Posthorn (Heraldik)
Das Posthorn (Horn des Postillion; frz.: grêlier, cor de postillon; engl.: post horn) ist in der neueren Heraldik eine gemeine Figur; im älteren Wappenwesen wird ein Hifthorn als „Posthorn“ dargestellt.
Darstellung
Die Figur Posthorn ist dem gleichnamigen kreisrund gebogenen, metallenen Signalhorn nachempfunden, mit dem Postillione, Postknechte oder Postreiter die Abfahrt oder Ankunft der Post ankündigten. Das Blechblasinstrument ist gewöhnlich aus Messing gefertigt und besitzt ein Mundstück sowie ein bis drei kreisrunde Windungen, die der Verlängerung des Luftweges zwischen Mundstück und Schallaustrittstrichter dienen. Verzierungen der Figur (Verschnürungen um die kreisrunden Windungen, Quasten, die nach unten abstehen et cetera) sind anzuzeigen, unabhängig davon, ob sie in der gleichen oder in einer anderen heraldischen Farbe wie der Rest der Figur erscheinen oder nicht:
„(..) Auch ist das Posthorn gewöhnlich mit Schnur und zwei Quasten versehen, was aber zu melden ist.“
Schon 1789 nennt Johann Christian Siebenkees englisch-französische Begrifflichkeiten, die bei der Blasonierung der Posthornfigur vorkommen können:
„Ein Posthorn mit dem Mundstück heißt engiché. Hat es Ringe, wodurch man die Schnur zieht, bespanger, virolé; ist es mit einer Schnur versehen, lié.“
Erfolgt in der Wappenbeschreibung keine Angabe zur Lage des Posthorns im Schild/Feld, sollte das Mundstück der Figur nach heraldisch rechts gestellt sein („Posthorn querrechts [liegend]“); andere Stellungen der Figur sind zu melden, wobei das Mundstück die Ausrichtung des Posthorns bestimmt. Gewöhnlich erscheint die Posthornfigur in Einzahl in einem Wappen, selten in Zwei- oder Mehrzahl. In Kommunalwappen ist die Figur Posthorn oft eine von zwei Hauptfiguren oder mit einem Heroldsbild kombiniert, vergleichsweise selten erscheint sie gänzlich alleinstehend, vgl.:
Alle heraldischen Farben sind bei der Darstellung eines Posthorns in Wappen gebräuchlich; Silber oder Gold sind bevorzugt, seltener Blau, Schwarz und Rot, kaum oder gar nicht Grün.
Linksgewendes Posthorn, verschnürrt, bequast, alles in Rot, die Quasten an goldenen Bomeln (Hornau)
Schräglinksbalken, mit blauem Posthorn belegt (als Referenz auf eine alte Poststation; Wappen von Esselbach)
Unten: goldenes Posthorn mit roter Verschnürung und zwei roten Quasten (Referenz auf Poststation; Waidhofen)
Posthorn (ohne Schnürung, ohne Quasten; Wappen Diepoldshofen)
Linksgewendetes Posthorn, von dem drei Birkenblätter abhängen (Björköby)
Zwei Posthörner im Schildhaupt
(Markaryd)
Abgrenzung
Im Vergleich mit der Wappenfigur Posthorn sind Darstellungen der Signalinstrumente Hifthorn und Jagdhorn als gemeine Figuren zu bestimmen.
Posthorn versus Hifthorn
In der Frühzeit des Wappenwesens beziehungsweise in der ursprünglichen Wappenkultur ist die Darstellung eines metallenen Posthorns kein gebräuchliches heraldisches Motiv. Das Wissen um die Fertigung hochwertiger Metallhörner geriet in frühchristlicher Zeit bis etwa Ende des Mittelalters in Vergessenheit. Qualitativ wertige Hörner wurden erst ab dem 15. Jahrhundert wieder gefertigt; im Mittelalter nutzte man als Post-/Jagdhorn gewöhnlich das Hifthorn. Demensprechend ist, wenn in der älteren heraldischen Literatur oder in frühen Wappenbeschreibungen von einem „Posthorn“ die Rede ist, in erster Linie an eine Hifthornfigur zu denken. Ein Hifthorn, das als Posthorn verwendet wird, ist im Gegensatz zu der Posthornfigur der neueren Heraldik, ohne einen vollständigen Kreisbogen zu gestalten. Bei jüngeren Wappen ist im Einzelfall genau zu prüfen, welches der beiden Motive im Wappen erscheint und welches blasoniert ist.
