Steinbock (Wappentier)
Der Steinbock (auch nur Bock; französisch bouquetin; englisch ibex) ist in der Heraldik eine gemeine Figur.
Darstellung
Der heraldische Steinbock ist im allgemeinen durch das Gehörn vom heraldischen Ziegenbock zu unterscheiden. Sein Gehörn sollte mindestens auf der Oberseite wellig/knorplig gezeichnet sein. Als Wappentier wird er in der Regel nach rechts sehend (heraldisch) und „aufgerichtet“ („steigend“, „auf zwei Hinterbeinen stehend“) dargestellt. Die Wappenfigur Steinbock erscheint in Wappen oft in Schwarz, Silber oder Gold, kann aber auch anders tingiert sein. Berg oder Dreiberg in Kombination mit einem Bock sind ein Indiz dafür, daß das dargestellte Wappentier eher ein Steinbock als ein Ziegenbock ist.
Die Bewehrung kann, muss aber nicht immer abweichend sein. Neben Hörner, Hufe werden bevorzugt Zunge und die Genitalien anders gefärbt (tingiert).
„Bock: Hierunter ist immer der Steinbock verstanden. Derselbe erscheint meistens aufgerichtet (Tafel XVII. Figur 4. 7. 8.), aber auch laufend (Tafel XVII. Figur 3.) und stehend (im Wappen derer von Keller aus Bern).
Der Bock wird mit sehr starkem Gehörn, Bart und Geschlechtstheilen dargestellt, seine Hörner und gespaltenen Hufen, „Waffen", sind meist andersfarbig als er und das Feld, entgegengesetzt von der Ziege, welche meist stehend, mit fast gradem Gehörn z. B. in einem Felde im Wappen der ehemaligen Republik Venedig und im Wappen der Capris in Italien vorkommt. In englischen Wappen wird meist so die „Gazelle", die aber mehr als Schildhalterin verwandt wird, abgebildet (..)“
Oberhalber Steinbock

Die Figur Steinbock ist als Halbfigur (auch als „wachsend“ oder als „oberhalb“ beschrieben) gebräuchlich, vermutlich weil die obere Hälfte eines Steinbocks mit zum Sprung gestellten Vorderbeinen betont kriegerisch wirkt (zum Beispiel im Oberwappen der Familie Bredow).
Wappen der von Stetten
Steinbockrumpf, Steinbockkopf
Aber auch ein Steinbockrumpf (bzw. ein „gestümmelter“ Steinbock, also nur Hals und Kopf, ohne Vorderbeine) oder ein Steinbockkopf genügten schon frühzeitig als Wappenbilder.
Steinbockhorn, Steinbockgehörn
Die langezogenen, knorpligen Hörner des Steinbocks werden bevorzugt in Ein- oder Zweizahl als Figuren in Wappen geführt, seltener in Mehrzahl. Das untere Ende eines Steinbockhorns wird oft kleeblattartig gestaltet. Sind zwei Steinbockhörner durch eine Hirnschale verbunden, so ist dies zu melden („Steinbockgehörn“ bzw. „ein Paar Steinbockhörner mit Grind“ sowie gegebenenfalls „mit Ohren“).
„(..) Ein Bocksgehörn (Steinbocksgehörn -- Anm. der Red.) als Helmschmuck ist nicht ungewöhnlich (Stammhelm von Baden) ebenso erscheinen einzelne Bockshörner dort und im Schilde; der Grind ist gewöhnlich ornamental kleeblattartig gestaltet, wie zum Beispiel in Tafel XVII. Figur 6.“
Pfahlgestelltes schwarzes Steinbockhorn mit Hornwurzel
(Haldenstein)
Zwei querrechts liegende, bewurzelte schwarze Steinbockshörner (Trimmis
)
Schwarzes Steinbocksgehörn bzw. ein Paar Steinbockshörner mit Grind (Wiesendangen
)
Fischgeschwänzter Steinbock
Als Tierkreiszeichen wird der Steinbock teilweise mit einem Fischkörper anstelle des Steinbockhinterkörpers dargestellt. Diese Darstellung kommt auch in der Heraldik vor. Sie ist als „Tierkreissteinbock“, „fischgeschwänzter Steinbock“, „Steinbock mit Fischschwanz“ o. ä. zu melden (vgl. Wappenbeschreibungen bei der dänischen Adelsfamilie Scavenius).
