Fünfblatt (Heraldik)
Das Fünfblatt (französisch quinte-feuille; englisch cinquefoil), teilweise mit der Nesselblume (franz. fleur d'ortie) gleichgesetzt, ist in der Heraldik eine blumenartige gemeine Figur. Sie steht in einer Reihe anderer Wappenfiguren, die mit dem Dreiblatt beginnen und sich in der Darstellung und im Namen durch die Anzahl der Blätter unterscheiden.
Darstellung
Beim Fünfblatt sind fünf stilisierte einfache Blätter um einen Mittelpunkt konzentrisch angeordnet und miteinander verbunden. Die Darstellung ähnelt einer einfachen heraldischen Rose oder einer Hagedornblüte bzw. einer Mispelblüte. Die Blätter können viele Formen und besonders Ränder haben. Alle heraldischen Tinkturen sind gebräuchlich. Das Fünfblatt erscheint zum Beispiel im Wappen der Familie de Vergy.
Das Fünfblatt erscheint bevorzugt in Ein-, Zwei- oder Dreizahl, kann aber auch in größerer Anzahl eine andere Wappenfigur begleiten oder ein Schild/Feld besäen oder bestreuen. Alle heraldischen Farben sind gebräuchlich.
- Fünfblatt (Illustrationsbeispiele)
(in der Mitte kreisförmig durchbrochen)
(Durchbrochenes) Fünfblatt (Bouaye
)
Fünfblatt mit verwechselten Farben im Wappen von Clichy-sous-Bois
Zwei Fünfblätter im Schildhaupt (Flavacourt
)
Drei Fünfblätter 2:1 (Sérent
)
Drei Funfblätter 2:1 in Hermelin (Wappen Ancenis
)
Drei Fünfblätter zwischen sieben Schindeln (Lugny (Saône-et-Loire)
)
Eine Wappenfigur, rechts und links begleitet von je drei Fünfblatt (La Ferté-Saint-Aubin
)
- Bebutztes Fünfblatt
Golden bebutztes silbernes Fünfblatt (Lammi
)
Fünfblatt mit silbernen Butzen (Wappen Gilbert de Umfraville
)
Rotes Fünfblatt mit blauen Butzen (belgische Gemeinde Bertem
)
Abgrenzung
Die darstellerischen Grenzen zwischen einem Fünfblatt und einer Mispelblüte, einer Rosenblüte etc. sind fließend. Zur genauen Bestimmung helfen bei ein und demselben Wappen teilweise Wappenbeschreibungen nicht weiter, weil diese im Einzelfall je nach Quelle variieren. Beispielsweise zeigt das Stammwappen Arenberg drei (2:1) fünfblättrige goldene Mispelblüten auf rotem Grund. Maximilian Gritzner beschreibt diese Figur aber auch als Fünfblatt:
„Fünfblatt in der Mitte durchbohrt (die Nesselblüthen im Arenbergschen Wappen).“
Die Deutungshoheit, um welches Motiv es sich im Wappen handelt, liegt dann beim Wappenstifter bzw. bei den Wappenführenden.
Wappenbilderordnung
- Das Fünfblatt wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. 2605 aufgenommen.
Siehe auch
Weblinks
Literatur
- Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 254 (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000).
Einzelnachweise
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 213