Hainbuche (Heraldik)

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Die Wappenfiguren „Hainbuche“ (wird im nachstehenden Artikel behandelt) und → „Buche“ (siehe dort) werden, wenn überhaupt, erst in der neueren Heraldik unter Einbeziehung neuerer verfügbarer botanischer Kenntnisse voneinander abgegrenzt; in der Früh-/Hochblüte der Wappenkultur ist weder die Beschreibung dieser Wappenfiguren in Textform noch ihre grafische Gestaltung in jedem Fall eindeutig (vergleiche dazu weiter unten im Artikel den Abschnitt → Hainbuche versus Buche).

Hainbuche
 
in der Natur
(freistehend, im Sommer, im Hunsrück)
 
in der Heraldik
(Hainbuchenbaum im Wappen EteimbesW-Logo.png)
Trivialnamen
Im deutschen Sprachraum gibt es zahlreiche lokale Bezeichnungen beziehungsweise TrivialnamenW-Logo.png für die Hainbuche, darunter zum Beispiel:[1]

Die Hainbuche (auch Weißbuche, Hag[e]buche, Hornbaum und anderes mehr genannt; französisch charme; englisch hornbeam) und alle ihre Teile (Hainbuchenzweig, Hainbuchenblatt und so weiter) erscheinen in der Heraldik als seltene Wappenfiguren beziehungsweise als gemeine Figuren.

Darstellungen

In der Regel sind die Wappenfiguren, die im Zusammenhang mit der Hainbuche in Wappen heraldisch stilisiert erscheinen, dem Idealbild der gleichnamigen gemeinen/gewöhnlichen HainbucheW-Logo.png (carpinus betulus) nachempfunden, selten oder gar nicht einer anderen Art aus der Pflanzengattung der Hain-/Weißbuchen (carpinus). Eine andere Hainbuchenart ist nur dann mit ihrem Eigennamen als Wappenfigur zu melden, wenn sich die Gestalt signifikant von einer heraldisch stilisierten Hainbuche unterscheidet.

Hainbuchenbaum

Die Wappenfigur Hainbuche (auch als Hainbuchenbaum oder ähnlich bezeichnet) wird gewöhnlich mit breitem Stamm dargestellt. In den Wappenbeschreibungen erklären einige, zum Teil pflanzenspezifische Fachbegriffe aus der Heraldik in Kurzform das Aussehen, die Stellung, den Teil und die Farbe der heraldischen Hainbuchenfigur. Beispielsweise kann die Figur Hainbuche wachsend, am Spalt stehend, ausgerissen, gestümmelt, geknorrt, ohne Krone/Wipfel, ohne Unterteil, verdorrt, entlaubt, mit Wurzeln, [x-fach] beblättert, blühend, mit Früchten, in Naturfarbe ... und so weiter im Wappen erscheinen. Grundsätzlich sind zwei Ausprägungen der Hainbuche zu unterscheiden, die entsprechend differenziert zu blasonieren sind:

  • entweder als Hainbuche mit einem geschlossenen, ausladenden beziehungsweise dichtem Laubwerk („breitem Wipfel“, „fast runder Blätterkrone“); in dieser Ausprägung erscheint die Figur in der Regel ohne eine bestimmte oder unbestimmten Anzahl von Blüten-/Fruchständen
  • oder als „Hainbuche/Hainbuchengeäst“ mit übertrieben großen Hainbuchenblättern sowie manchmal mit Frucht-/Blütenstand, wobei die Anzahl der Blätter und Blüten/Früchte gemeldet werden kann (zum Beispiel „7fach beblättert“, „mit sieben geschlossenen Früchten“ oder ähnlich).

Hainbuchenzweig

Hainbuchenzweig
 
in der Natur
(mit Fruchtständen)
 
in der Heraldik
(Hainbuchenzweig mit drei Blättern und Fruchtstand; HabrovanyW-Logo.png)

Die gemeine Figur Hainbuchenzweig (französisch branche de charme; englisch hornbeam branch) erscheint gewöhnlich als kleiner, heraldisch stilisierter Ast mit wenigen, versetzt angeordneten (wechselständigen) Laubblättern, einschließlich einem Laubblatt an der Zweigspitze. Sie ist im Wappen harmonisch und unter einer maximalen Ausnutzung des vorhandenen Platzes im Schild/Feld zu positionieren, wobei das stammnahe Ende der Wappenfigur im Normalfall in Richtung des unteren Schildrandes zeigt. Andere Stellungen/Ausrichtungen des Zweiges, die von signifikanter Bedeutung für ein Wappenbild sind (zum Beispiel schräg(rechts), schräglinks, balkenweise et cetera) sind zu melden. Der Hainbuchenzweig treibt gewöhnlich einige, übertrieben gezeichnete Hainbuchenblätter, manchmal auch deutlich hervorgehobene Blüten- und/oder Fruchtstände, wobei diese Teile farbig hervorgehoben sein können (was zu melden ist). Es empfielt sich, die genaue Stellung der Blüten/Früchte und der Hainbuchenblätter am Zweig, ihre Anzahl et cetera zu blasonieren (zum Beispiel: „liegender Hainbuchenzweig mit Fruchtstand und zwei Blättern“); anderenfalls obliegt es der künstlerischen Freiheit, wie der Hainbuchenzweig aufgerissen wird.

