Hopfen (Heraldik)
Hopfen (auch Hoppen; lat.: hupa, humela, opulus, upulus, lupulus; frz.: plante de houblon, haubelon; engl.: hop, hops, hop plant)[1] sowie alle Wappenmotive, die Teilen der gleichnamigen Pflanzenart aus der Familie der Hanfgewächse (cannabaceae) nachempfunden sind, erscheinen in der neueren Heraldik als Wappenfiguren in vielfältiger Form. Sie sind gewöhnlich gemeine Figuren (zum Beispiel die Hopfendolde/Dolde[2], der Hopfenzweig, die Hopfenranke[3], das Hopfenblatt[4]). In der Frühzeit des Wappenwesens sind Hopfenwappenfiguren nicht gebräuchlich[5].
Darstellung
Hopfen
Die Figur Hopfen, auch Hopfenstaude oder mißverständlich teilweise als „Hopfenranke“ blasoniert, ist dem Idealbild einer rankenden, echten Hopfenpflanze (humulus lupulus) nachempfunden. Gewöhnlich erscheint die Figur heraldisch stilisiert mit charakteristischen Hopfenblättern, einer oder mehreren großen zapfenartigem weiblichen Höpfenähren („Hopfendolden“), mit damaszierenden Hopfenranken, auf Hügel, Boden oder Dreiberg wachsend und an einem Stock/Stab als Kletterhilfe emporgerankt („Hopfenstock“).
„(..) So ist zum Beispiel die Ranke im Wappen der von Mellenthin eine Hopfenranke; desgleichen führen zum Beispiel die 1840 in Preussen geadelten von Freier auf Hoppenrade, ferner die von Höpfner in Preussen (geadelt 1840) und die † Hoppenrade in der Mark Brandenburg.“
Ein männlicher Blütenstand (Rispe) oder ähnliche Besonderheiten und fehlende Pflanzenteile sollten gemeldet werden („blattlos“, „rankenlos“, „ohne Dolden“, „ohne Stock/Stab“). Die Figur kann in Einzahl und schildfüllend im Wappen stehen oder in Mehrzahl, wobei gegebenenfalls die Stellung der einzelnen Hopfenreben oder die Form, in der sie gelegt sind, zu beschreiben sind. Die Hopfenrebe eignet sich mit ihren Ranken zu dekorativer Gestaltung. Alle heraldischen Farben sind möglich. Das Laub am Hopfenstiel wird bevorzugt grün gezeigt.
Hinten 3 an Stangen emporrankende Hopfenpflanzen mit Dolden und Blättern (Gardelegen
)[7]
Hopfenzweig/Hopfenranke
In Wappenbeschreibungen und in der heraldischen Literatur wird gemeinhin keine botanisch exakte Differenzierung zwischen den Wappenfiguren Hopfenzweig, Hopfenrebe und Hopfenranke (im Oberd. auch Hopfenbrame, Hopfenseil genannt) vorgenommen. Beispielweise bezeichnet Walter Leonhard das Wappenmotiv von Hopfau, Sulz als „Hopfenranke“[8], die deutsche Wikipedia dagegen als „Hopfenzweig“[9]. Grundsätzlich ist ein Hopfenzweig eher wie ein vergleichweise konstanter Fortsatz der Hopfenpflanze aufzureißen, dagegen eine Hopfenranke eher wie ein ornamentales oder damaszierendes Pflanzenrankwerk beziehungsweise wie eine „Ranke der Hopfenpflanze, womit sich dieselbe an andere Gewächse oder Stangen anhängt“. [10]
Hopfenranke, rechts silbern mit Blatt über 2 Dolden, links schwarz mit drei (2:1) Dolden (Chmelík
/Hopfendorf)
Pfahl, umrangt von Hopfenranke mit abwechselnd 4 Dolden und 4 Blättern (Vojkovice
)
2 grüne Hopfenzweige mit Blättern und acht Hopfendolden, eine Rose kreisförmig umrankend (Buckow
)
Hinten eine durchgehende grüne Hopfenrebe (Rohrbach an der Ilm
)[11]
Hopfenpflock mit Fußbalken, umrankt von Hopfenranke mit je drei Dolden und Blättern (Svojetín
)
Hopfenzweig mit zwei Blättern, rechts und links in einen Trieb mit je drei Dolden auslaufend (Tuchořice
)
Links Hopfenranke mit drei Blättern, zwischen diesen je ein Trieb mit je drei Dolden (Liběšice
)
Hopfendolde
Die Figur Hopfendolde (auch kurz Dolde, Hopfenzapfen, Hopfenähre, Hopfenfrucht, Hopfentraube oder ähnlich genannt; frz.: grappe de houblon; engl.: fruit of hop) erscheint vergleichsweise selten in Wappen.
„(..) ebenso (sind) die Trauben der Hopfenranke (selten), welche wo sie vorkommen, oft mit Weintrauben verwechselt werden.“
Manchmal werden einer „größeren“ Hopfendolde am Stil als Haupmotiv ein paar „kleinere“ Hopfenblätter als Zier beigegeben.
