Igel (Wappentier)

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Igel
in der Natur
alternative Beschreibung
in der Heraldik
(ca. 1394-1420; nach den Wappenbüchern von St. Christoph auf dem Arlberg)
ca. 1385: Igel im Totenschild des Peter Staudigl (Pressebild des GNM)
alternative Beschreibung
ca. 1742: Igel im Wappen derer von Judendonk/Judendunekh
Igel (im Wappen von Viļaka, dt.: Marienhausen)
Igel im Wappen von Abrahall, of Eaton Tregoz, Hereforshire, England

Der Igel (althochdeutsch igil; mittel­hoch­deutsch hêrriz; lateinisch erinaceus; französisch hérisson; englisch hedgehog, urchin) ist in der Heraldik ein selten verwendetes Wappentier.

Geschichte

Wann genau eine wie auch immer gestaltete Igelfigur zum ersten Mal in einem Wappen geführt wurde, ist unklar. Der Heraldiker Ralf von Retberg geht davon aus, dass der „Igel“ seit Ende des 14. Jahrhundert als Wappenfigur nachweisbar ist und nennt als Referenzwappen aus dieser Zeit das Wappen der Familie von Staudigel/Staudigl.[1]

Darstellung

Seine Darstellung ist stehend oder laufend (ein Bein nach vorn angehoben) im Wappenfeld. Erkennbar ist er durch den hochgebogenen Rücken. Die Stacheln sind leicht aufgestellt. Die Farbgebung erfolgt nach den heraldischen Regeln. Hauptblickrichtung ist nach der heraldisch rechten Seite. Das Tier wird vorwiegend in der Seitenansicht gezeigt. Aufgerichtet wie ein Löwe im Wappen oder in der Schutzhaltung „Rolle“ ist sehr selten. Je nach Wappenmaler wird das Gesicht deutlicher dargestellt, aber nicht bei der Beschreibung erwähnt.

Igel: Nicht sehr häufig in Wappen (Igelshofer in Österreich, Staudigl in Salzburg) vorkommend, teils stehend (Tafel XVII. Figur 31), teils liegend (in eine Kugel zusammengeballt) wie im polnischen Stammwappen Jez.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Igel im Oberwappen

Manchmal erscheint eine Igelfigur auch im Oberwappen, zum Beispiel im Wappen derer von Stülpnagel.

Igel als Schildhalter

Eine Igelfigur erscheint nur ausnahmsweise als Schildhalter in einem Wappen, beispielweise im Wappenaufrissen der Stadt FürstenbergW-Logo.png, die nach einer Sage auch den Namen „Igelstadt“ erhalten hat, weil ein Igel den Grafen Heinrich von Waldeck vor einem Sturz von einer Klippe in einen Abgrund bewahrt haben soll, weil sein Pferd vor einem Igel scheute.

Symbolik

  • Als redendes Wappen kommt die Figur Igel zum Beispiel im Wappen der Stadt Iglau in Böhmen vor (in Verbindung mit dem Böhmischen Löwen), aber auch in Igelswies oder bei den Familien Igelshofer, Igelberger, Staudigl. Iglhaut, Igel et cetera.
  • Außerhalb der Heraldik steht der Igel je nach Kultur und Zeitgeist zum Beispiel als Symbol für Hagelschutz, Klugheit, Scharfsinn, Geiz, Zorn, Reichtum:

„Igel, griech. echinos, lat. erinaceus; das »bewaffnet, doch als Friedensheld« erscheinende Tier wurde in seinen Verbreitungsgebieten viel beachtet. In der Antike diente die Stachelhaut zum Aufrauhen des Tuches, und sein Fleisch wurde als Heilmittel verwendet, etwa gegen Haarausfall, da die Stacheln starkes Haar vorzubilden schienen. Eine am Rebstock aufgehängte Igelhaut sollte Hagel abwehren. Die »Klugheit« des Igels als Vorratssammler wurde u. a. von Plinius (23-79 n. Chr.) gerühmt. Im Weingarten klettert er – so der frühchristliche »Physiologus«-Text –

»zu den Trauben auf und wirft die Beeren hinab... Dann wälzt er sich, heftet so die Beeren an seine Stacheln und bringt sie seinen Kindern... So tritt auch du, Gemeindemitglied, zu dem geistlichen und wahrhaften Weinstock... Der heilige Basilius sagt: Ahme nur, o Mensch, den Igel nach! Wenn er auch ein unreines Tier ist, so führt er doch einen liebevollen und kinderfreundlichen Wandel... Achte die Trauben aus dem wahren Weinstock, nämlich die Worte unseres Herrn Jesus Christus, und mache sie deinen Kindern zugänglich, damit sie, in gutem Geist aufgezogen, den Vater im Himmel preisen.«

Auch die Feindschaft zwischen Igel und Schlange wird erwähnt. Das mittelalterliche »Bestiarium« rühmt den »Scharfsinn« des Igels, der sich bei Gefahr zu einer Stachelkugel zusammenrollt und auch mit ihnen Beeren sammelt; ebenso soll er einen Bau mit zwei Ausgängen besitzen, dessen nördlichen Ausgang er bei Nordwind verstopft und abwartet, bis der Südwind den kalten Nebel vertrieben hat. Andererseits wurde dem Tier auch »Geiz« und Zornmütigkeit vorgeworfen, da er bei Kämpfen die Stacheln drohend aufrichtet. Das barocke Emblembuch Hohbergs (1675) enthält den Reim:
»Wann der obstreiche Herbst mit Frucht den Baum beschweret, / der Igel fleißig ist, in seine Höhl eintregt: / Wann Gottes Segen dir viel Gaben hat bescheret: / Schau, daß sie seyen klug und weislich angelegt.« Der »Geiz« des Igels machte ihn in Ostasien zum Symbol des Reichtums.“

Knaurs Lexikon der Symbole (1989/1994/1998)[3]

Wappenbilderordnung

Siehe auch

Weblinks

Commons: Igel in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Wappen der Familie Ricci – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ralf von Retberg: Die Geschichte der deutschen Wappenbilder. Aus Ralf von Retbergs Nachlasse. 1884. Posthum in: Jahrbuch der k.k. heraldischen Gesellschaft Adler zu Wien. XIII./XIV. Jahrgang. Wien 1886/1887. Seite 19.
  2. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 87
  3. Knaurs Lexikon der Symbole: Schnecke. 1989/1994/1998. Verlag Droemer Knaur. S. 533
Muster-Wappenschild-Info.png

Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Igel_(Wappentier)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 13. August 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.