Faschingswappen
Faschingswappen (auch Karnevalswappen, Fastnachtswappen oder ähnlich) sind im weitesten Sinn Wappen, Parawappen oder wappenähnliche Logos und Zeichen, die man im Zusammenhang mit dem Brauchtum Karneval, Fastnacht und Fasching benutzt oder zur Faschingszeit präsentiert und deren Aussage zwischen Spott, Persiflage, volkstümlicher Unterhaltung, grafischem Identifizierungskennzeichen und Ehrbezeugung variiert.
Zu den Faschingswappen zählen gleichermaßen Phantasiewappen, die Vereinswappen der Karnevalsvereine/-gesellschaften, oft auch Zunftwappen oder authentische Wappen (Stadtwappen, Gemeindewappen etc.), die als Teil der phantasievoll-karnevalesken Darstellung zum Beispiel auf Faschingskostümen/-Requisiten (teils „närrisch“ umgestaltet, teils heraldisch korrekt) erscheinen. Es kommt auch vor, daß ein wirkliches Personenwappen, ein Familienwappen oder eine Wappenfigur zur Selbstdarstellung von Karnevalisten, Jecken, Narren oder Karnevalsfiguren genutzt werden.
Karneval und Wappenwesen
Der Gebrauch von Wappen und die vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen dem Wappenwesen und dem Brauchtum „Karneval, Fastnacht, Fasching“ oder ähnlichen Bräuchen (Schembartlauf et cetera) sind teilweise noch nicht ausreichend erforscht. Gesichert ist, daß sich im europäischen Mittelalter zwischen dem 12. und dem 15. Jahrhundert die Narrenattribute
entwickelten und die Darstellung der Narren eng mit der Wappenkultur und der Faschingskultur verbunden ist. Beispielsweise trugen die Narren als Angehörige des Hofstaates teilweise ein Narren-/Dienerkleid mit den heraldischen Farben aus dem Wappen ihres Lehnsherrn. Auch zwischen den meist vertikalen Teilungen von Gewandstücken (Mi-Parti
, franz.-lat.: halb-geteilt), die in den Narrenattributen und Faschingsbräuchen bis heute aufgehoben sind und den gespaltenen oder geteilten Wappen der Lehnsherren, gibt es möglicherweise Zusammenhänge. Es ist nicht auszuschließen, daß diese Phänomene im Schatten ein und derselben Mode, ein und desselben Brauchtums oder eines Zeitgeistes ihre Wurzeln haben.
Wappenfigur als Faschingskostüm/Narrenkleid
Zur Faschungszeit verkleiden sich Menschen manchmal als Wappenfigur beziehungsweise schmücken sich mit einem Faschingskostüm oder einem Narrenkleid, das einer Wappenfigur nachempfunden ist.
Wappen auf Faschingskostümen/Narrenkleidern
Wappen dekorieren Faschingskostüme und Narrenkleider in zahllosen Formen (als Rückenbild, als Brustbild, als Wappenaufnäher, als am Ärmel des Kostüms wie ein „Rangabzeichen“ aufgebrachtes Motiv, als am Revers des Kostüms getragene Brosche et cetera).
Wappen auf Faschingsfahnen/-standarten
Faschingsfahnen und Faschingsstandarten (auch Karnevalsfahnen, Fasnetsfahnen oder ähnlich genannt) mit Wappenmotiven und manchmal mit deutlich militärparodistischer oder lokalsatirischer Tendenz gehören zum festen Bestandteil nahezu jedes Karnevalsumzugs. Sie ermöglichen die Identifikation der verschiedenen verkleideten/maskierten Gestalten und Gruppen.
Wappen als Schmuck von Fastnachts-/Spielmanns-Instrumenten
Wappen und Fastnachts-Schilderträger
Fastnacht-/Karnevalsorden und Ordensketten
Ein Zusammenhang zwischen dem Narrenwesen, der Phaleristik und dem Wappenwesen zeigt sich in den Ordensketten, die ursprünglich inbesondere Hofnarren um den Hals tragen. Zuweilen erscheinen die Ketten mit verkleinerten Darstellungen der Wappen des Herrn, dem ein Narr untersteht. Inwieweit die späteren Karnevalsorden
eine Reminiszenz an das Narrenattribut Ordenskette sind, ist unklar. Karnevalsorden stehen gewöhnlich für eine Geringschätzung militärischen Benehmens und Pomps. Besonders deutlich wird die Geringschätzung in dem Karnevalsorden vom „Goldenen Vlies“, der sich als Persiflage an den seit 1429 höchsten burgundischer Orden anlehnt. Letzterer wurden von den Habsburgern als Erbe des burgundischen Reiches in Spanien bis 1931 und in Österreich bis 1918 verliehen.
Orden vom goldenen Vlies mit dem Wappen von Maximilian I.
Karnevalsorden
: Das „Goldene Vlies“, die höchste Auszeichnung der Narren
Brauchtums-Dokumentation und Wappen
In historischen Quellen, die den Karneval oder angrenzendes Brauchtum dokumentieren, finden sich nicht selten Wappendarstellungen, die unter anderem der Unterscheidung der „närrischen“ Selbstdarsteller oder Maskenträger dienen. Beispielsweise illustrieren die Schembartbücher die Nürnberger Schembartläufe der Jahre 1449-1539 und zeigen bei den Protagonisten auch Wappen.
- Wappen in Schembartbüchern
Paraheraldik
Siehe auch
Weblinks

Portal:Karneval, (Wikipedia)