Stern (Heraldik)
Der Stern erscheint im Wappenwesen (Heraldik) gewöhnlich als gemeine Figur.
Stoßen die Spitzen eines Sterns an die Schild- oder die Feldränder an und wird aus der gemeinen Figur gewissermaßen eine Schildteilung, so wird diese besonderer Art eines Sternes in heraldischen Literatur meist den Heroldsbildern oder einer Sonderform (zum Beispiel der vierstrahlige Stern den Kreuzen) zugeordnet.
Darstellung
Anzahl der Strahlen
Die Zahl der Strahlen reicht gewöhnlich von vier bis acht, die Wappenbilderordnung des Herold führt jedoch auch den drei- (Trap, Gloucester), den zehn-, den zwölf- (Euguésier, Provence) und den sechzehnstrahligen Stern (Blacas, Provence) an[1]. Je nach lokaler Wappenkultur/-mode kennt die heraldische Literatur unterschiedliche Empfehlungen/Vorlieben, was die „normale“ Anzahl der Strahlen eines Sternes anbetrifft. Im deutschsprachig geprägten Wappenwesen erscheint, wenn nicht anders gemeldet, der Stern stets sechsstrahlig, im romanisch und englischsprachig geprägten dagegen fünfstrahlig[2]. Alle Wappenkulturen kennen und erlauben Abweichungen von diesen Empfehlungen, die, falls vorhanden, genau beschrieben werden sollten.
Dreistrahliger Stern
(gemäß WBO, Nr. 1013)Vierstrahliger Stern (Sternkreuz)
(gemäß WBO, Nr. 1014)Sechsstrahliger Stern
(gemäß WBO, Nr. 1016)Siebenstrahliger Stern
(gemäß WBO, Nr. 1017)Achtstrahliger Stern
(gemäß WBO, Nr. 1018)Zehnstrahliger Stern
(gemäß WBO, Nr. 1020)Zwölfstrahliger Stern
(gemäß WBO, Nr. 1022)Sechzehnstrahliger Stern
(gemäß WBO, Nr. 1026)
Anzahl und Stellung
Der Stern erscheint in einem Wappenschild, Wappenfeld oder im Oberwappen in unterschiedlicher Anzahl:
Beschreibung | Beispiel | |
---|---|---|
In Einzahl (alleinstehend oder mit anderen Wappenfiguren) | ||
In definierter Anzahl und/oder heraldisch geordneter Stellung verstreut (also zum Beispiel kreisförmig, 1:2, 1:2:1 und so weiter, ohne Bezug zu einem Sternenbild) | ||
In undefinierter Anzahl über die ganze Schild-/Feldfläche verstreut (besät, bestreut) | ||
In Mehrzahl, geordnet als stark vereinfachtes spezifisches Sternbild | Oben im Wappen: Sternbild Großer Wagen (Wappen von Pudasjärvi) |
Wenn Sterne in der Dreizahl gezeigt werden, sind sie meist 2:1 angeordnet, das heißt, 2 der drei Sterne stehen symmetrisch über einem Dritten. Die 1:2:1-Stellung von vier Sternen gleicht dem Bild einer Raute, wenn man sie gedanklich mit Linien verbindet. Daher wird diese Stellung manchmal auch als solche blasoniert (zum Beispiel: „4 Sterne rautenförmig gestellt“). Sterne können wie viele andere Figuren pfahlweise oder (schräg)balkenweise gestellt sein.
Fünf- oder siebenstrahlige Sternen mit einer Spitze nach unten, werden als gestürzt blasoniert.
Varianten
Dreistrahliger Stern
Dreistrahliger Stern ist in der Heraldik eine Ersatzausdruck für den Krähenfuß.
Vierstrahliger Stern
Vierstrahliger Stern ist in der Heraldik eine Ersatzausdruck für das Sternkreuz.
Pentagramm/Drudenfuß
Das Pentagramm wird manchmal auch als fünfstrahliger Stern bezeichnet, sollte aber immer in der Wappenbeschreibung von diesem unterscheiden werden.