Hainbuchenblatt

Hainbuchenblatt
 
in der Natur
 
in der Heraldik
(3 Hainbuchenblätter im Dreipass, mit Stengeln zusammengesetzt; Sídlisko KVPW-Logo.png)

Die Figur Hainbuchenblatt, die gewöhnlich den mehr oder weniger gezackten Laubblättern der gemeinen HainbucheW-Logo.png (carpinus betulus) nachempfunden ist, kommt überwiegend in Zusammenhang mit Kommunalwappen, weniger mit Familienwappen vor. Die Blätter erscheinen einzeln, zu mehreren, mit oder ohne Stiel, manchmal gestürzt (das heißt den Stiel nach oben kehrend), anderenfalls steigend oder in anderen Stellungen.

Hainbuche versus Buche

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Buche (Heraldik)

Die HainbuchenW-Logo.png sind außerhalb der Heraldik, entgegen dem, was ihre deutschsprachigen NamenW-Logo.png suggerieren, nicht näher mit den BuchenW-Logo.png verwandt; innerhalb der Heraldik verschwimmen jedoch gelegentlich die Unterschiede zwischen einer Hainbuchen- und einer Buchenfigur. In etlichen Fällen findet sich beispielsweise bei der Beschreibung eines Wappens mit einer „Hainbuche“ nur der Ausdruck „Buche“. Dass es sich bei der Wappenfigur zuweilen nicht um eine „Buche“ handelt, sondern im Grunde genommen um eine „Hainbuche“, erschließt sich manchmal bei redenden Wappen.

Beispiele

Die Baumfigur im Wappen von HagenbachW-Logo.png geht auf einen Siegelabdruck aus dem Jahr 1297 zurück und wird gewöhnlich in Wappenbeschreibungen als „Buche“ ausgewiesen; der Ortsname Hagenbach ist aber von „Hagenbuch“ („Haganbuohha“ = Hagebuche) abgeleitet, was nahelegt, dass es sich bei dem Siegel-/Wappenmotiv im Grunde um eine Hainbuchenfigur handelt.

DEU Hagenbach COA.svg
Die drei Blätter an gekreuzten Stielen im Wappen von HeimbuchenthalW-Logo.png sind in der offiziellen Wappenbeschreibung als drei „Buchenblätter“ festgelegt;[2] der Ortsname HeimbuchenthalW-Logo.png leitet sich jedoch von mittelhochdeutsch hagenbuoche-, was ‚Hainbuche‘ bedeutet - und von -tal ab, was zusammen als „Tal, in dem Hainbuchen wachsen“ zu verstehen ist.[3] Dementsprechend sind die Blätter im Wappen des Ortes eigentlich als ‚Hainbuchenblätter‘ zu deuten, nicht als ‚Buchenblätter‘.
Wappen von Heimbuchenthal.svg

Symbolik

Das Motiv ‚Hainbuche‘ oder Teile der Hainbuche werden manchmal genutzt, um ein redendes Wappen zu gestalten. Beispielsweise verweisen im Wappen von GrebinW-Logo.png die zwei Hainbuchenblätter auf den Ortsnamen („Grebin“ bedeutet im Slawischen ‚Hainbuche‘ beziehungsweise ‚Hainbuchengehölz‘).

Wappenbilderordnung

Beim Verfassen des Beitrags ist nicht bekannt, ob die Figur Hainbuche in die aktuelle Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) aufgenommen wurde. In der Wappenbilderordnung (1990-1996) wird eine entsprechende Wappenfigur nicht erwähnt.[4]

Weblinks

Commons: Hainbuche in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Georg August PritzelW-Logo.png, Carl JessenW-Logo.png: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 83 (archive.org).
  2. Eintrag zum Wappen von Heimbuchenthal in der Datenbank des Hauses der Bayerischen GeschichteW-Logo.png
  3. Wolf-Armin von ReitzensteinW-Logo.png: Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59131-0, S. 98 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Vgl. Jürgen Arndt und Werner Seeger (Bearbeiter): Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo. Zit.: WBO - General-Index. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. B). Band II. Bauer & Raspe, Inh. Manfred Dreiss, Neustadt an der Aisch 1990, ISBN 3-87947-100-2 (393 S., zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner; Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).