Blasonieren

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Dieser Artikel behandelt das Verb blasonieren.
  • Zur fachsprachliche Beschreibung siehe: Blasonierung
  • Zum Preisgedicht beziehungsweise zum Ausdruck für „Wappenschild/Wappenkunde“ siehe: Blason

Blasonieren (auch blasonnieren, blasunieren, blasnieren, plesenieren und anderes mehr genannt; Lehnwort aus altfranzösischW-Logo.png blasonner ‚[ein Wappen] verzieren, auslegen‘, über mittel­hoch­deutsch blasenieren, blasniren, bleseniere)[1] hat zwei Bedeutungen:

  1. Ein Wappen kunstgerecht ausmalen[2]
  2. Ein Wappen (beziehungsweise „heraldische Objekte“) entsprechend den heraldischen Regeln unter Verwendung der heraldischen Terminologie „in ihrer Totalität und Anordnung“ beschreiben, erklären[2][3]

Geschichte

Nach Gert Oswald ist der Ausdruck ‚blasonieren‘ im deutschsprachigen Wappenkulturraum erst seit dem frühen 14. Jahrhundert gebräuchlich:

„Im deutschsprachigen kommt dieser Begriff zuerst um 1320 vor. Vorher verwendete man hier für das Beschreiben der Wappen das Wort «pruven», das später auch die Bedeutung von «schmeichlerisch loben» annahm.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[4]

Heraldischer Sprachgebrauch

In der heraldischen Literatur wird die Bestimmung des Ausdrucks ‚blasonieren‘ teilweise enger gefasst. Beispielsweise gilt nach Walter Leonhard diese Tätigkeit nicht für ein Wappen allgemein, sondern nur speziell für ein Vollwappen. Außerdem spricht er die Kriterien „Reihenfolge“ und „formale und farbliche Vollständigkeit“ an:

„„Blasonieren“ heißt demnach, alle Teile eines Vollwappens in der richtigen Reihenfolge formal und farblich vollständig beschreiben.“

Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst (1978/2000)[5]

Blasonieren versus Ansprechen

Nach Curt Oswalt Edler von Querfurt ist Ansprechen „der richtige heraldische Ausdruck für ‚benennen‘, ‚bezeichnen‘, wenn man irgend einer heraldischen Erscheinung ihre geziemende Bezeichnung geben will.“[3] Semantisch grenzt er den Ausdruck ‚blasonieren‘ von ‚ansprechen‘ folgendermaßen ab:

„(‚Blasonieren‘) bedeutet: Beschreiben heraldischer Objekte in ihrer Totalität und Anordnung, während sich ‚Ansprechen‘ (..) nur auf Benennung eines einzelnen Objektes erstreckt. Wenn ich zum Beispiel sage:

  • »Die KönneritzW-Logo.png führen in Silber drei rote, doppelhenkelige Kannen«,

so habe ich den Könneritz'schen Schild blasoniert; sage ich aber:

  • »Das redende Könneritz'sche Wappenbild sind Henkelkannen, aber keine ‚Stempel‘ oder ‚Erdrammen‘, wie manche wollen«,

so habe ich das Wappenbild angesprochen.

Curt Oswalt Edler von Querfurt (1872)[3]

Sein Beispiel ist insofern schlecht gewählt, weil die Familie Könneritz tatsächlich drei Handrammen im Wappen führt – und keine drei Kannen.

Historische Definitionen

Im Laufe der Geschichte wird der Ausdruck ‚blasonieren‘ nicht einheitlich bestimmt, sondern je nach Autor und Quelle ein wenig anders (nach Querfurt ist „Blasonieren – ein Wort, welches bald als Deutschen, bald als Französischen Ursprunges angegeben wird und gar manche wunderliche Ableitung hat erleben müssen“)[3]. Nachstehend wird eine grobe Auswahl historischer Bestimmungen gegeben (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

„Daher Blasonieren
1. die Wappen gehörig ausmalen, oder durch Striche und Punkte stechen
2. auch die Wappen in den gehörigen Kunstausdrücken erklären.“

Kleineres conversations-Lexicon (1813)[6]

Blasonieren heißt im Wappen ein Feld nach dem andern in seiner Ordnung anzeigen, und beschreiben, und ist also die heraldische Beschreibung eines jeden gegebenen Wappens (..) Will man blasonieren, oder Wappen der gehörigen Ordnung erklären, so muß die erste Sorge sein, sich mit dem Entwurfe, oder Plane des Wappens genau bekannt zu machen, indem man diesem hierbei folgen muß, gleichviel, ob er regelmäßig, oder fehlerhaft angelegt worden. Man wird hier auf viele fehlerhaft entworfene Wappen der Vorzeit, und der Gegenwart stossen; in älteren Zeiten, weil man sich nicht jederzeit an die Regel binden wollte, sie oft auch nicht hatte, in neueren Zeiten, weil man sie nicht kannte (..)“