Hexagramm
Als Hexagramm (auch Sechsstern genannt; griechisch Εξάγραμμα, hexágrammos, deutsch ‚mit sechs Linien‘) bezeichnet man unter anderem einen sechszackigen geometrischen Stern, der zum Beispiel aus aus zwei ineinander verwobenen gleichseitigen Dreiecken konstruiert sein kann. Die Konturlinien des einen Dreieckes verlaufen abwechselnd über das andere.[3] Verbindet man die Spitzen des Hexagramms mit sechs Linien, erhält man ein Hexagon/Sechseck.
Davidstern
Der Davidstern, (auch Hexalpha, „Siegel Salomons“ oder ähnlich genannt; hebräisch מגן דוד ‚Magen Davids, Schild Davids‘), benannt nach König David, ist ein Hexagramm-Symbol mit religiöser Bedeutung und gehört zu den wenigen Sternen mit einem Eigennamen. Er gehört zur Gruppe der sechszackigen Sterne. Der Davidstern erscheint auf der Fahne und im Wappen Israels.
Marienstern
Im Landeswappen Hamburgs erscheint ein „Marienstern“. Er ist dort zweimal vertreten und entspricht in etwa einem „gefüllten“ Davidstern; die Figur wird auch als dreibalkiges Kreuz ähnlich dem Stern des Lebens ohne weitere Symbole dargestellt.[4]
Anstoßender Stern
Berührt ein Stern den Schild-/Feldrand, so ist dies zu melden.
Anstoßender Stern
(nach WBO, Nr. -357)
Komet
Eine besondere Form einer Sternfigur ist der sogenannte „Schweifstern“ oder Komet.
Facettierter Stern
Beliebt ist die Facettenausführung der Strahlen, da diese dann mehrfarbig tingiert werden können.
Spornrad
Die gemeine Figur Stern ist von einem Spornrad zu unterscheiden.
Balkenstern
Ein „Balkenstern“ ist aus mehreren „Balken“ gestaltet, die sich in einer gemeinsamen Mitte überschneiden. Die Motive erscheinen nicht mit zugespitzen Strahlen, sondern mit zum jeweiligen Balkenteil rechtwinklig abgestumpften Enden. Die Anzahl der Balken, aus der ein „Balkenstern“ besteht, sollte gemeldet werden.
Sechsstern, aus drei Balken gebildet (Ihlienworth)
Oben: Achtstern, aus vier Balken gebildet (Asendorf)
Weitere Varianten
Stern, mit gewellten Strahlen, Bischof Barthélémi Chuet (Schweiz)
Sternbesetztes Kreuz
Sternbesetzter Schragen
Verbreitung
Beispiele für Sternwappen sind das Wappen der Fürsten von Waldeck, das Stadtwappen Sternberg oder das der Adelsfamilie gleichen Namens in Böhmen.
Viele sowjetische Städte haben einen goldenen Stern im Wappen. Dieser ist nach dem 2. Weltkrieg für Heldenstädte verliehen worden. Es sind Moskau, Leningrad, Kiew, Wolgograd, Odessa, Kertsch, Noworossisk, Minsk, Tula, Woronesh, Murmansk, Festung Brest (Angaben in Zeitterminologie).
Flaggenkunde
Im Sternenbanner der amerikanischen Flagge ist der Stern Symbol für die Anzahl der Einzelstaaten. Auch in anderen Fahnen und Staatswappen wird der Stern gern verwendet.
Paraheraldik
In der Paraheraldik ist der Stern ein verbreitetes Motiv.
Siehe auch
- Seestern (Wappentier)
- Sternbild (Heraldik)
- Roter Stern in Wappen und auf Flaggen
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo, hrsg. vom Herold - Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften zu Berlin. Bearb. von Jürgen Arndt und Werner Seeger, 2 Bde, 2. ergänzte u. berichtigte Aufl., Neustadt a. d. Aisch 1990-1996 (kurz: WBO). Bd. 1.: Wappenbilder; Bd. 2: General-Index.
Editorische Notiz: Zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner (Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890). - ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 111.
- ↑ Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 11 (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000).
- ↑ Kloster St. Marienstern
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Stern_(Heraldik)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 11. Juni 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.