Long (Wappentier)
Lóng (chinesisch 龍 / 龙, viet. rồng, kor. 룡 ryong[1] bzw. 용 yong[2], jap. 竜/龍 ryū), der chinesische Drache ist in der neueren Heraldik eine gemeine Figur oder ein Schildhalter. In der klassischen europäischen Heraldik ist dieses Motiv nicht gebräuchlich.
Andere Schreibweisen sind nach Wade-Giles: Lung, und in einer anderen chinesischen Sprache: Liong.
Darstellung
Das Aussehen der gemeinen Figur lehnt sich weitgehend an die bekannten Darstellungen des mythologischen Lóng an. Es läßt sich folgendermaßen beschreiben:
- Der Leib ist der einer mächtigen Schlange mit den Schuppen eines Karpfens.
- Der Kopf ähnelt dem des Wasserbüffels mit einer Mähne. Zudem entspringt dem Haupt ein Hirschgeweih.
- Auffällig sind die etwas längeren zwei Barthaare an der Nase (bzw. ein Bart am Halsansatz oder am Unterkiefer).
- Die vier Beine (mit variierender Zahl an Zehen, je nach Rang des Wesens) entsprechen denen des Adlers.
- Das Gebiss des Drachen ist eher säugetierartig als reptilienartig (es gibt Schneidezähne, Eckzähne usw.) und mit dem eines Wolfes oder Löwen zu vergleichen.
- Am Rücken entlang zieht sich ein roter Schuppenkamm, wie beim europäischen Drachen.
Galerie
Wappen von Edwin Bramall, Baron Bramall
United States 6th Cavalry Regiment – chinesischer Drache im Oberwappen, auf einem Gebinde aufsteigend
Lóng (hier: Panlong) in einem gelben Banner
Verbreitung, Symbolik und Mythologie
Der Lóng ist das bekannteste Fabelwesen Chinas, wenn nicht des gesamten ostasiatischen Kulturkreises. Im Gegensatz zu den europäischen Drachen ist der Lóng eher mit einer Gottheit als mit einem (böswilligen) Dämon zu vergleichen. Der Drache bzw. die verschiedenen lokalen Drachengottheiten (in Flüssen, Seen, Buchten, einer Legende nach sogar in Brunnen) werden noch heute, besonders in ländlichen Gegenden, angebetet, um beispielsweise Regen zu erbitten. Nicht alle Drachen des asiatischen Kulturkreises besitzen „gutartige“ Eigenschaften. Gefürchtet war u. a. der „schwarze Drache der Flut“, den man für Überschwemmungen und Stürme verantwortlich machte.
Als ein magisches Wesen ist der chinesische Drache meist in der Lage, andere Formen (auch menschliche Formen, anzunehmen. Es soll magische Objekte geben, meistens in Form einer Perle (die „Drachenperlen“), die Menschen in Drachen verwandeln können, falls jemand sie verschluckt.
Varianten
Der Lóng-Drache ist in der Mythologie der mächtigste unter den drei chinesischen Drachen. Weiterhin gibt es noch den Meeresdrachen (li) - der keine Hörner besitzt - und den schwächsten der Drachen, den Drachen der Sümpfe (jiao).
Grundsätzlich unterscheidet man zwei Sorten von Lóng („Drachen“):
- die Wasserdrachen, die Gottheiten der Gewässer repräsentieren
- die Feuerdrachen
Obwohl diese Arten sich äußerlich nicht unterscheiden, ist ihr „Charakter“ gegensätzlich: Feuerdrachen fürchten das Wasser, während Wasserdrachen das Feuer fürchten. Es gibt Märchen, wonach ein bösartiger Feuerdrache durch Wasser getötet wurde. Der Feuerdrache ist auch das „Haustier“ des chinesischen Feuergottes Zhurong (nicht mit der historischen Man-Königin gleichen Namens zu verwechseln!). Er ist rotgeschuppt und spuckt Feuer.
Daneben gibt es noch:
- die Eisdrachen
Sie waren dem Affenkönig Sun Wukong bei seiner Pilgerfahrt nach Indien sehr hilfreich (indem sie zum Beispiel das heiße Wasser von Kochtöpfen kühlten, in denen der Affen-Meister - der Mönch Xuanzang - von Dämonen gekocht werden sollte).