Felix Joseph Lipowsky (1816)[7]

Blasoniren, (frz. blasonner; engl.: to blazon; span.; blasonar; ital.: blasonare): Ein Wappen mit den gehörigen Farben malen, und das Wappen gehörig auslegen, von blason, das „Wappen“, der „Wappenschild“, die „Wappenkunde“, „Heraldik“, engl. blazon; dieses leitet Webster von to blaze („blasen“, auch „leuchten“) ab, Fritsch und andere von blasen, „ins Horn stoßen“; Adelung von Blässe („Zeichen“, „Wappen“); es könnte auch von allemannisch blätzen, holl. pletsen („flicken“), oder Blätz, Bletz, herkommen, welches wie ahd. flezzi, auch eine „Decke“, „Bedeckung von neuem Tuche“ bezeichnet, so daß in Tatians Harmonie blezza niunes duoches vorkommt; dieser Vermuthung liegt die Ansicht zu Grunde, daß die Wappen ursprünglich aus zusammengenähten Tuchstücken von verschiedenen Farben bestanden haben. Davon kommt: die Blasonierkunst („Wappenkunst“, „Wappenkunde“, „Heraldik“); der Blasonist („Wappenkundige“, „Heraldiker“).“

J. H. Kaltschmidt (1839)[8]

Blaseniere, Bleseniere (vgl. franz. blasonner):
(..) Lege ein Wappen nach den Regeln der Kunst aus, mahle ein solches aus.
wær ich der rehten kunst bereit daʒ ich der wappen visament plasnierte (..)
nâch manns gelüst bist du geplesenieret geschmückt(..)“

Mittelhochdeutsches Wörterbuch (1854-1866)[9]

Blasenieren, Blesenieren
(..) Ein Wappen ausmalend schmücken, es auslegen. (..)
ich sach ein paner wol gezirt, dar inn drei wolf geplesnirt (..)
sîn schilt ich hie plesnieren sol (..)
plasmieren (..)
mit worten blasenieren, auslegen (..)
daʒ hâr blasniert sich swarz und grâ (unterscheidet sich) (..)
Aus frz. blasonner und dieses vom ags. blase, mhd. blas, nhd. fackel (..) daher glanz sowol als auszeichnung im schilde wie auch prunk oder ruhm (..)

Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch (1872-1878)[10]

Blasoniren (von Blas, die Brandfackel, Kerze) = ansprechen, ein Wappen beschreiben“

Siebmacher/Gritzner (1889)[11]

Blasonieren (..) die heraldische Bildersprache übersetzen. Mittels Blasonierung (Wappenbeschreibung) werden die in (heraldischen -- Anm. der Red.) Farben entworfenen Wappen so beschrieben, daß jeder Heraldiker das betreffende Wappen auf das genaueste bildlich wiedergeben kann. Der Ausdruck „Blasonieren“ findet sich schon im Mittelalter als plaßnieren, Hauptwort Plaßnirung, frz. blasonner, blason oder blasonnement, altenglisch: to blazon.“

Brockhaus (1898)[12]

„Man versteht heute (unter ‚blasonieren‘) das Beschreiben der Wappen nach den heraldischen Grundsätzen und Regeln. Eine gute Blasonierung soll möglichst kurz und konkret sein (..)“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[4]

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Blasonierung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. „Blasonieren“. In: Jacob GrimmW-Logo.png, Wilhelm GrimmW-Logo.png: Deutsches Wörterbuch. Neubearbeitung (A-F), digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, abgerufen am 12.01.2022.
  2. 2,0 2,1 Duden-Online: „blasonieren“. Abgerufen am 30. August 2012.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 5, 20.
  4. 4,0 4,1 Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 13 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  5. Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 347 (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000).
  6. Kleineres conversations-Lexicon: oder, Hülfswörterbuch. Bd. 1 und 2. (1813)
  7. Felix Joseph Lipowsky: Grundlinien der theoretischen und praktischen Heraldik, nebst heraldisch-historischen Bemerkungen über das bairische Wappen. München. 1816. S. 57 ff.
  8. Kaltschmidt, J. H.: Sprachvergleichendes Wörterbuch der deutschen Sprache: worin die hochdeutschen Stammwörter in den germanischen, romanischen, und vielen andern europäischen und asiatischen sprachen, besonders in der Sanskrit-Sprache nachgewiesen (..) 1839.
  9. Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke ausgearbeitet von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. 3 Bde. Leipzig 1854-1866.
  10. Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. 3 Bde. Leipzig 1872-1878.
  11. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
  12. Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Auflage. Dritter Band. Leipzig, Berlin, Wien. 1898. S. 83.