Hifthorn
Das Hifthorn (von ahd. hiofan, „wehklagen“; auch Hiefhorn respektive in Anlehnung an die Art des Gebrauchs oder in einem besonderen Zusammenhang Hüfthorn, Rüdenhorn, Heerhorn oder anders genannt; frz.: cor de chasse, huchet; engl.: bugle-horn) ist im Wappenwesen eine gemeine Figur, die seit der Frühzeit des Wappenwesens gebräuchlich ist und relativ häufig in Wappen erscheint.
Darstellung
Die Figur Hifthorn ist einem kleinen, gleichnamigen, einfachen Blasinstrument („Blashorn“) nachempfunden. Ein Hifthorn ist ursprünglich aus einem gekochten, ausgehölten Rinderhorn (Büffel-, Stier-, Ochsenhorn) gefertigt (vgl. „Horn“). Die offene Spitze eines Hifthorns, die in der späteren Geschichte des Instruments teilweise mit einem hölzernem oder metallenem Mundstück versehen ist, dient zum Hineinblasen und die konische Hornform ist ein Schallverstärker (Schalltrichter), wobei dessen Schallloch zur Klangoptimierung mit Wachs verkleinert sein kann.
Im Mittelalter nutzt man ein Hifthorn als Signalgerät vor allem im Zusammenhang mit der Jagd („Jägerhorn, mit dem der Hift geblasen wird“[1], vgl. „Jagdhorn“).
Wird in der heraldischen Literatur oder in Wappenbeschreibungen der Ausdrück „Jagdhorn“ ohne weitere Bestimmung verwendet, ist darunter stets ein „Hifthorn“ zu verstehen. Zwischen einer Jagdhornfigur und einer Hifthornfigur gibt es in der Heraldik keine signifikanten Unterschiede. |
Aus späteren Jahrhunderten sind zahlreiche weitere Anwendungen des Hifthorns bekannt. Zum Beispiel meldeten Feuerwärter, Nachtwächter und Türmer
mit dem Hifthorn ein Feuer (begleitet vom Ruf: „Feurio!“); Hirten warnten mit dem Hifthorn vor Gefahren für die Herde („Wächterhorn“) und Metzger und Postillonen bliesen mit dem Hifthorn ein Signal zur Ankündigung des Eintreffens von Post (vgl. Metzgerpost
, Posthorn)
Nach Galbreath, Jéquier und Scheibelreiter erscheint das Hifthorn im Wappenwesen gewöhnlich „ohne Fessel“ (das heißt ohne Kordeln/Schnürre, die auch „Hiefriemen“, „Hiefthornriemen“, „Hornfessel“, „Hornsatz“, „Bandelier“, „Band“ oder ähnlich genannt werden; frz.: enguichure):
„Das Hiefhorn ist ein Horn ohne Tragevorrichtung.“
„Schnurlose Hörner heißen „Hiefhorn“.“
Nach dem Handbuch der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner empfiehlt es sich dagegen, sowohl ein „Hifthorn ohne Fessel“ als auch ein „Hifthorn mit Fessel“ zu melden (gegebenenfalls mit dem genauen Verlauf der Fessel, der Anbringung et cetera).
„Das Heer-, Hief- oder Hift- (fälschlich Hüft-)horn (Tafel XXVII. Figur 1. bis 4.): entweder mit oder ohne Band (Schnur). Es ist sowohl die Färbung des letzteren, wie auch der Beschläge sowie die Anzahl derselben zu melden. Das Gewöhnliche ist, dass, wie in Figur 1. 3. 4. das Mündstück nach rechts, die Mündung (Schallöffnung) nach links gekehrt ist. Anderenfalls ist es zu melden, speciell wenn, wie in Figur 2., die Hörner gestürzt, überhaupt abgewendet etc. erschienen.“
Silbernes Hifthorn mit schwarzen Beschlägen und schwarzer Schnur (Frastanz, Entwurf: Konrad Honold)
Teilweise werden in Wappen besonders opulente Hift-/Jagdhornfiguren in Anlehnung an das Barock dargestellt. Die Prunk- und Prachtentfaltung derartiger Wappenfiguren stellt in gewissem Sinn eine Überwertung unwesentlicher und heraldisch unangebrachter Einzelheiten dar, abgesehen davon, dass eine eher traditionell ausgerichtete Heraldik eine barocke Hifthornfigur in einem Wappen womöglich als unheraldisch oder anachronistisch empfindet.
Unten: Jagdhorn mit goldenem Mundstück, Stürze und Tragriemen (Wappen Rösrath
)
Verbreitung
Das Hifthorn/Jagdhorn erscheint in zahlreichen Adels-/Familienwappen und deren Wappenderivaten, darunter zum Beispiel:
1605: Patrizier zum Jungen
1605: von Koller
1605: von Falkenhayn
1701-1705: Gold von Lampoding
1857: von Liebenau
etwa 1882: von Medem
- Im Scheiblerschen Wappenbuch (1450-1580)
Hifthorn im Wappen derer von Braunshorn
Viele Ortsgemeinden geben durch (Hift-)Hörner in ihren Wappen Hinweise auf die Herrschaft Braunshorn beziehungsweise auf das Adelsgeschlechter derer von Braunshorn:
Hifthorn im Wappen derer von Walsleben
Das Stammwappen der von Walsleben zeigt in Silber drei rote, gold beschlagene und beschnürte Hifthörner übereinander. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken die drei Hifthörner übereinander.
Wappen an der Kirche in Wodarg
Wappen Walsleben (Osterburg)
mit Referenz auf die von Walsleben
Hifthorn im Wappen Horneck von Hornberg
Familienwappen der Horneck von Hornberg
Wappen von Altendorf
Wappen von Dieterskirchen
Horneck von Hornberg-Grabmal in der Notburgakirche Hochhausen
Abgrenzung
- Teilweise werden das Olifant
beziehungsweise Signalhörner, die aus Elfenbein angefertigt sind, als Hifthorn bezeichnet. Im Wappenwesen sind die beiden Motive voneinander abzugrenzen.
- Ab dem 16. Jahrhundert sind Hifthörner gebräuchlich, die ganz aus Metall gefertigt sind (zum Beispiel ganz aus Gold). Wenn diese kostbaren Hörner in einem Wappen erscheinen, ist dies zu blasonieren.
- Die Darstellung des Blasinstruments Posthorn ist als gemeine Figur vom Hifthorn zu unterscheiden.
- Der Ausdruck „Hüfthorn“ leitet sich vermutlich von dem Gebrauch ab, das Hifthorn an einer längeren Kordel „an der Hüfte“ zu tragen.
Wappenbilderordnung
- Das Hifthorn wurde zusammen mit dem Jagdhorn in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Gegenstände aus Kunst und Spiel unter der Nr. 9917 aufgenommen.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑
Lemma Hifthorn. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1960 (woerterbuchnetz.de).
- ↑ Galbreath, D. L.; Jéquier Léon: Handbuch der Heraldik. Augsburg 1990. S. 162
- ↑ Scheibelreiter, Georg: Heraldik. Oldenbourg Verlag. 2006. ISBN 3-70290-479-4. Seite 81.
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 126