Weide (Heraldik)

Aus Heraldik-Wiki
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Weiden
 
1889: Kopfweide
(nach Siebmacher)
 
1889: Hohle Weide
(nach Siebmacher)
 
Trauerweide
 
Hohle Weide Wappen derer von Holwede
 
Weide im Stammwappen der von Salis

Die Wappenfigur Weide (frz.: saule; engl.: willow) und alle ihre Teile (Weidenast, Weidenzweig, Weidenblatt, Weidenkätzchen) erscheinen in vielfältiger Weise in der Heraldik und sind gewöhnlich gemeine Figuren.

Grundsätzlich differenziert das ältere Wappenwesen weder bei der Blasonierung noch in der heraldisch-stilisierten Darstellung einer Weide im Wappen zwischen den etwa 450 biologischen Weiden-Arten. Drei Weiden-Grundformen werden in der Wappengeschichte teilweise und grob voneinander abgrenzt:

  • Kopfweide (engl.: pollard willow)
  • Trauerweide (frz. saule pleureur; engl.: weeping-willow)
  • Hohle Weide (engl.: hollow willow)

Darstellung

Weide (Tafel XXIII. Figur 37.): erkennbar durch die langen Blätter, daher auch die Figur im Wappen der von Weidenbach in Sachsen (Figur 38.) sprechend, das heißt ein Weidenzweig ist und ebenso der Weidenbaum (salix) in dem der von Salis (Schweiz); eine hohle Weide führen (Tafel XXIII. Figur 60.) als redendes Wappen die von Holwede.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[1]

Sal-Weide

Weidenartige Bäume in Wappen können ein Hinweis auf ein sprechendes Wappen sein. Beispielsweise referenzieren die drei weidenartigen Bäume im Wappen von Saalfelden am Steinernen Meer vermutlich auf die Sal-WeideW-Logo.png (salix caprea) oder auf Weiden (salix) allgemein.

Felber/Felberbaum

Der Ausdruck „Felber“ leitet sich aus dem althochdeutschen Wort felwa = „Weide“ ab. Dementsprechend führt beispielsweise die Familie Felber aus Biberach ein redendes Wappen. Die in deren Wappen erscheinenden Bäume sind als Weiden zu interpretieren.

Symbolik

Sal-WeideW-Logo.png (Salix caprea)

Außerhalb der Heraldik ist keine einheitliche Auffassung für die Weide gebräuchlich. In der abendländisch-europäisch geprägten Kultur verbindet man die Weide mit einer anderen Symbolik als in der morgendländisch-asiatisch geprägten Kultur.

Symbolik in Europa

In Europa wird die Weide mit zahlreichen „positiven“ Auffassungen verbunden. Die Weide steht hier zum Beispiel für:

  • Keuschheit und Enthaltsamkeit (weil sie angeblich ihre Samen abwirft, bevor sie reif sind)
  • Ewigkeit (weil man ihr immer wieder Zweige und Äste entfernen kann, die stante pede nachwachsen)

„Im Mittelalter und später galt die Weide als einer der Bäume, in welche Krankheitsstoffe (Speichel Kranker) verkeilt oder »verspündelt« werden konnten, um Kranke dadurch zu heilen. Weidenkätzchen (Palmkätzchen) werden am Palmsonntag geweiht, im Haus aufbewahrt und sollen alles Böse (besonders den Blitz) abwehren. Die Trauerweide galt wegen ihrer »wehmütig« herabhängenden Zweige als Todessymbol und Friedhofsbaum. Widersprüchlich wirken die antiken Nachrichten über die Rolle der Weide im Kult des Heilgottes Asklepios (Äskulap). In Athen war es Brauch, beim Fruchtbarkeitsfest der Thesmophorien Frauen Weidenzweige in das Bett zu legen, um angeblich Schlangen fernzuhalten (oder um vielmehr schlangengestaltige Fruchtbarkeitsdämonen anzulocken?). Die Priester des Asklepios sollen sich oft mit der Heilung von Sterilität befaßt haben. Jedenfalls galt Weidenrinden-Absud als wichtiges Rheumatismus-Heilmittel.“

Lexikon der Symbole (1989, 1994, 1998)[3]

„In Europa haben Zweige mit Blütenkätzchen der Weiden die Palmwedel ersetzt, die am Palmsonntag in der katholischen Kirche gesegnet werden (fälschlich „Palmweihe“). Die Weidenkätzchen werden daher oft auch „Palmkätzchen“ genannt.“

Wikipedia (2012)[4]

Symbolik in Asien

„In Altchina hingegen war die Weide eindeutig ein erotisches Frühlingssymbol, »Blumen und Weiden« wurden Hetären (Kurtisanen) genannt. Die weibliche Taille hieß »Weidenbaum«, die Augenbrauen schöner Frauen wurden mit dem Schwung der Weidenblätter verglichen, das Schamhaar mit dem »tiefen Weidenschatten«. Ein junges Mädchen wurde »zarte Weide, frische Blume« genannt. Außerdem galten Weidenzweige als dämonenabwehrend. Weidenzweige wurden auch beim Abschied in die Provinz versetzten Beamten von Freunden und Freundinnen als Geschenk überreicht.“

Lexikon der Symbole (1989, 1994, 1998)[3]

Wappenbilderordnung

Siehe auch

Weblinks

Commons: Weiden in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Weidengeäst in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  1. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
  2. Wappenbeschreibung: „In Gold eine schwarz gefugte rote Stadtmauer mit offenem Rundbogentor und zwei gezinnten Mauerflankentürmen mit blauen Spitzdächern und je einem schwarzen Rundbogenfenster, zwischen ihnen ein aus der Mauer wachsender symmetrischer grüner Weidentrieb mit fünfzehn Blättern.“
  3. 3,0 3,1 Lexikon der Symbole: Weidenbaum. Knaurs Lexikon der Symbole, S. 1174/1175. (vgl. LdS, S. 476) (c) 1989, 1994, 1998 Verlag Droemer Knaur.
  4. Seite „Weiden (Botanik)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 24. Oktober 2012, 07:05 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Weiden_(Botanik)&oldid=109671203 (Abgerufen: 3. November 2012, 00:42 UTC)