Links unten: Fallende Hopfendolde (Pochvalov
)
Steigende und fallende Hopfendolde, übereinanderstehend am Stiel (Georgensgmünd
)
Zwei fallende Hopfendolden (Gammelin
)
Rechts und links: je eine Dolde mit Blatt (Pankow
)
Hopfendolde mit zwei Blättern (Wappen von Peize
)
Hopfenblatt
Die Wappenfigur Hopfenblatt ist dem Idealbild eines Blattes der Hopfenpflanze nachempfunden und wird mehr oder weniger herzförmig und mit „gesägten“ Außenrändern dargestellt, meist drei- bis sieben-, selten acht- bis neunlappig. Die Blätter erscheinen in Wappen einzeln, zu mehreren, mit oder ohne Stiel, als Nebenmotiv (zum Beispiel zum Schmuck von anderen gemeinen Figuren), manchmal gestürzt (das heißt den Stiel nach oben kehrend), anderenfalls steigend. Manchmal werden einem „größeren“ Hopfenblatt am Stil als Haupmotiv zur besseren Erkennbarkeit ein paar „kleinere“ Dolden beigegeben. Alle heraldischen Farben sind bei der Darstellung eines Hopfenblatts in Wappen gebräuchlich; Grün oder Gold sind bevorzugt.
Hopfenblatt, am Stiel in 3 fallende Hopfendolden auslaufend (Hopfengarten
)
Gestürztes Hopfenblatt, oben am Stiel 5 auswärts weisende Dolden und Hopfenranken herausrankend (Hummelfeld
)
Hopfenmotive als Nebenfigur
Löwe hält Hopfenranke (Attenkirchen
)
Zwei schräggekreuzte Bolzen, von 2 Hopfendolden und 2 Hopfenblättern begleitet (Bílsko
)
Krone über Turm, begleitet von 2 Hopfendolden (Blatce
)
Links oben: Hopfendolde mit zwei Blättern (Veliká Ves
)
Hopenstiele mit Blättern und Zapfen (Kněževes u Rakovníka
)
Zwischen anderen Figuren: nach schrägrechts wachsende Hopfenranke mit 1 Blatt und 2 Dolden (Nebringen
)
Rad, rechts und links begleitet von je einer Dolde mit Blatt
(Pankow)
Hopfenblatt, rechts und links mit je einem Trieb mit 2 herabhängende Dolden (Posden
)
(Pschan
)
(Rentsch
)
Symbolik
- Hopfen, Hopfendolde, Hopfenzweig/-ranke und so weiter sind gebräuchliche Motive für redendende Wappen (zum Beispiel in den Wappen Hopfau, Hopfgarten, Hoppegarten, Hoppenrade).
- Außerhalb der Heraldik sind Hopfen, Hopfendolde, Hopfenzweig/-ranke et cetera teilweise Symbole für den Hopfenanbau:
„Der Hopfen als rankende Pflanze, mehr aber noch einzelne Ranken mit Dolden und Blättern., auch die Dolde allein, sind häufige Schildfiguren redender Wappen oder beziehungsreiche Schildbilder in Ortswappen bedeutendere Anbaugebiete.“
Wappenbilderordnung
- Die Figur Hopfen wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. 2277 aufgenommen.
- Die Figur Hopfendolde wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. 2277-767 aufgenommen.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Der Ausdruck Hopfen ist mehrdeutig und umgangssprachlich nicht klar abgegrenzt. Er bedeutet unter anderem:
A) Die Pflanzengattung (lat.: humulus) aus der Familie der Hanfgewächse
B) Den „echten Hopfen“ (lat.: humulus lupulus), das ist eine Art aus der zuvor genannten Pflanzengattung
C) Veraltet und nach Pierer's Universal-Lexikon 1859: Die Hopfenzapfen (strobull lupuli), das sind die „eirunden, aus gelblichen, zwischen sich ein gelbes Mehl enthaltenden Schuppen bestehenden Fruchtzapfen der weiblichen Pflanzen, von stark gewürzhaftem Geruch, bitterem Geschmack“ - ↑ Der botanische Ausdruck Dolde bezeichnet eigentlich einen Blütenstand; beim Hopfen werden nach der dt. Wikipedia (2005) „die weiblichen Blütenstände umgangssprachlich auch als Dolden bezeichnet, obwohl es sich dabei um (zapfenartige) Ähren handelt.“
- ↑ Als Hopfenranke bezeichnet man die fadenförmigen Haftorgane des Hopfens.
- ↑ Das Blatt einer Hopfenpflanze.
- ↑ Anmerkung der Redaktion: Hopfen wurde seit dem 8. Jhr. angebaut; etwa ab dem 12./13 Jhr. ist für das Biebrauen eine begrenzte Bedeutung gesichert. Erst im Ausgang des Mittelalters (15./16. Jhr.) sind alle anderen Bitterstoffe durch den Hopfen verdrängt.
- ↑ 6,0 6,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 106
- ↑ Hauptsatzung der Hansestadt Gardelegen. Hansestadt Gardelegen. Der Bürgermeister., 1. Mai 2024, abgerufen am 17. August 2024.
- ↑ Leonhard, Walter: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung, Bechtermünz-Verlag 2003. ISBN 3-8289-0768-7. S. 249. Abbildung 7
- ↑ Seite „Liste der Wappen im Landkreis Rottweil“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 18. Juni 2015, 07:26 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Liste_der_Wappen_im_Landkreis_Rottweil&oldid=143195833 (Abgerufen: 27. Dezember 2015, 15:30 UTC): „51. Hopfau: In Gold ein grüner Hopfenzweig mit drei Dolden und einem Blatt.“
- ↑ Johann Christoph Adelung: Hopfenranke. Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig 1793-1801. Bd. 2, Sp. 1282)
- ↑ Eintrag zum Wappen von Rohrbach an der Ilm in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
, abgerufen am 3. September 2020.
- ↑ Leonhard, Walter: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung, Bechtermünz-Verlag 2003. ISBN 3-8289-0768-7. S. 248 und S. 249, Abbildungen 6, 7, 8