Flügelpferd (Wappentier)
Das Flügelpferd/Flügelross (auch „Pegasus“, „Pegasos“, „Musenpferd“, „Dichterpferd“ u. a.) ist in der Heraldik ein vergleichsweise selten auftretendes Wappentier. Es wird in der natürlichen Form eines Pferdes bzw. als ein heraldisches Pferd, das Flügel besitzt, als Gemeine Figur verwendet.
Geschichte
Im Literaturexkurs von Gottfrieds von Straßburg († um 1215) Tristan und an anderer Stelle wurde ein Flügelroß wie der Pegasos literarisch verarbeitet ...
„ich waene, er (gemeint ist Heinrich von Veldeke) sîne wîsheit / ûz Pegases ursprunge nam, / von dem diu wîsheit elliu kam.“
... aber Flügelrösser waren in den Anfängen und zur Blütezeit der Heraldik (11. bis 15. Jahrhundert) kein gebräuchliches heraldisches Motiv. Erst als die geflügelten Fabeltiere aus der Antike von gelehrter Seite in das allgemeine Bewußtsein wieder eingeführt wurden, verbreitete sich hier und dort das Flügelroß als heraldisches Motiv, so daß es heute im Allgemeinen zu den Wappentieren gezählt wird. Renommierte Kritiker wie Otto Titan von Hefner, der ein Flügelroß wie den Pegasos am Liebsten aus der Heraldik entfernt hätte, konnten sich nicht durchsetzen:
„Außerdem bemerke ich hier noch, dass das geflügelte Poetenross, der Pegasus, den wir in alten und neuen Zopfwappen finden, eine ganz unheraldische Figur ist, die mit Phönix, Pelikan, Aeskulap, Minerva, Merkur und Consorten billig aus dem Gebiete der edlen Wappenkunst verdient hinausgeschubst zu werden.“
Darstellung
Die Darstellung eines heraldischen Flügelpferdes lehnt sich an die Darstellung eines heraldischen Pferdes an (siehe dort). Einziger Unterschied: Das Flügelpferd wird mit zwei Flügeln in Schulternähe dargestellt, die in der Regel dem Adler entlehnt sind. Die Schwingen der Flügel sollen in die Höhe gesträubt sein, doch werden sie manchmal auch niedergeschlagen abgebildet. Weicht die Tingierung der Flügel vom restlichen Pferd ab, so ist dies zu melden.
Siebmacher
„Pegasus (Tafel XXII. Fig. 38.) das bekannte dichterische Flügelross, erscheint, sowohl — wie hier — aufgerichtet, als auch laufend. Die v. Bartholomaei auf Oesel und in Schlesien, v. Benning in Waldeck, Edlen v. Münsterer in Bayern und andere führen es, teils im Schilde, theils auf dem Helme.“
Galerie
Symbolik
Außerhalb der Heraldik varriert die Symbolbedeutung des „Pegasos“ bzw. des Flügelpferds im Laufe der Geschichte. Vom Mittelalter bis zur Renaissance war der Pegasos ein Symbol für Weisheit und Ruhm. Vor allem im 19. Jahrhundert griff man den Umstand auf, daß der Pegasos mit seinen Hufen am Musenberg Helikon die den Musen geweihte Quelle Hippokrene geöffnet hatte („Pferdequelle“). Er gilt seit dieser Zeit als Vertrauter der Musen und als Symbol des Dichtens, der Inspiration und der poetischen Kreativität. Daneben personifiziert er Wasser (als „Wasserpferd“ aus dem Gefolge des Poseidon), ist auch himmlisches „Blitzpferd“ und wird als Symbol in Sonnenmythen oder bei Schamanen verwendet. Carl Jung und seine Nachfolger sahen im Pegasos ein esoterisches Symbol in Bezug auf spirituelle Energie.
Besondere Flügelpferde
Variante | Beispiel |
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Das Flügelpferd wird auch beim Templerorden als Wappenmotiv verwendet (Zeichen der Armut). Ursprüngliche Siegel der Tempelritter stellen zwei Reiter auf einem Pferd dar. Im Volksmund sprach man davon, daß die zwei Reiter durch zwei Flügel ausgetauscht wurden. Vergleiche hierzu die Geschichte Inner Temple (z. B. Inner Temple und Inner Temple![]() |
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Ein sogenanntes Windpferd![]() |
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Flügelpferd, das aus einem Schneckenhaus wächst (Wappen der bürgerlichen Familie Mathesius). | ![]() |
Siehe auch
Weblinks

Einzelnachweise
- ↑ Hefner, Otto Titan von: Grundsätze der Wappenkunst. In: J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, neue Aufl. 1855.
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.