Flügellöwe

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Dieser Artikel beschreibt die speziellen Wappenfiguren „Flügellöwe“ und „Markuslöwe“; für den Markuslöwen als Symbol des Evangelisten siehe → Markuslöwe.
Flügellöwe
(Wappen von Gießen)
1450-1580: Geflügelter Löwenrumpf (Tirol, Familie Moßer)
Flügellöwe in der Helmzier (Wappen Schug; Handzeichnung von Gerd Hruška)

Das Wappentier Flügellöwe, auch als geflügelter Löwe oder Löwe mit Flügeln und anders bezeichnet (frz.: lion ailé; engl.: lion winged) ist in der Heraldik eine seltene gemeine Figur.

Darstellung

Der Flügellöwe ist allgemein ein Löwe, der in einer Linie mit den Vorderpranken in Schulterhöhe zwei Adlerflügeln besitzt (die Flügel sollten nicht am Rücken sitzen). Hat er Drachenflügel, so ist dies zu melden. Seine Darstellung lehnt sich zwanglos an vergleichbare Motive aus der bildenden Kunst (Markuslöwe, Sphinx und andere) an.

Für den Flügellöwen gibt es keine expliziten heraldischen Vorgaben, außer jene, die für das Wappentier Löwe allgemein gelten. Die Farbgebung des Motivs, die Bewehrung, die Körperstellung und so weiter erfolgen nach den heraldische Regeln. Die Adlerflügel können in einer anderen Tingierung als der Rest vom Löwen erscheinen.

„Geflügelter Löwe (Tafel XXI. Figur 40.): selten im Schilde, dagegen mehrfach als Helmkleinod zum Beispiel bei den Grafen von Eulenburg vorkommend. (..) Die Flügel beim geflügelten Löwen sollen wie beim Greifen, nicht am Rücken, sondern an der Wurzel der Vorderpranken beginnen.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[1]

Geflügelter Löwenkopf

Markuslöwe

Der Markuslöwe ist eine Variante des Flügellöwen und ein Attribut des Evangelist MarkusW-Logo.png.

„Eine Abart (des Flügellöwen) ist der Markuslöwe (..)“

Siebmacher/Gritzner (1889)[1]

Der Markuslöwe erscheint im Gegensatz zum gewöhnlichen Flügellöwen meist in Gestalt eines goldenen, geflügelten, liegenden Löwen mit Heiligenschein und mit den Vorderpranken ein aufgeschlagenes Buch, ein Spruchband oder ähnliches haltend.

Sphinx mit Flügeln und einem menschlichen Kopf, Attika, um 530 v. Chr.
(423 cm hoch, Metropolitan Museum of Art, New York, aus Dur Sharrukin in Assyrien)

Geschichte

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Sphinx (Wappentier)

Flügellöwen und andere geflügelte Löwen tauchen in der bildenen Kunst lange vor dem Christentum und der Heraldik auf. Weltberühmt sind die Flügellöwen mit Menschenköpfen aus dem ägyptischen, später aus dem griechischen Kulturkreis (ägyptische SphinxW-Logo.png und griechische SphinxW-Logo.png). Inwieweit diese und andere Abbildungen von Flügellöwen die Darstellung der gemeinen Figur Flügellöwe beeinflußten, ist nicht endgültig wissenschaftlich geklärt.

Die neuere Heraldik grenzt den Flügellöwen von der Sphinx ab, die als eigenständige gemeine Figur in die Heraldik aufgenommen wurde.

Wappenbilderordnung

Der geflügelte Löwe wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. 6341 aufgenommen; der Markuslöwe dagegen unter der Nr. 6342, die Sphinx unter der Nr. 6754.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Geflügelte Löwen (allgemein) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Markuslöwe in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 98. Tafel 21. Figur 40. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.