Pappel (Heraldik)
Pappel |
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1889: In Silber auf grünem Dreiberg drei Pappeln (nach Siebmacher) |
Die Wappenfigur Pappel (lateinisch populus; französisch peuplier; englisch poplar) ist im Wappenwesen eine gemeine Figur oder ein aufgesteckter Zieraufsatz (Helmkleinod/Helmzier). Für sich stehende Teile einer Pappel (Pappelast, Pappelzweig, Pappelblatt, Pappelkätzchen und so weiter) erscheinen nicht oder vergleichsweise selten in einem Wappen.
Ableitung
Das Wappenwesen differenziert weder bei der Blasonierung noch in der heraldisch-stilisierten Darstellung einer Pappel exakt zwischen den etwa 22 bis 89 biologischen Pappelarten (je nach Taxierung) und lehnt sich nicht oder nur oberflächlich an biosystematische oder morphologische Bestimmungen der Pappel an. In der Regel sind die gemeinen Figuren, die im Zusammenhang mit der Pappel in Wappen heraldisch stilisiert erscheinen, den europäischen Arten nachempfunden. Dazu zählen beispielsweise die Silber-Pappel (populus alba), die Schwarz-Pappel (populus nigra) sowie die Schwarzpappelform Pyramidenpappel, die auch Säulenpappel, Spitzpappel oder Italienische Pappel (populus nigrai talica) genannt wird und natürliche Hybride wie die Grau-Pappel (populus canescens).
Eine Pappelart kann mit ihrem Eigennamen als Wappenfigur gemeldet werden, wenn sich die Gestalt signifikant von anderen heraldisch stilisierten Pappeln unterscheidet oder Wappenstifter/-führende auf die Erwähnung des Eigennamens Wert legen. Neben der (gemeinen) Pappel kennt die heraldische Literatur beispielsweise die Espe (auch Aspe, Zitterpappel, lat.: populus tremula genannt) als eine eigenständige Figur.
„Pyramidenpappel“?
Den Ausdruck „Pyramidenpappel“ führt Walter Leonhard inklusive Musterzeichnung in die Heraldik ein[1], ohne Unterschiede zwischen der gemeinen Figur „Pappel“ und der gemeinen Figur „Pyramidenpappel“ explizit herauszuarbeiten. In Blasonierungen wird der Ausdruck „Pyramidenpappel“ selten oder gar nicht verwendet.
Darstellung
Die Figur Pappel wird gewöhnlich als schlanker, säulenförmiger Laubbaum mit segmentartig aufwärts wachsenden Ästen und früh verzweigenden Stamm sowie mit kegelförmiger beziehungsweise spitzer Krone in Wappen dargestellt (aus diesem Grund vermutlich teilweise mit der Pyramidenpappel gleichgesetzt). Das Laubwerk erscheint mehr oder weniger stilisiert, wobei einzelne Blätter oder Kätzchen in der Regel nicht erkennbar sind, allenfalls mit wenigern Konturstrichen angedeutet werden. In einigen Wappenbeschreibungen erklären pflanzenspezifische Fachbegriffe aus der Heraldik in Kurzform das Aussehen, die Stellung und die Farbe der heraldischen Pappel. Beispielsweise kann die Figur Pappel wachsend, am Spalt stehend, abgehauen, gestümmelt, geknorrt, ohne Krone/Wipfel, ohne Unterteil, verdorrt, entlaubt, mit Wurzeln, mit Früchten, in Naturfarbe, in Naturform ... und so weiter im Wappen erscheinen. Sind mehrere Pappeln dargestellt, ist die Anzahl und, falls nicht in Normalstellung, die Stellung der Figuren zueinander zu melden (bevorzugt sind ein, zwei oder drei Pappeln im Wappen, selten mehr). Die Tingierung folgt den heraldischen Regeln für Pflanzen, grün für das Blattwerk ist bevorzugt. Die Pappel erscheint oft auf einem Berg oder Dreiberg.
„Pappel (..) (Tafel XXIII. Figur 47.): kommen einzeln, meist aber zu mehreren nebeneinander, in älteren Wappen selten, in neueren mehrfach vor (..) Eine Linie der Hörwarth von Hochenburg führt einen mit fünf Pappeln belegten Balken (Wappen der † von Hochenburg).“
Pappel in Naturfarbe/-form
(Topolná, dt.: Pappelsdorf, Tschechien)
Drei grüne Pappeln
(Rot am See)Drei silberne Pappeln (Moos (Moos, Niederbayern)
(Le Tourne, Frankreich)
Pappelblatt
Die Blätter der Pappel erscheinen bevorzugt in Wappen baskischer Familien als gemeine Figuren. Sie erscheinen „dreieckig, herz- oder eiförmig und sind entweder ganzrandig oder gelappt. Der Blattstiel ist lang, der Querschnitt rund oder seitlich abgeflacht.“[3]
Pappel als Nebenfigur
Die Figur Pappel oder pappelartige Bäume erscheinen manchmal als Nebenfigur in Wappen, beispielsweise als schlanke, säulenartige Motive, die ein zentrales Gebäude rechts und links begleiten.
