Palme (Heraldik)

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Grüne Palme auf grünem Boden (Wappen derer von KeyserlingkW-Logo.png; nach Otto Hupp, 1935)
Palmbaum
 
in der Natur
(San Vito Lo Capo, Italien)
 
in der Heraldik
(1889, nach Siebmacher)
Palme im freiherrlichen Wappen derer von Stenglin (Dorfkirche Friedrichshagen)

Die Wappenfigur Palme (auch Palmbaum, umgangssprachlich manchmal Palmenbaum genannt; frz.: palmier; engl.: palm-tree) und Pflanzenteile wie der Palmenzweig („Palmenblatt“ / „Palmenwedel“) sind in der Heraldik gewöhnlich gemeine Figuren. Die Motive erscheinen darüber hinaus in vielfältiger Weise in der Wappenkultur, nicht nur im Schild, sondern auch neben oder hinter dem Schild als Prachtstück, im Oberwappen als Helmkleinod oder ähnliches.

Grundsätzlich differenziert das Wappenwesen weder bei der Blasonierung noch in der heraldisch-stilisierten Darstellung der Figur Palmenbaum/Palme zwischen den etwa 183 Gattungen mit etwa 2600 rezenten Arten der Familie der biologischen PalmengewächseW-Logo.png. Spezielle Palmenbaum-Anwendungen/-arten sind dann zu melden, wenn sie tatsächlich heraldisch oder darstellerisch relevant sind beziehungsweise die Wappenführenden/-stifter diese als wesentliches Merkmal ihres Wappens bestimmen.

Geschichte

Palmen, Palmwedel und andere Teile der Pflanzen sind seit Jahrtausenden fester Bestandteil der Kultur und der Pflanzennutzung, insbesondere in Ländern rund um das der Mittelmeer. Palmen wurden als heilige Bäume (zum Beispiel des Apollon) verehrt. Die „Palmenweihe“ gehörte ursprünglich, bevor sie in vielen Gegenden auf den Palmsonntag verlegt wurde, zu den heidnischen Ostergebräuchen[1]. Vermutlich gelangte das Motiv über die kirchliche Tradition (PalmsonntagW-Logo.png, MärtyrerpalmeW-Logo.png, Palmenweihe) in das Wappenwesen.

Darstellung

Palmbaum

Die Darstellung der Palme erfolgt im Wappen als mehr oder weniger heraldisch stilisierte ganze Pflanze. Vorbild für die Stilisierung sind Daddel-W-Logo.png oder KokospalmenW-Logo.png, was teilweise gemeldet wird, seltener andere PalmengewächseW-Logo.png. Wird in der Wappenbeschreibung eine Kokos- respektive eine Dattelpalme erwähnt, so dienen die Früchte des Baumes („Kokosnüsse“ respektive „Datteln“) gewöhnlich als heraldisches Erkennungsmerkmal und werden unverhältnismäßig groß im Wappen dargestellt.

Palmen kommen sowohl einzeln wie paarweise, seltener in Mehrzahl in Wappen vor. Die Palme wird oft in Grün oder Gold tingiert; andere heraldische Farben sind ebenfalls möglich. Sind Palmstamm, Palmwedel, Palmwurzel, Palmfrüchte et cetera unterschiedlich gefärbt, sind die entsprechenden Farben zu melden.

Palme (Tafel XXIII. Figur 48.): in nichtdeutschen Wappen häufiger, in älteren deutschen Wappen selten vorkommend; dagegen liebt die moderne Heraldik diesen Baum sehr.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Palme in Naturfarbe

Zuweilen sind Palmbäume und deren Teile (insbesondere Stamm, Wurzeln, Äste, Früchte) in Wappen in Naturfarbe tingiert, was nach Überzeugung vieler heraldischen Quellen nicht empfehlenswert ist und in gewissem Sinn heraldische Farbregeln verletzt.

Palme mit anderen gemeinen Figuren

Die Palme wird in Wappen oft mit anderen gemeinen Figuren kombiniert, insbesondere mit Lebewesen.

