Fledermaus (Wappentier)
Als Wappentier ist die Fledermaus (französisch chauve-souris; englisch bat) in der Heraldik eher in ostspanischen als in anderen europäischen Wappen gebräuchlich. Als gemeine Figur ersetzt sie in der aragonesischen Heraldik den Drachen.
Geschichte
Die Figur Fledermaus findet sich bereits um das Jahr 1200 in Wappen und erscheint zum Beispiel in den Wappen von Aragon, Valencia, Teruel, Albacete und Palma.
„Fledermaus (Tafel XVIII. Figur 24.): kommt vor im Wappen der Cor in Frankreich, Trippel in Schaffhausen und auf dem Helme der von der Howen in Russischen Ostseeprovinzen.“
(Piątnica)
Darstellung
Ihre Darstellung ist überwiegend in Schwarz mit ausgebreiteten Flugmembranen, wobei die Stilisierung sich auf den Schattenriss beschränkt. Im Wappen von Montchauvet (Yvelines) in Frankreich ist sie in Gold und im Wappen von Fiefbergen in Schleswig-Holstein in Silber. Die Stellung ist allgemein dem Betrachter zugewandt. In Wappen und auch über dem Wappen trifft man das Tier an. In den spanischen Wappen sitzt sie auf oder schwebt sie über, manchmal auch unter, der Wappenkrone. Im älteren Wappen von Barcelona schwebte eine Fledermaus im Oberwappen, ist aber aus unbekannten Gründen entfernt worden.
1909: Fledermaus (nach Arthur Charles Fox-Davies)
Fledermaus im Oberwappen
Oft erscheint eine Fledermausfigur im Oberwappen, zum Beispiel im Wappen von Valencia.
Fledermaus im Oberwappen von Valencia
Wolfsfledermaus
Im Kommunalwappen von Wettbergen, entworfen von dem Heraldiker und Grafiker Alfred Brecht, erscheint eine fliegende Fledermaus mit Wolfskopf („Wolfsfledermaus“). Das Motiv ist an ein Wappenfigur im Adelswappens der Herren von Wettbergen angelehnt und wurde in den Sitzungen vom 26. April und 8. September 1962 vom Gemeinderat aufgrund der ermittelten Ortsgeschichte einstimmig beschlossen.[2]
Blasonierung: „In Rot über goldenem Berg, darin ein blaues Wellenband, eine fliegende silberne Fledermaus mit Wolfskopf.“[2][3] | |
Wappenbegründung: Der goldene Berg und das blaue Wellenband deuten auf den Wettberger Berg und den Hirtenbach hin. Die fliegende silberne Fledermaus mit dem Wolfskopf ist an ein Motiv („geflügelter Wolf“) im Wappen derer von Wettbergen angelehnt. Die Farben Rot-Silber symbolisieren das Bistum Minden und die Farben Blau-Gold die Oberherrschaft des Welfenhauses. |
Wappenbilderordnung
- Die Fledermaus wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Andere Wildtiere unter der Nr. 5331 aufgenommen.
Symbolik
Symbolkundlich ist die „Fledermaus“ außerhalb der Heraldik mit vielfältigen negativen wie positiven Konnotationen besetzt.
„In der Antike war die Fledermaus das Symbol der Wachsamkeit, und ihr Auge sollte vor Schläfrigkeit schützen. Andererseits wurden schon damals, wie es noch heute in manchen ländlichen Gegenden üblich ist, Fledermäuse zum Schutz vor Nachtdämonen und bösem Zauber an Türen genagelt. Fledermausblutstropfen unter dem Kopfkissen einer Frau sollten ihr Kindersegen bescheren. Auch gegen Ameisenplage, Raupen, Heuschrecken und Schlangenbiß galt die Fledermaus als Quelle für Sympathiemittel. In griechischen Sagen und Fabeln wird sie als klug, aber furchtsam geschildert (..)
Im Abendland gilt sie als unheimliches Wesen, das sich angeblich in den Haaren des Menschen verfängt (..) Der Teufel als gefallener Engel wird in der Kunst mit Fledermausflügeln ausgestattet, da er wie das Tier das Licht scheut. Auch dämonische Wesen aller Art werden mit diesem Attribut dargestellt, etwa der personifizierte Neid (Invidia), der sich nicht offen bei Tag zu zeigen wagt. Bei Bildern des Hexensabbats fehlen Fledermäuse fast nie (..)“
In anderen Kulturräumen besitzt die Fledermaus dagegen oft eine eher positive Symbolbedeutung. Beispielsweise wird sie bei den Mayas als Schutzgott Cama Zotz verehrt und in Altchina galten Fledermäuse als Glückssymbol: „Fünf Fledermäuse bedeuten ebenso viele Glücksgüter, nämlich hohes Alter, Reichtum, Gesundheit, Tugendliebe und natürlichen Tod.“[4] In neueren Zeiten haben Berichte über blutsaugende Vampirfledermäuse in Südamerika dazu beigetragen, auch die stechmückenvertilgenden harmlosen Fledermäuse Europas als furchterregende Wesen zu betrachten.[4]
Paraheraldik
Fledermaus-Motive sind in der Paraheraldik als Logos, Schulembleme, Militär- und Sportvereinsabzeichen etc. sehr verbreitet (beispielsweise in dem wappenähnlichen Zeichen von Albacete Balompié, einem spanischen Fußballklubs; wo das Wappentier die Auflage für das Vereinszeichen bildet). In einem weiten Sinn gehört zu den paraheraldischen Zeichen auch das Emblem der Comicfigur „Batman“.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 88
- ↑ 2,0 2,1 Wolf-Peter Friedrich: Jahresbericht der Höhlenforschergruppe Rhein-Main. Die Fledermaus mit dem Wolfskopf – Symbol der Herren von Wettbergen. 21. Jahrgang. Frankfurt am Main September 2002, S. 80.
- ↑ Wolf-Peter Friedrich: Ritter und Burgen in Rot und Blau. In: Deutsche Philatelisten-Jugend e. V. (Hrsg.): Junge Sammler. Nr. 4, 2017, S. 16–18.
- ↑ 4,0 4,1 4,2 Hans Biedermann: Fledermaus. In: Knaurs Lexikon der Symbole. 1989/1994/1998. S. 358 (vgl. LdS, S. 145)
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