Posthorn versus Jagdhorn
Form, Signalfunktion und Aussehen von realen Post- und Jagdhörnern sind ähnlich. Durch die heraldische Stilisierung verschwimmen mögliche Unterschiede zwischen Post- und Jagdhornfiguren in der Darstellung nahezu vollends. Sie sind so gering, dass die beiden Wappenfiguren nicht oder nur schwer voneinander zu unterscheiden sind. In der heraldischen Literatur fehlt es dennoch nicht an Versuchen, Merkmale zu finden, mit denen die beiden Motive möglichst zweifelsfrei bestimmbar sind. Beispielsweise definiert Maximilian Gritzner 1889 folgende vage Unterscheidungsmerkmale, die in zahlreichen Wappenaufrissen übergangen sind:
– Siebmacher/Gritzner (1889)[1] |
Solche vagen Abgrenzungen könnte man weitere hinzufügen (beispielsweise ist ein „Posthorn“ gewöhnlich enger und nicht so stark konisch mensuriert wie ein „Jagdhorn“, erscheint also eher wie ein Kornett, weniger wie ein Flügelhorn). Jedoch sind Bestimmungen von Posthornfiguren einzig auf Basis von Darstellungen in Wappenaufrissen grundsätzlich in Frage zu stellen; ausschlaggebend für ein geführtes Hornwappenmotiv ist die jeweilige Blasonierung. Sollte diese zur Bestimmung einer Figur nicht ausreichen oder nicht vorhanden sein, können Metainformationen helfen, um eine Posthorn- von einer Jagdhornfigur zu unterscheiden. Beispielsweise liegt es auf der Hand, dass 1702 anlässlich der Ernennung des Grafen Johann Kasimir Kolb von Wartenberg zum General-Erbpostmeister des Königreichs Preußen das Stammwappen der Kolb von Wartenberg eher mit einem goldenen „Posthorn“ als mit einem „Jagdhorn“ „gebessert“ wurde. Auch die Grafen von Reichenbach nahmen wegen des General-Land-Postmeisteramtes des Herzogtums Schlesien kein Jagd- oder Hifthorn, sondern ein Posthorn in ihr Wappen auf.
1741, in 2: Posthorn im Wappen der Grafen von Reichenbach
Posthorn als Nebenfigur
In einigen Wappen erscheint das Posthorn als Nebenfigur. Beispielsweise stößt ein Postreiter in sein Posthorn oder es wird von einer anderen Wappenfigur in der Hand gehalten et cetera.
17. Jhr.: Postreiter, der in sein Horn stößt
(Emblem in Willgottheim)Postreiter, der in sein Horn stößt
(Daugailiai)Posthorn auf einer Postsäule (Wappen von Hohenziatz)
Posthorn als Helmzier
Das Posthorn wird teilweise auch im Oberwappen als Helmzier dargestellt.
Symbolik
Posthorn, Postilione und Postreiter symbolisieren spätestens nach Postordnungen, wie sie von König Friedrich August von Polen Kurfürsten von Sachsen 1713 erlassen wurde, außerhalb der Heraldik typischerweise das Postwesen:
„Zum 12) ist Unser Wille und Befehl, dass sämtliche Postilions wenn sie dieser Freyheit (Brückenzoll, Schlagbäume etc. betr.) theilhaftig seyn wollen, so viel die Ordinair-Posten betrifft, mit Unserm Wappen-Schild samt Livrée und Posthorn ... zu erkennen geben.“
Paraheraldik
Posthorn als Zeichen des Postwesens
„Der Geograph Johann Gottfried Gregorii empfahl bereits 1713 in einem theoretischen Grundlagenwerk der Kartographie[4] die einheitliche Verwendung des Posthorns als Signatur zur Kennzeichnung von Poststationen in Landkarten.
Viele Postunternehmen nutzen heute das Posthorn als Firmenlogo. So auch die Deutsche Bundespost (DBP) bzw. die Deutsche Post AG (DPAG). Die Deutsche Bundespost war ein staatliches Unternehmen, das neben dem normalen Postwesen auch die Aufgabe hatte, im Telekommunikationssektor tätig zu sein. Mit der Privatisierung fiel nun diese Aufgabe weg und deshalb hat die Deutsche Post AG ein etwas anderes Firmenlogo. Der Unterschied besteht in den beiden Pfeilen, welche eigentlich stilisierte Blitze (für den Telekommunikationsbereich) darstellten. Eine Persiflage auf das Posthorn-Symbol ist das „Pesthörnchen“, das bis zur Einstellung wegen Urheberrechtsfragen als Logo des Chaos Computer Clubs fungierte.“
Posthorn ohne Blitze (Deutsche Bundespost; 1950–1978)
Posthorn der Deutschen Post AG
Schwedische Post (Postgeschichte Schwedens)
Norwegische Post (Postgeschichte Norwegens)
Militärhorn
In der Para-/Militärheraldik erscheinen zuweilen Musikinstrumente, die auf den ersten Blick wie „Posthörner“ aussehen, in Wahrheit aber „Militärhörner“ sind. Letzere wurden vor allem für taktische Signale genutzt, um beispielsweise Feldzeichen beziehungsweise einzelne Militäreinheiten an ein bestimmtes Ziel zu lenken. Beispielsweise sind Embleme und Militärwappen der spanischen Armee mit entsprechenden Prachtstücken verziert.
