Edelweiß (Heraldik)
Das Edelweiß (auch Ruhrkraut, Wollblume, Bauchwehbleamerl, Irlweiß, Almsterndl, Federweiß, selten Silberstern, Sternblume, Wülblume und anderes mehr genannt; französisch édelweiss [fleur]; englisch edelweiss) ist in der Heraldik eine eher seltene gemeine Figur, die in unterschiedlichen Ausprägungen in Wappen erscheint (bevozugt als Edelweißpflanze und als Edelweißblüte).
Geschichte
Wann zum ersten Mal ein Edelweiß als gemeine Figur in einem authentischen Wappen erscheint, ist Stand 2023 unklar beziehungsweise nicht vollständig erforscht. Im 19. Jahrhundert geht der Heraldiker Maximilian Gritzner davon aus, dass es bis dahin wohl nur einmal in einem Wappen geführt wird:
„Das Edelwelss (Tafel 24. Figur 65.), ganz weiss (..) wohl Unica (..) fünfblättrig.“
Als Referenzwappen gibt Otto Titan von Hefner im Jahre 1860 das Wappen der Familie Sewen in der Schweiz an:
„Edelweiß in Schwarz: Sewen, Schweiz (..)“
Ob es sich bei der Pflanzenfigur im Wappen Sewen um ein Edelweiß handelt oder nicht, ist unklar; Johannes Baptista Rietstap deutet das Motiv als gewöhnliche Blume: In Schwarz eine sechsblättrig, gestielte und beblätterte Blume, alles in Silber (‚de sable à une fleur de six feuilles, tigée et feuillée, le tout d'arg‘)[3]. Von der Deutung dieses Wappens unabhängig findet man spätestens im 19. Jahrhundert etliche andere Wappen mit einer Edelweißfigur. Zum Beispiel erscheint diese in einem Felde bei folgenden Wappen: 1804 – Johanna Eleonora Laroche von Starkenfels, geborene Scheyd; 1822 – Johann Baptist Weiss von Starkenfels; 1866 – Franz Xaver Ritter von Schidlach und 1880 – Emanuel von Ullmann.
- Familien-/Personenwappen mit Edelweißfigur
Darstellung
Die heraldische Figur Edelweiß ist Pflanzen der gleichnamigen Pflanzengattung Edelweiß (leontopodium) nachempfunden, wobei das Wappenwesen weder bei der Blasonierung noch in der heraldisch-stilisierten Darstellung zwischen den je nach Autor ca. 30 bis 40 bis 50 Arten/Sorten aus der Familie der Korbblüter (asteraceae) differenziert. Vielmehr lehnen sich die Edelweiß-Wappenfiguren an ein Idealbild
an, das sich mehr oder weniger von biologisch gegebenen Gattungen abgrenzt, hauptsächlich jedoch dem Alpen-Edelweiß
(leontopodium nivale) ähnelt. Spezielle oder andere Edelweiß-Anlehnungen sind dann genau zu melden, wenn sie tatsächlich heraldisch oder darstellerisch relevant sind beziehungsweise die Wappenführenden/-stifter diese als wesentlich für ihr Wappen bestimmen. Manchmal wird in Wappenbeschreibungen sprachlich nicht genau unterschieden, welche Erscheinungsform des Edelweißes im Wappen explizit erscheinen soll: die „Edelweißblüte“ oder die „Edelweißpflanze“?
Edelweißblüte
Die Edelweißblütenfigur erscheint gewöhnlich ungestielt und mit offenen Blütenblättern in Aufsicht sowie mit mittig angeordnetem Butzen, der manchmal kontrastierend beziehungsweise andersfarbig zu den Blütenblättern tingiert wird. Meist wird die Figur in der charakteristischen Naturfarbe dargestellt, das heißt, mit silbernen (weißen) Blütenblättern und goldenem Butzen (andere heraldische Farben sind selten, aber möglich). Die Anzahl der Blütenblätter ist gewöhnlich unbestimmt und liegt je nach Aufriss ca. zwischen fünf und fünfzehn (oder mehr). Wenn die Blütenblätteranzahl in der Wappenbeschreibung exakt bestimmt ist, ist die Blüte immer entsprechend aufzureißen.