Palme in Staatswappen

Die Figur Palme erscheint auch in Staatswappen. Einige dieser Hoheitszeichen sind keine Wappen im heraldischen Sinn, da sie kein Wappenschild haben.

In der Flagge und im Wappen Haitis erscheint eine PalmettoW-Logo.png[4] (als „Freiheitsbaum“ geltende Palme); auf der Palme steckt seit 1986 die rot-blaue Jakobinermütze als weiteres Symbol der Freiheit. Ein weiteres Beispiel für die Verwendung der Palme als Hoheitszeichen ist Saudi-Arabien (seit den 1930er Jahren erscheint im Wappen über zwei gekreuzten Säbel eine Palme).

Besondere Palmen

Seychellenpalme im Wappen der Seychellen

Eine spezielle Palmenart kann unter Angabe eines Eigennamens gemeldet werden. Beispielsweise erscheint im Wappen der Seychellen keine gemeine Palme, sondern eine sogennante SeychellenpalmeW-Logo.png (Lodoicea maldivica).

Palmzweig (Palmwedel, Palmblatt)

In der Heraldik werden die Ausdrücke

  • „Palmzweig“ (frz.: branche de palmier, palme; engl.: palm branch)
  • „Palmwedel“ (engl.: palm frond)
  • „Palmblatt“ (frz.: feuille de palmier; engl.: palm leaf)

synonym verwendet und bezeichnen eine gemeine Figur, die dem langgezogenen Blatt von Palmbäumen nachempfunden ist.

Palmzweige kommen sowohl einzeln, wie paarweise, auch in Verbindung mit Waffen (Krieg und Frieden) vor; speziell oft in Wappen Romanischen Ursprungs erscheinen sie, mit einem Bande zusammengebunden, als Einfassung (Umrahmung) des Schildes.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Palmzweige sind im Schild je nach Wappen unterschiedlich gestellt, was gemeldet werden kann (schräg, linksschräg, balkenweise, pfahlweise, schragenweise et cetera). Gewöhnlich erscheint der Palmzweig mit dem Stiel zum unteren Schildrand gestellt („aufrecht“); die umgedrehte Lage (Stiel zum oberen Schildrand) kann man als „fallend“ beschreiben.

Palmzweig in Staatswappen

Die Figur Palmzweig erscheint auch in Staatswappen. Einige dieser Hoheitszeichen sind keine Wappen im heraldischen Sinn, da sie kein Wappenschild haben.

Palmzweig und Heilige

Der Palmzweig ist wie die MärtyrerpalmeW-Logo.png ein Attribut mehrerer Heiliger (als Zeichen ihres Sieges in Tod und Auferstehung), zum Beispiel von Cordula von Köln[9], Cyriak von Rom[10], Georg[11], Laurentius von Rom[12], Pankratius von Rom[13], Quintinus von Vermand[14], Regiswindis[15], Vinzenz von Valencia (Vincenz von Zaragoza)[16]. Dementsprechend erscheinen in Wappen vielfach Palmzweige zusammen mit einem Heiligen.

Palmzweig als Helmzier

Palmzweige als Einfassung (Schildumrahmung)

Palmzweige sind hauptsächlich außerhalb der deutschsprachig-geprägten Heraldik als Einfassung oder Umrahmung eines Schildes gebräuchlich. Teilweise wird ein Palmzweig dann mit anderen Zweigen (Öl-/Olivenzweig, Lorbeerzweig oder ähnliches) kombiniert.

Palmzweig und napoleonische Heraldik

Der Palmzweig wurde als Wappenmotiv Bestandteil der napoleonischen Heraldik.

