Wind (Heraldik)
Der Wind (auch blasender Kopf/Knabenkopf; althochdeutsch wint; wie gleichbedeutend lateinisch ventus zu indogermanisch ue ‚wehen, blasen‘[1]) ist in der Heraldik eine gemeine Figur, die sich an überlieferte Motive des griechischen Gottes der Winde, Aiolos (griechisch Αἴολος, lateinisch Aeolus, deutsch Äolus oder Äol; französisch Aquilon; englisch Aelus) anlehnt beziehungsweise als einer der verschiedenen Winde erscheint, die dieser beherrscht:
Aiolos war mit Eos, der Göttin der Morgenröte, verheiratet und wurde von Zeus als der Herrscher über die verschiedenen Winde eingesetzt.
Darstellung
Dargestellt wird der Wind in der Heraldik als ein menschlicher Kopf mit zugespitzten blasenden Lippen und stark aufgewölbten Wangen. Unterstützend wirken die vielen von den Lippen ausgehenden parallelen oder sich zu einem Kegel weitenden Linien. Der Windkopf kann aus einer Wolke heraus blasen oder auch eine Wolke, beziehungsweise einen Gegenstand, anblasen. Die Darstellung erfolgt im Profil oder dem Betrachter zugewandt. Einen Unterschied in der Windstärke wird nicht gemacht. Die Wappenfigur ist nicht sehr verbreitet.
„Aeolus kommt vor als „blasender“ Knabenkopf in mehreren südtiroler Wappen.“
„(..) Sturm und Wind durch blasende Köpfe dargestellt (..)“
Wind im Wappen von Papst Pius VI. (1717-1799)
Symbolik
Wind oder Winde stellen symbolkundlich nicht nur eine meteorologische Erscheinung dar, „sondern übernatürliche Manifestationen, die Absichten der Götter (..) Einerseits wird die Unverläßlichkeit des Windes berücksichtigt, andererseits ihre fühlbare Wirkung trotz ihrer Unsichtbarkeit.“[4].
Abgrenzung
Der Ausdruck Winde (Mehrzahl) (auch Winden) steht in der Heraldik nicht für bloße Luftbewegungen, sondern hat eine andere Bedeutung. In alten Wappenbeschreibungen steht er für Windhunde[5].
Weblinks
Einzelnachweis
- ↑ Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 20. Aufl. Berlin und New York 1967, Seiten 860 (Wind) und 843 (wehen)
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
- ↑ Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 260 (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000).
- ↑ Lexikon der Symbole: Winde. Knaurs Lexikon der Symbole, S. 1200; vgl. LdS, S. 486) (c) 1989, 1994, 1998 Verlag Droemer Knaur.
- ↑ Gert Oswald, Lexikon der Heraldik, Bibliographisches Institut Leipzig, 1984
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