Fahnen-/Flaggenwesen
Aus dem Wappenwesen ging das Motiv „Posthorn“ auf Flaggen/Fahnen über (Reichspostflagge, Bundespostflagge, Postsignalflagge).
Flagge | Datum | Verwendung | Beschreibung |
---|---|---|---|
1871–1892 | Flagge der Postschiffe | Die deutsche Kriegsflagge mit einem goldfarbenen Posthorn in der inneren, unteren Ecke | |
1871–1892 | Gösch der Postschiffe | Bis 1892 fuhren Postschiffe mit eigener Gösch. Im weißen Streifen ein goldfarbenes Posthorn | |
1892–1919 | Reichspostamtsflagge | Die goldgelbe Kaiserkrone mit Bändern über einem gleichfarbigen Posthorn in ein weißes, kreisförmiges Mittelfeld gesetzt. Die Flagge wurde am Großtopp gehisst. Solange die Post an Bord war und sich das Schiff im Ankunftshafen befand, durfte die Postflagge auch als Gösch auf dem Bugspriet gesetzt werden. | |
1919 (?) | Reichspostflagge | Denkbares Provisorium vor September 1919. Verwendung eher unwahrscheinlich | |
1919–1921 | Reichspostflagge | Angenommene Reichspostflagge vom 15. Oktober 1919 | |
1921–1933 | Reichspostflagge | Ab dem 11. April 1921 wurde eine neue Postflagge eingeführt: Auf einem verbreiterten, mittleren roten Streifen befand sich ein goldfarbenes Posthorn | |
1933–1935 | Reichspostflagge | Eingeführt am 31. März 1933 unterschied sich die neue Postflagge nur wenig von der bis 1919 verwendeten Version. Lediglich die Krone entfiel. Die Flagge wurde bis zum 19. September 1935 verwendet | |
1936–1945 | Schiffspoststander | Ab dem 14. März 1936 wurde lediglich noch ein vereinfachter Schiffspoststander verwendet, der 1945 wieder abgeschafft wurde | |
1955–1973 | Deutsche Postflagge (DDR) | Dienstflagge der Deutschen Post der Deutschen Demokratischen Republik, 3:5, [6] | |
1950–1994 | Bundespostflagge (BRD) | Dienstflagge der Deutschen Bundespost, 3:5, |
Wappenbilderordnung
- Die Figur Posthorn wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Gegenstände aus Kunst und Spiel unter der Nr. 9918 aufgenommen.
Weblinks
- Commons: Post- und Jagdhorn in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Literatur
- Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 272 (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000).
- H. von Jan: Das Familienwappen des Johann Posthius. Eine Studie über das Posthorn in der Heraldik. In: Pfälzische Postgeschichte 10. 1955. S. 7-9 (mit einer beigelegten Farbtafel des Posthiuswappens).
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 126
- ↑ Siebenkees, Johann Christian: Erläuterungen der Heraldik als ein Commentar über Herrn Hofrath Gatterers Abriss dieser Wissenschaft. 1789. S. 87
- ↑ Seyler, Gustav Adelbert: Geschichte der Heraldik. Wappenwesen, Wappenkunst, Wappenwissenschaft. In: J. Siebmachers großes Wappenbuch. Band A. Repgrografischer Nachdruck der Ausgabe Nürnberg 1885-1889 (1890). Neustadt an der Aisch. 1970.
- ↑ MELISSANTES, Curieuse Gedancken von den vornehmsten und accuratesten Alt- und Neuen Land-Charten, Frankfurt und Leipzig [Erfurt] 1713, S. 258–[260]
- ↑ Seite „Posthorn“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 30. Dezember 2016, 15:28 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Posthorn&oldid=161105413 (Abgerufen: 8. Februar 2017, 12:02 UTC)
- ↑ Verordnung über die Führung von Dienstflaggen und Dienstwimpeln. Vom 27. September 1955. DDR