Abgrenzung
Pappel versus Weide
Manchmal wird die Figur Pappel mit der Figur Weide verwechselt. Beispielsweise setzt Gritzner den Begriff „Felber/Felberbaum“ mit dem Ausdruck „Pappel“ gleich und legt den Baum im Wappen der Familie Felber irreführend als Pappel aus.
„Pappel (oder Felber (..) zum Beispiel im Wappen der Felber in Biberach“
Der Ausdruck „Felber“ leitet sich jedoch aus dem althochdeutschen Wort felwa = „Weide“ ab. Dementsprechend führt die Familie Felber ein redendes Wappen. Die im Wappen erscheinenden Bäume sind nicht als Pappeln, sondern als Weiden zu interpretieren.
Keine Pappeln, sondern Weiden (Wappen der Familie Felber in Biberach)
Pappel versus Tanne und Zirbelbaum
Auch die Figuren Tanne und Kiefer werden manchmal mit der Pappelfigur verwechselt. So behauptete beispielsweise der Heraldiker Maximilian Gritzner im Jahre 1889, dass das Tiroler Uradelsgeschlecht der Hohenbühel, genannt Heufler zu Rasen führe drei Pappeln im Wappen („Pappel [..] kommen [..] vor, zum Beispiel im Wappen [..] Heufler von Rasen“)[2]. Tatsächlich zeigen jedoch die meisten Wappenaufrisse der Heufler zu Rasen drei Tannen oder Zirbelkiefern.
Pappel versus Zeder und Palme
Dissens herrscht unter den Heraldikern, welche Baumart im Wappen von Matthäus Michael Bäumler zu sehen ist. Gritzner erklärt 1889, dass in seinem Wappen Pappeln vorkommen („Pappel [..] kommen [..] vor, zum Beispiel im Wappen [..] Bäumler (Bayern) ..“)[2]. Dreiunddreißig Jahre davor (1856) spricht Hefner irreführend von „Palmbäumen“[4], während Gustav Adelbert Seyler 1906 dem Bäumler-Wappen „drei grüne Cederbäume“[5] zuerkennt. Da Seyler scheinbar ein Wappendiplom aus dem Jahre 1790 vorlag (er zitiert wörtlich daraus), kann man davon ausgehen, dass der Bäumler-Familie tatsächlich ein Wappen mit drei Zedern zugesprochen wurde.
„Pappel“ im Wappen derer von Hügel
Dissens herrscht unter den Heraldikern, welche Baumart im Wappen derer von Hügel zu sehen ist. Gritzner erklärt 1889, dass im Wappen der Familie Pappel vorkommen („Pappel [..] kommen [..] vor, zum Beispiel im Wappen [..] Hügel in Württemberg“)[2]. Zirka dreißig Jahre davor (1857) spricht Hefner irreführend von „drei grünen Tannenbäumen“[6] im Wappen derer von Hügel, während Anton Fahne 1860 den Freiherren von Hügel einen „grünen Eichbaum“[7] zuerkennt.
nach Johann Andreas Tyroff, 1844
nach Edmund von der Becke-Klüchtzner; 1880
Literatur
- ↑ Walter Leonhard: Das große Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive. Georg D. W. Callwey, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 246 Abb. 7, S. 248 Abb. 8.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 104
- ↑ Seite „Pappeln“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 1. August 2015, 14:47 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Pappeln&oldid=144612243 (Abgerufen: 2. August 2015, 21:23 UTC)
- ↑ Otto Titan von Hefner: J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, II. Band, 1. Abteilung; Der Adel des Königreichs Bayern; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1856. S. 69. Tafel 75.
- ↑ Gustav Adelbert Seyler: J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch. VI. Band, 1. Abteilung, 2. Teil; Abgestorbener Bayrischer Adel; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1906. S. 10. Tafel. 6.
- ↑ Otto Titan von Hefner: J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch. II. Band, 5. Abteilung; Der Adel des Königreichs Württemberg; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1857. S. 8 f. Tafel 10.
- ↑ Anton Fahne: Die Herren und Freiherren v. Hövel, nebst Genealogie der Familien, aus denen sie ihre Frauen genommen. 1. Band. 1. und 2. Abtheilung. Köln, 1860. S. 22. (Google)