Margerite (Heraldik)
Trivialnamen Weitere zum Teil nur regional gebräuchliche Bezeichnungen und Trivialnamen für die Margerite sind oder waren nach Carl Jessen:[2]
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Die Margerite (von altgriechisch λευκός leukós ‚weiß‘ und ἄνθος ánthos ‚Blüte, Blume‘; der deutsche Trivialname leitet sich über französisch marguerite von altgriechisch μαργαρῖτης margarîtes für ‚Perle‘ ab;[3] lateinisch leucanthemum; französisch marguerite; englisch daisy) ist in der Heraldik eine seltene gemeine Figur, die in unterschiedlichen Ausprägungen in Wappen erscheint.
Darstellung
Die heraldische Figur Margerite ist der gleichnamigen Pflanzengattung Margerite (leucanthemum) nachempfunden, wobei das Wappenwesen weder bei der Blasonierung noch in der heraldisch-stilisierten Darstellung zwischen den ca. 42 Arten/Sorten aus der Familie der Korbblüter (asteraceae) differenziert. Vielmehr lehnen sich die Margeriten-Wappenfiguren an ein Idealbild an, das sich mehr oder weniger von biologisch gegebenen Gattungen abgrenzt, hauptsächlich jedoch der Magerwiesen-Margerite (leucanthemum vulgare) ähnelt. Spezielle oder andere Margeriten-Anlehnungen sind dann genau zu melden, wenn sie tatsächlich heraldisch oder darstellerisch relevant sind beziehungsweise die Wappenführenden/-stifter diese als wesentlich für ihr Wappen bestimmen. Oft wird in Wappenbeschreibungen sprachlich nicht genau unterschieden, welche Erscheinungsform der Margerite im Wappen explizit erscheinen soll. Zwei Erscheinungsformen sind bevorzugt gebräuchlich: die „Margeritenblüte“ und die „Margeritenpflanze“.
Margaritenblüte
Die Margeritenblütenfigur erscheint gewöhnlich ungestielt und mit offenen Blütenblättern in Aufsicht sowie mit mittig angeordnetem Butzen, der manchmal kontrastierend beziehungsweise andersfarbig zu den Blütenblättern tingiert wird. Meist wird die Figur in der charakteristischen Naturfarbe dargestellt, das heißt, mit silbernen (weißen) Blütenblättern und goldenem Butzen (andere heraldische Farben sind selten, aber möglich). Die Anzahl der Blütenblätter ist gewöhnlich unbestimmt und liegt je nach Aufriss ca. zwischen neun und achtzehn (oder mehr). Wenn die Blütenblätteranzahl in der Wappenbeschreibung exakt bestimmt ist, ist die Blüte immer entsprechend aufzureißen.
Margeritenblütenfiguren erscheinen vorwiegend in Ein-, Zwei- oder Dreizahl in einem Wappen (im letztgenannten Fall bevorzugt 2-über-1), können aber auch in einer anderen Anzahl vorkommen.
Margeritenblüte
(Zděchov)Unten: Zwei Margeritenblüten (Baudonvilliers)
Drei Margeritenblüten (Margarethenhöhe)
Stern, begleitet von drei Margeritenblüten (2:1; Landange)
Margeritenpflanze/-staude/-stengel
Margeritenpflanzen (auch Margeritenstauden, Margeritenstengel oder ähnlich genannt) finden sich ebenfalls in Wappen. Im Gegensatz zur laubblattlosen Margeritenblütenfigur stehen bei einer Margeritenpflanzenfigur neben der obligatorischen Margeritenblüte ein aufrechter, unverzweigter und kantenförmiger Stengel/Stiel mit einem oder mehreren, wechselständig angeordeten, spatelförmigen Laubblättern, evtl. Wurzeln im Fokus der Gestaltung (die unteren Laubblätter womöglich grob gezähnt, die oberen weniger stark). Die genaus Ausprägung des Blüten-/Fruchtstandes, die Anzahl der Blätter und Blüten sowie eine mögliche bewurzelte Darstellung können gemeldet werden.
Drei natürliche Margeritenpflanzen 2:1 (Saint-Epvre)
Abgrenzung
Eine Margeritenfigur ist, insbesondere, wenn sie als solitäre Blüte in einem Wappen erscheint, leicht mit einer anderen heraldischen Pflanzenfigur zu verwechseln. Beispielsweise sind heraldisch stilisierte Margeritenfiguren aufgrund der ähnlichen Blüten nur schwer oder gar nicht von ebensolchen Gänseblümchenfiguren (‚kleine Margerite‘) zu unterscheiden. Die arteigenen Merkmale sollten daher in der heraldischen Darstellung deutlich überzeichnet sein. Beispielsweise sollte eine Margeritenplanzenfigur mit einem wesentlich längeren Stiel/Stengel als eine Gänseblümchenfigur gestaltet werden. Die Laubblätter der Gänseblümchenfigur sind als bodenständige Rosette darzustellen (der Gänseblümchenstengel blattlos), die Margeritenlaubblätter sollten dagegen wechselständig am Stengel angeordnet sein. Die Form der Blütenblätter ist zwar ähnlich, doch sollten die Margeritenblütenblätter eher gezahnt die Gänseblümchenblütenblätter dagegen eher glattrandig aufgerissen werden.
In Zweifelfällen können die Blasonierung oder der Wappenführende Auskunft erteilen, welches Motiv in einem Wappen erscheint, in anderen ist die Deutung vage oder je nach Aufriss uneinheitlich.
Blüten der dalmatinischen Insektenblume (Okrug, Kroatien)
Symbolik
Innerhalb der Heraldik steht eine Margeritenfigur manchmal sprechend für den Namen eines Wappenführenden. Beispielsweise führt der Ort Margarethenhöhe sprechend „in Grün eine vierzinnige goldene Bogenmauer, darüber balkenweise zwei silberne Margeritenblüten mit goldener Butze und darunter eine ebensolche Margeritenblüte. Teilweise ist unklar, welches redendes Pflanzenmotiv gemeint ist. Beispielsweise erscheint im Wappen von Ivanska ein Bord sprechend belegt mit sogenannten kroatisch ivancica -- was im Deutschen mit ‚Margeriten‘ oder ‚Gänseblümchen‘ übersetzt werden kann.
Bord, belegt mit ivancica, also mit ‚Margeriten‘ oder mit ‚Gänseblümchen‘? (Ivanska)
Außerhalb der Heraldik steht die Margerite für Natürlichkeit, Wahrheit, Reinheit, Unschuld und (unverfälschtes) Glück. Sie ist die Orakelblume beziehungsweise wird als Liebesorakel benutzt, indem man ihre Blütenblätter separat und einzeln abzupft und abwechselnd bei je einem sagt „.. liebt mich“, beim nächsten „.. liebt mich nicht“ bis nur noch ein Blütenblatt da ist, welches Antwort gibt. Die Blütenblätter der Margerite symbolisieren auch Perlen/Tränen der Trauer. In der Symbolik rund um den Margeritentag gelten Margeriten als „weiße Blumen der Barmherzigkeit“.
Wappenbilderordnung
- Die Margerite wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Blumen unter der Nr. 2764 aufgenommen.
Weblinks
- Margerite (Wikipedia)
Lemma Margerite. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1960 (woerterbuchnetz.de).
Einzelnachweise
- ↑ Wappenbeschreibung: „In Grün eine einfache Margeritenblüte mit silbernen Blütenblättern und goldener Besamung.“
- ↑ Georg August Pritzel; Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen. Hannover, 1882. S. 94 f. (online)
- ↑ Heinrich Tischner: Deutsche Etymologie - Margerite