Palmzweige und Schildhalter

Palmzweige finden sich auch im Zusammenhang mit Schildhaltern. Beispiel: Im Vollwappen (nicht im Stadtwappen) des Kantons Zürich erscheinen zwei Zürileuen (Löwen) als Schildhalter, der eine mit einem Schwert (Symbol des Krieges und der Staatsgewalt) und der andere mit einen Palmwedel (Symbol des Friedens).[17]

Symbolik

Palme und Palmwedel werden außerhalb der Heraldik hauptsächlich als das Symbol des Friedens oder des Sieges („siegreicher König“) und der Unabhängigkeit verstanden (zum Beispiel in Israel). Schon früh symbolisiert die Palme den Einzug von Jesus Christus in Jerusalem (das Volk streute ihm zum Zeichen seines Königtums Palmzweige zu).

Mit der sogenannten MärtyrerpalmeW-Logo.png wird in der christlichen Ikonographie ein Heiliger als Märtyrer gekennzeichnet. Palme/Palmzweig stehen in diesem Fall für „den Sieg über alles Weltliche durch das Martyrium“ oder zeigen einen Märtyrertod an. Verzieren in romanischen Ländern ein oder zwei Palmenzweige ein Wappen äußerlich, so kann dies ein Hinweise darauf sein, daß die wappenführende Institution (z. B. eine Kommune) in der Vergangenheit belagert wurde („Martyrium der Stadt“).

Zirka seit dem 17. Jahrhundert steht das Motiv auch für Fruchtbarkeit, Kultur und Wohlstand.

Wappenbilderordnung

Paraheraldik

Die Palme erscheint auch in Zusammenhang mit para- und militärheraldischen Zeichen.

Siehe auch

Literatur

  • Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 372 (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000).

Einzelnachweise

  1. Artikel Ostergebräuche; in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Bd. 15; Leipzig, 1908, S. 171: Demnach sollten geweihte Palmenzweige das Haus vor Blitz und Feuersgefahr schützen; in den Ecken von Feldern eingesteckt oder vergraben, sollten sie diese fruchtbar machen.
  2. 2,0 2,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 104.
  3. Das Motiv stellt eine Anlehnung an ein Münzmotiv aus der Zeit um 27 v. Chr. bis 14 n. Chr. dar.
  4. Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 294 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  5. hk-bahamas.de
  6. flaggenlexikon.de
  7. flaggenlexikon.de
  8. flaggenlexikon.de
  9. Vgl. Lexikon der christlichen Ikonographie, Bd. 7, Freiburg i.Br. 1974, Sp. 339 f. (Kordula von Köln)
  10. Worms-Neuhausen, Pfarrwerfen; vgl. Lexikon der christlichen Ikonographie, Bd. 6, Freiburg i.Br. 1974, Sp. 16-18 (Cyriakus vom Rom), dort aber die Palme als Attribut erwähnt
  11. Vgl. Lexikon der christlichen Ikonographie, Bd. 6, Freiburg i.Br. 1974, Sp. 365-390 (Georg), hier Sp. 376
  12. tirolatlas.uibk.ac.at; vgl. Lexikon der christlichen Ikonographie, Bd. 7, Freiburg i.Br. 1974, Sp. 374 f. (Laurentius von Rom)
  13. tirolatlas.uibk.ac.at; vgl. Lexikon der christlichen Ikonographie, Bd. 8, Freiburg i.Br. 1974, Sp. 110 f. (Pankratius von Rom)
  14. Karbach (Hunsrück); vgl. Lexikon der christlichen Ikonographie, Bd. 8, Freiburg i.Br. 1974, Sp. 239 f. (Quintinus von Vermand), Palmwedel dort aber nicht als Attribut erwähnt
  15. Reginswind von Lauffen am Neckar. In: Lexikon der christlichen Ikonographie, Bd. 8, Freiburg i.Br. 1974, Sp. 258, dort ohne Nennung von Attributen
  16. Vinzenz von Zaragoza. In: Lexikon der christlichen Ikonographie, Bd. 8, Freiburg i.Br. 1974, Sp. 568-572
  17. [1]

Weblinks

 Commons: Palme in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Palmwedel in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Palme – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary Wiktionary: Palmwedel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen