Sechsberg
Der Sechsberg (frz.: mont, tertre à six coupeaux; engl.: mount of six coupeaux) ist eine Wappenfigur in der Heraldik. Sie besteht aus sechs bogenförmigen nach oben gewölpten Kreisteilen,
- die als Pyramide angeordnet sind (3:2:1 Kreisteile)
- oder als „zwei schwebende Dreiberge“ (3:3 Kreisteile).
Die Figur sieht wie ein „Berg mit sechs Kuppen“ oder wie ein Bergmassiv beziehungsweise eine Berggruppe mit sechs Bergen aus, daher der Name. Sie kann eine gemeine Figur oder ein Heroldsbild im Wappen sein.
Darstellung
Gewöhnlich ist der Sechsberg als freie, schwebende gemeine Figur im Wappenbild dargestellt. Ist er in der unteren Schildpartie bzw. im Schildfuß untergebracht, stellt er ein Heroldsbild dar, weil er als Wappenschnitt von Schildrand zu Schildrand verläuft. Dieser Fall sollte bei der Wappenbeschreibung gemeldet werden. In der Regel wird der Sechsberg grün tingiert und mit Konturlienen zwischen den sechs Kreisteilen dargestellt. Manchmal dient er einer anderen primären Wappenfigur (Tier, Pflanze, Gebäude o. ä.) als Standfläche (Postament).
Verbreitung
„Sechsberg, (Tafel XXV. Figur 4.) und (..) Tafel XXV. Figur 5.): kommen meistens nur in süddeutschen, schweizerischen oder italienischen Wappen vor, und zwar hier fast immer schwebend. Die italienische Form der Bergeskuppen ist übrigens nicht kugelrund wie die der deutschen, sondern mehr ellipsenförmig.“
Muster: Sechsberg
(nach WBO, Nr. 1126)
Geschichte
Wesentlich war seit der Frühzeit des Wappenwesens, dass eine Bergfigur im Wappen schon von weitem gut erkennbar war. Die genaue Anzahl der bogenförmigen, nach oben gewölpten Kreisteile beziehungsweise Bergkuppen/-gipfel einer Bergfigur war eher zweitrangig oder Individualkennzeichen. Ein Sechsberg als eine dauerhafte Wappenfigur, die über mehrere Generationen für alle Mitglieder einer Familie gilt oder zumindest keiner oder nur einer unwesentlichen Umgestaltung unterworfen ist, etabliert sich erst in späterer Zeit. Die Entwicklung einer sich in der Gestaltung verändernden Bergfigur hin zu einer stabilen Sechsbergfigur ist in der Motivgeschichte derer von Grünenberg belegt. In deren Wappen erscheinen neben dem Sechsberg in frühen Jahren ein Zehnberg, ein Fünfzehnberg, ein gestürzter Zehnberg sowie ein Berg in goldener (nicht grüner) Tinktur. Erst in der Wappenbüchern ab dem 15. Jahrhundert erscheint einheitlich ein schwebender grüne Sechsberg mit Gold- oder Silberrändern (3:3 Berge).
Sechsberg im Wappen derer von Grünenberg
Mitte 13. Jhr.: Gestürzter Sechsberg
(Schildsiegel Heinrich II. der Ältere)[ju 1]1279: Fünfzehnberg [ju 3]
ca. 1340: Schwebender goldener Zehnberg (1:2:3:4)
(nach der Zürcher Wappenrolle)1450: In länglichem Vierpass Helm mit Helmzier, darauf der Sechsberg
(Rundsiegel Wilhelm)[ju 5]
Sechsberg im Wappen Schienen/von Schünau
Die Ministerialen und Reichsritter von Schienen (Schinen, Schynau, Schünau, Schinow; erwähnt 1211, im Mannesstamm erloschen 1638) führten in Blau einen schwebenden silbernen Sechsberg, darüber ein sechsstrahliger, goldener Stern.
Sechsberg im Wappen derer von Schwarzenberg
Die von Schwarzenberg führten in Silber einen schwarzen Sechsberg (in der Zürcher Wappenrolle mit einem Zehnberg). Das Schwarzenberger Wappen ist heute noch Bestandteil des Wappens des Landkreises Emmendingen.
Wappen Landkreis Emmendingen
Wappen des Gutacher Stadtteils Siegelau
Sechsberg als zwei Dreiberge
Wappen von Stetten, Deutschland (Sechsberg in einer eingeschweiften Spitze)[3]
Delsberg, Baselstab über Sechsberg
Sechsberg, Gemeinde Geltendorf
Sechsberg als Pyramide
Klassischer, schwebender Sechsberg [1:2:3 Berge]; Wappen Melchnau, Schweiz)[4]
Sechsberg, Fichtenberg, redend
Sechsberg, Stadt Mahlberg/Ortenaukreis
Weitere Sechsberge
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 112
- ↑ Blason: In Blau einen schwarzen Sechsberg, auf dem in Silber eine Kirche mit rotem Dach und goldenem Kreuz steht. Umrahmt wird diese Anordnung auf der rechten Flanke von einem silbernen Lindenzweig und auf der linken Flanke von einem silbernen Eichenzweig.
- ↑ Das Wappen wurde nicht schlüssig blasoniert. Statt ein Sechsberg (3:3 Berge), wurden irrtümlich zwei Dreiberge gemeldet. Blason: In Rot eine eingeschweifte goldene Spitze, darin zwei schwarze Dreiberge; oben rechts zwei schräg gekreuzte silberne Pfeile, oben links ein silbernes Ulrichskreuz.
- ↑ Blason: In Silber ein grüner schwebender Sechsberg (1:2:3 Berge). Das Gemeindewappen entspricht demjenigen der Freiherren von Grünenberg, das in zahlreichen Wappendarstellungen und Siegeln belegt ist.
Jufer
- Max Jufer: Die Freiherren von Langenstein-Grünenberg. In: Jahrbuch des Oberaargaus. Band 37. Merkur Druck AG, Langenthal 1994, S. 109–214 (online).