Mohn (Heraldik)

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Unten drei (2:1) aufrechte, kurzgestielte Mohnkapseln; auf dem Helm Einhorn, das zwischen den Vorderhufen eine Mohnkapsel wie im Schild hält
(1913: heraldisches Exlibris Friedrich Bludau; gestaltet von Heinrich Hinzmann (1860-1926))[1]
Mohn
 
SchlafmohnW-Logo.png
(Papaver somniferum)
 
KlatschmohnW-Logo.png
(Papaver rhoeas)
1564/66:
Boller von Capell

Die Pflanzengattung Mohn (papaver) sowie Bestandteile der Mohn-Pflanzen (Blüte, Kapselfrucht, Blatt, Stiel und so weiter) erscheinen als seltene Wappenfiguren in der Heraldik. Sie sind gewöhnlich gemeine Figuren.

Darstellung

Die heraldische Figur Mohn ist der gleichnamigen Pflanzengattung Mohn (papaver)W-Logo.png nachempfunden, wobei das Wappenwesen weder bei der Blasonierung noch in der heraldisch-stilisierten Darstellung zwischen den 50 bis 120 Arten/Sorten aus der Familie der Mohngewächse (Papaveraceae) in jedem Fall exakt differenziert. Vielmehr lehnen sich die Mohn-Wappenfiguren an ein IdealbildW-Logo.png an, das sich mehr oder weniger von biologisch gegebenen Gattungen abgrenzt, hauptsächlich jedoch dem Schlafmohn (papaver somniferum)W-Logo.png oder dem Klatschmohn (papaver rhoeas)W-Logo.png ähnelt. Spezielle oder andere Mohn-Anlehnungen sind dann genau zu melden, wenn sie tatsächlich heraldisch oder darstellerisch relevant sind beziehungsweise die Wappenführenden/-stifter diese als wesentlich für ihr Wappen bestimmen. Oft wird in Wappenbeschreibungen sprachlich nicht genau unterschieden, welche Erscheinungsform des Mohns oder welche Mohnart im Wappen explizit erscheinen soll. Vier Erscheinungsformen sind gebräuchlich:

  • Mohnkapsel oder Klatschmohnkapsel (frz.: bulbes de coquelicot; engl. poppy-ball), auch Mohnkopf genannt (frz.: tête de pavot; engl.: poppy-head)
  • Mohnstaude
  • Mohnblume beziehungsweise Klatschmohn (frz.: coquelicot; engl.: red-poppy), auch Mohnpflanze, Klatschmohnpflanze, Klatschmohnblume oder ähnlich genannt
  • Mohnblatt

Der Oberbegriff Mohn (pavot; engl.: poppy), aber auch der Ausdruck Mohnkopf und andere stehen in der heraldischen Tradition oft für eine wachsende Mohnstaude, das ist eine kugelige, geschlossene Mohnkapsel mit einem schmalen, nahezu „strichförmigen“ (borstig behaarten) Stiel, manchmal mit ein, zwei meist gebuchteten oder gesägten Blättern, die gemeldet werden sollten.

Mohn (Tafel XXIII. Figur 73.) sieht sehr ähnlich aus wie der Granatapfel, ist aber nie geöffnet; ist auch da wo er vorkommt, meist an Stielen wachsend dargestellt.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[3]

Wenn, wie in der neuern Heraldik ab und an geschieht, eine Mohnblume mit Blüte im Wappen erscheinen soll, so sollte der kurze Ausdruck Mohn nicht gebraucht werden; anderenfalls können sehr leicht Irrtümer entstehen. Insgesamt empfiehlt es sich, in Wappenbeschreibungen ein Mohn-Motiv exakt (im Rahmen der gebotenen Kürze) zu beschreiben, damit die dazugehörigen Wappen korrekt und eindeutig aufgerissen werden können. Ein Mohnkopf oder eine Mohnkapsel sollten beispielweise als solche im Wappen erscheinen (und nicht als vollständige Mohnblume). Vorbildlich ist in diesem Zusammenhang die Wappenbeschreibung des Wappens der Familie Makowka in der Deutschen Wappenrolle, die zwischen drei Mohn-Figuren differenziert und deren Attribute genau beschreibt:

„(..) hinten eine goldengestielte Mohnkapsel und eine goldengestielte rote Mohnblume, nach außen geneigt ein schrägrechts gelegtes goldenes Mohnblatt überdeckend (..)“

Auszug aus der Wappenbeschreibung Makowka (1936): DWR, Nr. 374 (18/36)[4]

Alle heraldischen Farben sind bei der Darstellung der Mohnfiguren gebräuchlich. Farbliche Hervorhebungen (zum Beispiel Stiel andersfarbig als Mohnkapsel) sind zu melden.