Ein Steinbock mit Fischschwanz erscheint auf der Rückseite eines in Spanien geprägten Denar (Münze) des Augustus zwischen dem Jahr 18 bis 16 vor Chr. Ein Füllhorn, eine Weltkugel und ein Ruder umgeben dieses Mischwesen.
Steinbock mit Nebenfigur
Vorwiegend in schweizerischen Wappen trägt oder hält die Steinbockfigur als Unterscheidungsmerkmal eine Nebenfigur (Fahnen, Schlüssel, Schwert oder ein ähnliches Motiv) zwischen oder mit seinen Vorderbeinen.
Steinbock, eine schwarze Wagenlünse tragend (Sils im Domleschg
)
Steinbock ein schwarzes oben goldbrennendes Holzstück haltend (Igis
)
Steinbock, blaues Schwert mit goldenem Griff haltend (Bergün/Bravuogn
)
Steinbock, einen gestürzten schwarzen Schlüssel tragend (Zizers
)
Steinbock, einen schwarzen Hechel (Kamm) tragend (Tschlin
)
Steinbock, schwarzen Laurentiusrost haltend Untervaz
Verbreitung
Wappen mit einer Steinbockfigur sind bevorzugt bei Wappenführenden zu finden, die sich mit dem wirklichen Tier einen Lebensraum teilen (zum Beispiel die Alpen). Im Siebmacher'schen Wappenbuch von 1605 erscheinen insgesamt 3471 Wappen auf 226 Tafeln, davon enthalten ...
„(..) neben dem Stadtwappen von Chur, das einen (ganzen) aufgerichteten Steinbock zeigt, 37 Wappen den Steinbock entweder aufgerichtet, oberhalb (mit Vorderbeinen) oder nur Hals und Kopf (ohne Vorderbeine, „gestümmelt“) in 15 unterschiedlichen Kombinationen von Helm-Kleinod und Schildfigur (..) am häufigsten ein Wappen mit einem wachsenden Steinbock als Helm-Kleinod und einem aufgerichteten Steinbock als Schildfigur. Zu dieser Kategorie gehören folgende Familien:“[2]
Geschlecht[2] | Gebiet | Tafel[2] | |
---|---|---|---|
Grafen von Hohenems![]() |
Vorarlberg | 16 | |
Freiherren von Hofmann | 22 | ||
Dreyling zu Wagrein | Tirol | 42 | |
Gremlich von Tüngingen | Tirol | 42 | |
Zuckmantel | Kärnten | 45 | |
Backisch | Schlesien | 51 | |
Donat | Schlesien | 70 | |
Kostligk | Schlesien | 74 | |
Trauner | Bayern | 79 | |
Gotsmann von Thurn![]() (mit oberhalben Steinbock, hier zum Vergleich angeführt -- Anm. der Red.) |
Franken | 102 | |
Türriegel von Riegelstein![]() |
Bayern | 79 | |
Sigershofen | Bayern | 87 | |
Leutermann | Schwaben | 119 | |
Grefendorf | Meißen | 164 | |
Bock | Elsass | 192 | |
Böcklin | Elsass | 194 | |
Endörfer | Augsburg | 207 | |
Böcklin | Augsburg | 217 |
Wappenbilderordnung
- Die Figur Steinbock wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Säugetiere: Andere Wildtiere unter der Nr. 5231 aufgenommen.
Symbolik
Eine besondere Symbolkraft des Steinbockes ist aus den Wappenbeschreibungen (Blasonierungen) nicht herzuleiten. Außerhalb der Heraldik steht er für Macht und Stärke und lehnt sich an den Tierkreis und die antike Mythologie an.
Weblink


Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Angaben nach:
Gotsmann, Reinhard: Die Herren von Gottsmann zu Neuhaus, Thurn, Büg und Brand: Geschichte und Genealogie eines fränkischen Adelsgeschlechtes. 2010. ISBN 3839174155 S. 513
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Steinbock_(Wappentier)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 7. August 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.