Eidechse (Wappentier)

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Eidechse
 
in der Natur
 
in der Heraldik
(nach Siebmacher, 1889, S. 93., in den Tafelerklärungen „Krokodil“ genannt)

Die Eidechse (französisch lézard; englisch lizars) ist in der Heraldik als Wappentier eine seltene gemeine Figur.

Darstellung

Eidechse
(gemäß Siebmacher S. 93., in den Tafelerklärungen Krokodil)

Die Darstellung der Figur Eidechse erfolgt vorwiegend in DraufsichtW-Logo.png mit vier vom Körper weggestreckten Beinen und einem langen Schwanz.

„Die Eidechse ist insgemein so abgebildet, daß der Rücken zu sehen ist (..)“

Johann Christian Siebenkees (1789)[1]

Eine abgebrochene Schwanzspitze wie im Wappen von Coaraze und besondere Formen des Schwanzes (verknotet, gewunden, geringelt) sollten gemeldet werden. Die Eidechse ist im Wappen gewöhnlich schräg beziehungsweise schrägrechts gelegt (in einem Winkel von etwa 45° von heraldisch rechts oben diagonal durch den Schildmittelpunkt nach heraldisch links unten). Andere Stellungen (überzwerch, quer nach rechts oder links, nach oben oder unten gerichtet, schräglinks et cetera) sind zu melden. In der klassischen Heraldik erscheint das Wappentier gewöhnlich heraldisch stilisiert und eher als reptilienartiges oder krokodilähnliches Ungeheuer. Abweichend von der Naturform kann die Darstellung der heraldischen (gemeinen) Eidechse Zähne, sogar Ohren, einen Haarschopf oder ähnliches zeigen. Manchmal erscheint sie gezungt und mit einem breitem Maul. Gritzner unterscheidet dementsprechend nicht zwischen der Figur Eidechse und dem Wappentier Krokodil:

„Noch seltener ist die Eidechse (Tafel XX. Figur 19. 20.) (..) Die größte Eidechse: das Krokodil (..)“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Im modernen Wappenwesen wird die Darstellung des Wappentiers Eidechse teilweise näher an sein natürliches Vorbild angelehnt, was entsprechend zu melden ist („natürliche Eidechse“). Die Eidechse erscheint in Wappen in allen heraldischen Tinkturen, wobei eine grüne Farbgebung bevorzugt wird.

Verwendung

„die Eidechse (..) zum Beispiel im Wappen der Staudacher in Kärnten“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Eidechse: seltenes Wappenbild, zum Beispiel im Wappen der französischen Familie Le Tellier, zu der auch der Kriegsminister und Kanzler Ludwigs XIV.W-Logo.png (1643-1715), Marquis des LouvoisW-Logo.png (1641/1691), gehörte, der im Pfälzischen Erfolgekrieg die Pfalz verwüsten ließ.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[4]

Symbolik

Außerhalb der Heraldik steht die Eidechse für „Tod und Auferstehung“, „Wiedergeburt“, „Verjüngung“, „Sehnsucht nach Geist/Licht“:

„Eidechse. Der frühchristliche »Physiologus«-Text berichtet, daß sie, wenn sie alt wird und ihre Augen erloschen sind, in eine Mauerspalte kriecht, die nach Osten zu liegt. Wenn die Sonne aufgeht, »werden ihre Augen geöffnet und sie werden gesund. In dieser Weise suche auch du, o Mensch, wenn... die Augen deines Herzens trübe werden, die aufgehende Sonne der Gerechtigkeit, unseren Herrn Jesus Christus, und er wird die Augen deines Herzens öffnen.« Als ein »winterschlafendes« Tier wurde sie zum Symbol des Todes mit späterer Auferstehung, doch wird auch auf Münzen dargestellt, daß sie vom Sonnengott (Apollon sauroktonos) getötet wird. Auf römischen Münzen wurde sie der Heilgöttin Salus zugeordnet, vermutlich wegen der Regenerationsfähigkeit bei Verlust des Schwanzes; im Traumbuch des Artemidoros galt sie als Hinweis auf »verächtliche Gesinnung«. In christlicher Zeit wurde die positive Wertung übernommen (Wiedergeburt, Verjüngung durch Häutung, Sehnsucht nach dem – geistigen – Licht) und das Tier auf Leuchtern, Weihrauchfässern usw. dargestellt. Ähnlich wie die Biene konnte eine Eidechse auch die Seele verkörpern und in dieser Gestalt aus dem Mund Schlafender schlüpfen, die nach der Rückkehr des Tierchens über dessen Erlebnisse Bescheid wußten. Ihr Name wird von einer Wurzel »agi-« abgeleitet, verbunden mit »dechse« (Spindel), wobei der erste Teil mit lat. ophis (Schlange) verwandt ist, so daß auf die Bedeutung »spindelartige Schlange« rückgeschlossen werden kann. Durch eine mißverstandene Worttrennung entstand das Wort »Echse« für Kriechtiere.“

Knaurs Lexikon der Symbole (1989/1994/1998)[5]

Paraheraldik

Gelegentlich wird ein Wappenschild à la M. C. EscherW-Logo.png gezeigt, in dem in der gesamten Schildfläche ein Muster mit goldenen, grünen und roten Eidechsen erscheint. Diese Art der Bemusterung eines Schildes ist in der frühen Heraldik nicht gebräuchlich. Wenn diese Form der Flächenfüllung blasonierbar ist, könnte sie jedoch im Prinzip Bestandteil des modernen Wappenwesens werden. Diese Entwicklung ist noch offen ...

Siehe auch

Weblinks

Commons: Eidechsen in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Siebenkees, Johann Christian: Erläuterungen der Heraldik als ein Commentar über Herrn Hofrath Gatterers Abriss dieser Wissenschaft. 1789. S. 84
  2. 2,0 2,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 93-94
  3. Wappenbeschreibung: „In Gold schräggekreuzt ein roter Abtsstab und eine grüne Eidechse. “
  4. Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Mannheim, Wien, Zürich. 1984. S. 111. ISBN 978-3-411-02149-9
  5. Knaurs Lexikon der Symbole: Eidechse. 1989/1994/1998. S. 276