Der wichtigste Drachengott ist der Drachenkaiser des Ostmeeres (Ao Guang), der von einem phantastischen Hofstaat aus (Meeres-)Tiergeistern umgeben war, die eher Menschen mit Tierköpfen darstellten, als mit Tieren zu vergleichen sind (z. B. General Garnele). Berühmt ist er unter anderem durch seine magischen Waffen, die das Aufsehen des Affenkönigs Sun Wukong erregten. Auch er wurde als Regenbringer verehrt. Es gibt auch Drachenkaiser (Long Wang, eigentlich Drachenkönig), in den Meeren des Westens, des Nordens und des Südens. Ao Guang ist jedoch der prominenteste Drachenherrscher, und durch seine Bekanntschaft mit Gestalten wie Nezha und Sun Wukong sehr berühmt (wobei er durch Letzteren auch ins Lächerliche gezogen wurde).
Mit der Ankunft des Buddhismus wurden die wohlwollenden Aspekte des Drachen manchmal verändert und den bösartigeren Naga angeglichen, was jedoch auf den Long Wang nicht zutrifft.
Der Lóng kann im Mythos andere Formen annehmen. Es gibt in China das Sprichwort: Der Drache hat neun Söhne, jeder von ihnen ist verschieden. Nach chinesischer Interpretation sind folgende Motive ebenfalls Formen von Drachen:
- Schildkröten, die im Tempel die Steintafel tragen.
- Löwen auf den geschwungenen Dächern
Geschichte
Das erste Vorkommen des Drachenmotivs zusammen mit Fenghuang (einem Phönix-ähnlichen Vogel) stammt aus Chinas Zeit der Streitenden Reiche (480-221 v.Chr.) [3]. Drache und Fenghuang seien ursprünglich Symbol für das Kaiserpaar für Himmel und Erde gewesen. Dort begegnete das Symbol den China erobernden Mongolen, die es übernahmen und mit ihren weiteren Eroberungszügen in den Fernen und Nahen Osten brachten. Für die Kunst Vorderasiens sei das Drachenmotiv eine Neuerung des 13. Jahrhunderts. Eines der ersten Beispiele für die Übernahme des Motivs findet sich auf einem tauschierten Metallbecken in Nordsyrien. Ab diesem Zeitpunkt findet sich das Motiv Drache und Fenghuang in stilisierter Form auf Teppichen.
die neun Drachen von Kowloon
Gebrauch
Der Drache wird als Symbol vielfältig benutzt:
- Der Drache war Symbol des Kaisers, der chinesische Kaiserthron wird auch der Drachenthron genannt. Der kaiserliche Drache besaß fünf Klauen und war allein dem Kaiser und seinen höchsten Beamten vorbehalten. Die Drachendarstellungen Beamter niederer Ränge hatten je nach Hierarchie vier oder drei Klauen. Es war allen Untertanen bei Todesstrafe verboten, das Symbol des kaiserlichen Drachen zu verwenden.[4]
- Auch der Göttliche General Mo Lishou, der den Norden bewacht, besitzt einen Drachen, oder besser gesagt, eine Art Schlange. Sie verursacht Donner. Die vier Göttlichen Generäle sind buddhistische Götter und leiten sich von den vier Diamantkönigen des Buddhismus ab. Sie tragen alle den Familiennamen "Mo".
- Einer Sage nach verstehen sich die Chinesen als Abkömmlinge der Drachen (Long de Chuan Ren).
- China wird oft mit dem Drachen gleichgesetzt. Seit der Qin-Dynastie ist er Symbol des chinesischen Staates. Auch die Flagge der Qing-Dynastie wird von einem gelben, fünfklauigen Drachen geschmückt.
- Der chinesische Drache ist eines der zwölf Tierzeichen des chinesischen Kalenders. 2000, 2012 und 2024 sind Jahre des Drachen.
In Fengshui werden bestimmte geographische Merkmale (meistens Flüsse oder langgezogene Berge) als Drachen interpretiert. Lage und Ausrichtung von Gebäuden werden an die Position des Drachen angepasst, wobei besonders darauf geachtet wird, dem Drachen nicht „die Sicht zu versperren“.[5]
Siehe auch
Weblinks
- Mark Schumacher: Dragons, Dragon Art, and Dragon Lore in Japan Buddhism and Shintoism - Englisch, 5. September 2006
Fußnoten
- ↑ KDVR-Rechtschreibung
- ↑ südkoreanische Rechtschreibung
- ↑ Volkmar Enderlein im Führungsblatt Nr. ISL 2 des Pergamonmuseums 1994
- ↑ Josef Guter: Lexikon der Götter und Symbole der Alten Chinesen., S. 66
- ↑ Harald Gebhard, Mario Ludwig: Von Drachen, Yetis und Vampiren. BLV Buchverlag 2005, ISBN 3-405-16610-1, S.47.
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Long_(Mythologie)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 14. Juni 2011 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.