Zuckerrübe (Heraldik)
Die Zückerrübe (auch Zuckerwurzel, Zuckeriewe und anderes mehr genannt; französisch betterave sucrière; englisch sugar beet) ist in der neueren Heraldik eine seltene gemeine Figur. In der Früh-/Blütezeit des Wappenwesens (ca. 12. bis 15. Jahrhundert) ist eine Zuckerrübe als Wappenmotiv nicht gebräuchlich, da sie erst im 18. Jahrhundert aus den Gemeinen Rüben (der Wilden Rübe bzw. der Futter-/Runkelrübe) kultiviert wurde:
„Die Zuckerrübe entstand gegen Mitte des 18. Jahrhunderts durch Züchtung aus der Runkelrübe ...“
Geschichte
Wann zum ersten Mal ausdrücklich eine Zuckerrübe in einem Wappen erscheint ist unklar beziehungsweise nicht ausreichend erforscht. Der Verein Herold registriert das in einem gewissen Sinn unheraldische Motiv in seiner Wappenrolle im Jahre 1970 (Familienwappen Hampapa; DWR, Nr. 6410/70).
Bevorzugt erscheinen Zuckerrübenmotive im kommunalen Wappenwesen, zum Beispiel im deutschsprachig geprägten Wappenkulturraum (Beringsen [1956], Zuckerdorf Klein Wanzleben [1995], Naundorf [1996], Söllingen [2001], Kretzschau [2015] et cetera), aber auch in anderen (Burlöv [1959/1974], Rajon Andruschiwka [2002]). Die Wappenfigur Zuckerrübe steht in kommunalen Zusammenhängen häufig sinnbildlich und in einem weiten Sinn für ‚Zuckerfabrikation‘ oder für die ‚Landwirtschaft‘, insbesondere für den Anbau, die Zucht oder Weiterverarbeitung von Zuckerrüben in einer lokal bedeutenden Weise.
Darstellung
Die Figur Zuckerrübe ist heraldisch stilisiert dem Idealbild der stark verdickten, spindel- bzw. rübenkörperartigen Pfahlwurzel der gleichnamigen Kulturpflanze (Beta vulgaris subsp. vulgaris, Altissima-Gruppe)[2] aus der Familie der Fuchsschwanzgewächse (amaranthaceae') nachempfunden. Der Wurzelansatz zeigt in der Normalform zum unteren Schildrand. Alle anderen Stellungen sollten gemeldet werden.
Die Wappenfigur wird bevorzugt in den heraldischen Metallen Gold und Silber tingiert, kommt aber auch in anderen heraldischen Farben vor (zum Beispiel in Blau im Wappen von Söllingen). Erscheint die Figur mit krautähnlichem Blattwerk bzw. mit Laubblättern sollte dies gemeldet werden, insbesondere wenn diese eine andere Farbe als der Rest die Figur haben (wobei, falls relevant, auch die Blattanzahl angezeigt werden kann). Die Zuckerrübenfigur wird vorwiegend in Ein- oder Zweizahl und vergleichsweise oft als Nebenfigur in einem Wappen geführt; sie kann aber auch in einer anderen bestimmten Mehrzahl auftauchen, was in der Wappenbeschreibung anzuzeigen ist.
Abgrenzung
Grundsätzlich ist die Zuckerrübenfigur nur schwer oder gar nicht von anderen rübenartigen Wappenfiguren wie zum Beispiel einer Mohrrübenfigur zu unterscheiden. Im Einzelfall sind die Wappenbeschreibung, Wappenstifter oder Wappenführender beziehungsweise die jeweilige Wappengeschichte hinzuzuziehen, um ein Motiv in einem gegebenen Wappenaufriss näher zu bestimmen.
Rezeption
In der heraldischen Literatur führt die Zuckerrübenfigur, abgesehen von den Werken, die unter der Ägide des Vereins Herold stehen, Stand 2022 ein weitgehend stiefmütterliches Dasein. Die deutschsprachige Wikipedia führt 2022 im Abschnitt „Literatur“ des Beitrags Zuckerrübe (Heraldik) irreführend das Werk von Walter Leonhard an.[3] Tatsächlich erwähnt Walter Leonhard in seinem Werk mit keinem Wort eine ‚Zuckerrübe‘ als Wappenfigur, sondern spricht ausdrücklich nur von „Rüben“ als Wappenfiguren.[4]
Wappenbilderordnung
- Die Figur Zuckerrübe wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Knollengewächse unter der Nr. 2577 aufgenommen.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Seite „Zuckerrübe“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 16. November 2022, 13:03 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zuckerr%C3%BCbe&oldid=228025716 (Abgerufen: 20. November 2022, 23:25 UTC)
- ↑ Wissenschaftliche Namen von beta vulgaris bei MMPND.
- ↑ Seite „Zuckerrübe (Heraldik)“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 16. November 2022, 13:04 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zuckerr%C3%BCbe_(Heraldik)&oldid=228025729 (Abgerufen: 22. November 2022, 01:51 UTC)
- ↑ Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 253 Abb. 23, 25, S. 258 Abb. 6 (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000).