(Recea
)
Vorne: Edelweißblüte über einem Felsenberg (Landkreis Sonthofen
)
(Worochta
)
Edelweißblütenfiguren erscheinen vorwiegend in Ein-, Zwei- oder Dreizahl in einem Wappen (im letztgenannten Fall zum Beispiel 2-über-1 oder 1-über-2), können aber auch in einer anderen Anzahl vorkommen.
Zwei Edelweißblüten (Morillon (Haute-Savoie)
)
Zwei Edelweißblüten (Vișeu de Sus
)
Drei Edelweißblüten (Frémeréville-sous-les-Côtes
)
Fünf Edelweißblüten (Chamonix-Mont-Blanc
)
Edelweißpflanze
Komplette Edelweißpflanzen (auch Edelweis mit Stiel/Stengel und Blättern, Edelweißstengel oder ähnlich genannt) finden sich ebenfalls in Wappen. Im Gegensatz zur laubblattlosen Edelweißblütenfigur stehen bei einer Edelweißpflanzenfigur neben der obligatorischen Edelweißblüte ein aufrechter, unverzweigter und kantenförmiger Stengel/Stiel mit einem oder mehreren wechselständig und meist schraubig am Stängel verteilten (teils in einer grundständigen Rosette) Laubblättern, evtl. Wurzeln („bewurzelt“ bzw. „ausgerissen“) im Fokus der Gestaltung. Die genaus Ausprägung des Blüten-/Fruchtstandes, die Anzahl der Blätter und Blüten sowie eine mögliche bewurzelte/ausgerissene Darstellung können gemeldet werden.
Edelweiß als Nebenfigur
Edelweiß-Motive erscheinen in Wappen eher selten als solitäre Hauptfigur, sondern mehr in Kombination mit anderen Wappenfiguren, auch als Nebenfigur. Beispielsweise führen die Ritter von Epp ein Wappen mit einem aufspringenden Steinbock, der eine Edelweißpflanze im Maul hält.
1934: Steinbock mit einem Edelweiß im Maul (Wappen Franz Ritter von Epp
)
(Dramscha
)
Paraheraldik und Symbolik
Edelweißmotive finden sich in vielen para- und militärheraldischen Zusammenhängen, beispielsweise als Zeichen (Abzeichen, Logo, Signet, Symbol, Emblem u. A.) von Alpinisten, Bergsteigern, alpinen Vereinen, Verbänden, Truppengattungen et cetera:
„Im zivilen Bereich ist schon seit dem späten 19. Jahrhundert das Edelweiß nicht nur das unverzichtbare Emblem alpiner Vereine, sondern, in ähnlicher Form wie das vom österreichischen Bundesheer getragene Kappen-Edelweiß, auch an den Dienstmützen von Rotkreuzhelfern, Feuerwehrmännern oder Organen der Berg- und Naturwacht zu finden. Letztere tragen für die Einhaltung der naturschutzrechtlichen Vorschriften Sorge, die unter anderem auch der Bewahrung des bereits stark gefährdeten »echten« Edelweiß dienen. Ebenso, wie das Edelweiß der rauen Natur alpiner Höhen trotzt, wird das Edelweiß an den Uniformen der Soldaten vieler Armeen weiterhin Sinnbild für standhaften Verteidigungswillen sein.“
Wappenbilderordnung
- Die Figur Edelweiß wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) in der Abteilung Pflanzen: Blumen unter der Nr. 2651 aufgenommen.
Weblinks


- Edelweiß
, (Wikipedia)
- Kategorie Edelweiss, Heraldry of the world
Einzelnachweise
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 109. Tafel 24. Figur 65. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.
- ↑ Hefner, Otto Titan von: Handbuch der theoretischen und praktischen Heraldik. Weißenburg, Nordgau. 1861. S. 88. Figur 577. (Google)
- ↑ Johannes Baptista Rietstap: Armorial général: précédé d'un dictionnaire des termes du blason. Band 1. Gouda, 1884-1887. S. 769. (Neuauflage: Genealogical Publishing Com, 2003; Google)
- ↑ Hermann Hinterstoisser: Das Edelweiß – Alpenblume mit Symbolkraft. In: Truppendienst
, 2012, Nr. 5, Folge 329. Abgerufen: 19. Februar 2023