Atomsymbol (Heraldik)
Das Atomsymbol ist in der neueren Heraldik eine seltene gemeine Figur, die nicht den heraldischen Regeln des traditionellen Wappenwesens entspricht.
Darstellung
Die exakte Form der gemeinen Figur Atomsymbol ist nicht definiert. Gewöhnlich erscheint es heraldisch stilisiert als vereinfachtes, zweidimensionales Atommodell mit zwei oder drei ineinander verschlungenen ellipsenförmigen Ringen um einen Kreis (heraldische Kugel) als Mittelpunkt. „Die Andeutung der Elektronen selbst, beispielsweise durch je eine auf jede Ellipse gelegte Kugel, ist unüblich, kommt aber vor (so im Wappen von Eggenstein-Leopoldshafen). Bei drei Umlaufbahnen sind die Achsen oft gleichmäßig (d. h. um 120°) gegeneinander gedreht, bei zwei Umlaufbahnen entspricht die Lage der Längsachsen zumeist einem Andreaskreuz.“[1]
Alle heraldischen Farben sind bei der Darstellung des Atomsymbols gebräuchlich. Unterscheiden sich die Ringe und der Kreis in der Tinktur, ist dies zu melden.
„Im Wappen von Elektrostal sind zwei aus dem Hammer des Hephaistos aufsteigende Blitze durch die zwei Umlaufbahnen eines goldenen Atomsymbols gebunden. Im Wappen von Schelesnogorsk ist ein silbern bewehrter goldener Bär durch die drei Umlaufbahnen eines silbernen Atomsymbols gebunden.“[1]
Karlstein am Main-Großwelzheim
Verbreitung
Die gemeine Figur Atomsymbol wird als Motiv im Grunde nur in der Kommunal- oder Paraheraldik geführt. Of findet man das Symbol in Staaten, Gebieten oder Ländern (Deutschland, Rußland), die eine gewisse Affinität zur Kernkraft haben oder hatten und diese durch ein entsprechendes Zeichen symbolisch darstellen.
Schelesnogorsk, Region Krasnojarsk, Russland
Elektrostal, Oblast Moskau, Russland
Obninsk, Oblast Kaluga, Russland
Olenja Guba, Oblast Murmansk, Russland
Paks, Ungarn
Mioveni, Rumänien
Prypjat, Rajon Tschernobyl, Ukraine
Schowti Wody, Ukraine
Saclay, Frankreich
Wappenbilderordnung
- Das Atomsymbol wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Himmelskörper und unbelebte Erde: Himmelskörper unter der Nr. 1000 aufgenommen.[2]
Paraheraldik
Das Atomsymbol ist in der Paraheraldik ein gebräuchliches Motiv, das zum Beispiel bei der Gestaltung von Logos, Schulemblemen, Militär- und Sportvereinsabzeichen et cetera genutzt wird.
Symbolik
- Die Ringe in der gemeinen Figur Atomsymbol versinnbildlichen die Umlaufbahnen von Elektronen, der Kreis den Atomkern.
- Wappen mit dem Atomsymbol symbolisieren oft kerntechnischen Anlagen oder verweisen auf Forschungsstätte, -projekte und ähnliches aus dem Gebiet der Kernphysik. Beispielsweise bezieht sich das Atomsymbol im Wappen von Gundremmingen auf das Atomkraftwerk Gundremmingen; im Wappen von Karlstein am Main referenziert es auf das erste deutsche Atomkraftwerk, das als Versuchskraftwerk in der ehemaligen Gemeinde Gemeinde Großwelzheim stand; im alten Wappen des Landkreises Karlsruhe weist es auf auf das in der Gemeinde Leopoldshafen bestehende Kernforschungszentrum Karlsruhe hin; im Wappen von Großwelzheim deutet es auf das um 1960 erbaute Kernkraftwerk Kahl hin.
Schriftzeichen und Emoji
Das Symbol ist in Unicode seit Version 4.1 (März 2005) als Schriftzeichen U+269B ⚛ atom symbol im Unicodeblock Verschiedene Symbole[3] und mittlerweile außerdem als Emoji standardisiert.
Siehe auch
Weblinks
- Commons: Atomsymbol in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Strahlende Vergangenheit. Atomzeichen im Gemeindewappen, taz-Beitrag: 30.05.2011.
Literatur
- Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 356; Abb.: 16 bis 19. (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000): „Symbole der modernen Chemie und Atomphysik“
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Seite „Atomsymbol (Heraldik)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 1. Oktober 2018, 16:19 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Atomsymbol_(Heraldik)&oldid=181403189 (Abgerufen: 16. November 2018, 18:06 UTC)
- ↑ Jürgen Arndt und Werner Seeger (Bearbeiter) mit Wappenskizzen von Lothar Müller-Westphal: Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo. Zit.: WBO - Wappenbilder. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. B). 2., ergänzte und berichtigte Auflage. Band I. Bauer & Raspe, Inh. Manfred Dreiss, Neustadt an der Aisch 1996, ISBN 3-87947-110-X, S. 110–111. Tafel 23. Figur 1000 (447 S., zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner; Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).
- ↑ Michael Everson: Unicode Document L2/03-163R2: Proposal to encode five miscellaneous symbols in the UCS. Unicode Technical Committee, 4. September 2003, abgerufen am 7. September 2018.