. 2,0 2,1 Thomas Robson: The British herald, or Cabinet of armorial bearings of the Nobility & Gentry of Great Britain & Ireland. From the earliest to the present time; Glossary of Heraldic Terms. To which is prefixed a history of heraldry. Collected and armanged in three Volumes. Band 3. Turner & Marwood, Sunderland. 1830. (Cuttle-Fish; Ink-Fish) Tafel 11 Figur 52
  3. Sedláček, August: Českomoravská heraldika, část zvláštní. Prag. 1925.
  4. Octopuswapppen auf Pinterest. The County of Kraikaan Itomels. Abgerufen am 16. Februar 2025 (aib-alex.deviantart.com).
  5. The County of Kraikaan Itomels. Abgerufen am 16. Februar 2025 (englisch, aib-alex.deviantart.com).