Mißverständliche Synonyme

Für Mohngewächse -- insbesondere für den Klatschmohn (papaver rhoeas) -- sind zahlreiche mehr oder weniger volkstümliche oder veraltete Bezeichnungen und Schreibweisen gebräuchlich, zum Beispiel: Klapperrose, Klapperblume, Klappermohn, Klafferblume, Klatschrose, Klatschrosenmohn, Flitschrose, Glitschrose, Feldrose, Feldmohn, Kornrose, Kornmohn, wilder Mohn oder ähnlich[5][6]. Diese sind grundsätzlich im Wappenwesen zu vermeiden, weil sie in der Regel nicht eindeutig sind oder die darzustellende Wappenfigur nicht präzise beschreiben. Ohnehin tauchen diese Beschreibungen in der Heraldik nur ausnahmsweise und in wenigen unbrauchbaren Fällen auf oder sind unbedachte Bonmonts der Bernd'schen Neuerungsversuche, „wie so viele andere Abmühungen dieses neuerungsdürstigen Mannes“[7] Beispielsweise erwähnt Bernd den Ausdruck Klapperrose im Zusammenhang mit der Wappenbeschreibung der Elisabeth Freifrau von Eyss, in der es unter anderem im aufgelegten Schild mit den Spitzen zusammenstoßenden Keile von Gold heißt: (..) ein blauer auf einer goldbesamten Klapperrose sitzender Eisvogel (..)[8]. Der Ausdruck Klapperrose ist aber nicht nur für den Klatschmohn gebräuchlich, sondern auch für andere (Feld)Blumen, die in in irgendeiner Form mit Klappern/Knallen im Kontext stehen oder ähnlich wie die Mohngewächse aussehen (Gartenpappeln, Anemone, Feldröschen u. a.)[6]. Mit anderen Worten: Ein Wappenkünstler kann aus dem Ausdruck „Klapperrose“ nicht eindeutig ableiten, welche Wappenfigur im Wappen dargestellt werden soll. Damit ist er für die heraldische Terminologie als unbrauchbar zu verwerfen.

Mohn als Prachtstück

Im Wappen Mazedoniens erscheinen Mohnstauden als Prachtstücke beziehungsweise als Teil eines Kranzes, der den Wappenschild umgibt.

Abgrenzung

Die Figur Mohn und alle ihre Ausprägungen, insbesondere Mohnkapsel/Mohnkopf sind von der Figur Granatapfel zu unterscheiden, die ähnlich im Wappen erscheint, aber gewöhnlich geöffnet dargestellt wird, so daß die Granatapfel-Kammern mit den kantigen Samen, die von Sarkotesta umgeben sind, erkennbar sind.

Symbolik

  • Die Figur Mohn ist innerhalb des Wappenwesens als redendes Motiv für Familien mit dem Namen Mohnhaupt, Mohn, Mon, Montbach, Makowka, Mohebanus oder ähnlich gebräuchlich oder für Hoheitszeichen (vgl. Maków Podhalański; pol.: Mak = dt.: Mohn).
  • Außerhalb die Heraldik ist die Symbolik aus historischen Gründen sehr vielschichtig.

„Mohn gilt als Nationalblume der Republik Polen. Unter anderem ist daher auch die Sorte 'Mieszko' nach dem gleichnamigen polnischen Fürsten Mieszko I. aus dem 10. Jahrhundert benannt.

Im kollektiven Gedächtnis der Briten ist der Mohn mit den vier Flandernschlachten des Ersten Weltkriegs verbunden. Er dekoriert in Form künstlicher Abbildungen entsprechend die beiden nationalen Grabmäler des unbekannten Soldaten. Wegen der Darstellung brennenden Mohns im Internet ist am 11. November 2012 im Vereinigten Königreich ein 19-jähriger Mann festgenommen worden. [9] In einem anderen Fall wurde ein Mann, der öffentlich Plastiknachbildungen von Mohn verbrannte, zu einer Geldbuße verurteilt.[10]

In den Ritualen der Mysterien von Eleusis wurde der Mohn als Symbol der Erde, des Schlafens und des Vergessens zu Ehren der Göttin DemeterW-Logo.png eingesetzt.[11]

Wikipedia (2014)[12]

Wappenbilderordnung

  • Mohn/Klatschmohn wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Blumen unter der Nr. 2722 aufgenommen.
  • Mohnkapsel/Klatschmohnkapsel und Mohnkopf wurden in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Teile lebender Organismen, Abnormitäten, Verstümmelungen: F: Früchte unter der Nr. 2722-767 aufgenommen.

Weblinks

 Commons: Mohn in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Historische heraldische Exlibris (19) – Internet. Abgerufen: 27. September 2023
  2. Ministerial-Rescript vom 16. Oktober 1813. Vgl.: Johann Nepomuck Franz Anton von Raiser: Die Wappen der Städte und Märkte, dann der marktberechtigten Orte im Oberdonau-Kreis des Königreichs Bayern. Lauter, Augsburg 1834, S.107.
  3. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 106
  4. Deutsche Wappenrolle (DWR): Wappen Makowka, Major d. R., Rittergutsbesitzer in Reichenberg (Oberbarnim). Eingetragen am 25. Januar 1936. Unter Verwendung eine Ringsiegels von 1914. Nr. 374 (18/36)
  5. Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1604
  6. 6,0 6,1 Blason ville fr Garidech (Haute-Garonne).svg Lemma Klapperrose. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1960 (woerterbuchnetz.de).
  7. Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 34.
  8. Christian Samuel Theodor Bernd: Wappenbuch der Preußischen Rheinprovinz: Mit Beschreibung der Wappen. Band 3, Henry & Cohen, Bonn 1835, S. 34
  9. http://www.kent.police.uk/news/latest_news/121111_burning_poppy.html Man due to be interviewed in connection with Facebook posting. Man from Aylesham arrested
  10. http://www.guardian.co.uk/uk/2012/nov/12/kent-man-arrested-burning-poppy Kent man arrested after picture of burning poppy posted on internet
  11. Udo Becker: Lexikon der Symbole. Nikol Verlag (genehmigte Lizenz des Verlags Herder), Hamburg 2012, ISBN 978-3-86820-139-0, S. 193.
  12. Seite „Mohn“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 13. Juli 2014, 11:59 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Mohn&oldid=132108118 (Abgerufen: 3. August 2014, 21:57 UTC)