Schnalle (Heraldik)

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Ausdrücke wie → Spange, → Fibel, Gewandhafte, Verschlusshaken, → Rink/Rinck/Rinken oder missverständlich Klammer, Bolzen, → SchnalleHeftnadel, → Hafte, Schließe und so weiter werden in der heraldischen Literatur der Vergangenheit teilweise synonym verwendet, teilweise voneinander abgegrenzt;[1] erst in der neueren heraldischen Literatur versucht man, die Ausdrücke und entsprechende Wappenfiguren möglichst exakt zu bestimmen.

alternative Beschreibung
1305-1315: Rinken über Sechsberg (Wappen Johann von Ringgenberg, nach Codex Manesse)
 
etwa 1425: Schnallen­macher, Rinckensmid, Rinken­schmied (Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung, Andres N. N.)
 
Schwertgurtschnalle, U-förmig und mit durch den Schildgrund gestecktem Dorn
(Stammwappen derer von Zedlitz)
Gürtelschnalle
 
aus Bronze, Völkerwanderungszeit

Die Schnalle (auch Gürtelschnalle, Gurtschnalle, Gürtelhaken, Spornschnalle, Sporenschnalle, Schwertgurtschnalle oder ähnlich genannt; teilweise vage auch Rink, Rinken, Rinck, dessen gewöhnliche Bedeutung eher Spange/Fibula ist; frz.: fermail, fermoir oder boucle; engl.: fermail oder (belt) buckle) ist im Wappenwesen eine gemeine Figur.

Darstellung

Die Figur Schnalle ist einem Bügel mit einem beweglichen Dorn (oder mehreren Dornen) nachempfunden, die im tatsächlichen Gebrauch gewöhnlich an einem Riemen befestigt sind.

„Durch den Bügel wird ein anderer Riemen oder das andere Ende desselben Riemens gezogen und der Dorn durch das Ende gestochen (Dornschließe). Durch Zug wird der Dorn niedergehalten, so dass die beiden Riemenenden fest miteinander verbunden sind.“

Wikipedia (2014)[2]

Folgende Formen der Figur Schnalle sind hauptsächlich im Wappenwesen vertreten:

  • Viereckige Schnallen (Rechteck-, Quadratschnallen)
  • Rautenförmige Schnallen
  • Runde Schnallen
  • Ovale Schnallen
  • D- oder U-ringförmige Schnallen

Diese Formen der Figur Schnalle können auf vielfältige Weise verziert sein (zum Beispiel „mit Edelsteinen geschmückt“, „mit kleeblattförmigen Beschlägen ausgezogen“ oder ähnliches). Teile der Figur können eine andere heraldische Farbe als der Rest der Figur aufweisen (zum Beispiel: „Silberne Schnalle mit goldenem Dorn“). Die besondere Ausprägung der Figur Schnalle sollte immer in der Wappenbeschreibung gemeldet werden. Obwohl die spezielle Anwendung oder Art einer Schnalle durch die heraldische Stilisierung in einem Wappen nicht immer zweifelsfrei zu identifizieren ist, sollte diese angezeigt werden (zum Beispiel: Riemenschnalle, Gürtelschnalle, Gewandschnalle, Schwertgurtschnalle). Weitere mögliche Ausprägungen (gekerbter Dornrast, geperlter Dornrast, Pilzdorn, mit Perlstab, mit Ecknoppen) sollten ebenfalls beschrieben werden. Wird der Dorn „durch den Schildgrund gesteckt“ (vgl. das Wappen derer von Zedlitz), ist dies ebenfalls zu melden. Neben den oben genannten Standardformen ist das Wappenwesen offen für weitere oder besondere Schnallenformen (zum Beispiel: Trapezschnalle, Mehreckschnalle, Lyraschnalle, Doppelschnalle, zweiteilige Schnalle, Schnalle mit Riemenösen, profilierte Schnalle und so weiter).

Sporn- oder Schwertgurtschnallen (Tafel XXVI. Figur 7. bis 11.) erscheinen vielfach in Wappen, teils quadratisch (Schmid, Figur 8.), teils rund mit gradem Dorn (Boos von Waldeck, Figur 9.), teils oval mit S-förmigen Dorn (von Kranitz, siehe Siebmacher II. 56., Figur 11.). Die kleeblattförmige Ornamentirung bei der ersteren, wie bei der Schnalle im Zedlitz'schen Wappen - Figur 7. - ist ursprünglich nur als ornamentirter Zierrath anzusehen, jetzt ist dasselbe als feststehend anzunehmen.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[3]
WBO Name Muster/Beispiele
9754 Viereckige Schnalle
9755 Rautenförmig Schnalle
9756 Runde Schnalle
9757 Ovale Schnalle
???? D-RingförmigeW-Logo.png bzw.
U-förmige Schnalle
1455: Hinterzeug /Flankenriemen
Theorienbildung: Hinterzeug/Flankenriemen

Die Redaktion des Heraldik-Wiki fügt eine weitere Deutung der Wappenfigur hinzu und vermutet, dass das fragliche Motiv in vielen Fällen Hinterzeug beziehungsweise Flankenriemen darstellt. Diese sind uns als Reitutensilien aus zahlreichen Abbildungen der bildenden Künsten überliefert. Zusätzliche Flankenriemen, Schwanzriemen mit entsprechenden Schnallen etc. („Hinterzeug“) erleichtern beim Lanzenstoßen den Umgang mit wilderen Hengsten. In der höfischen Epik ist die kostbare Ausstattung des Reitzeugs eines Pferdes Standes-/Statussymbol. Sattel, Zaumzeug, Vorder- und Hinterzeug sind teilweise aus kostbarsten Materialien gefertigt und werden zusätzlich noch mit Gold und Edelsteinen geschmückt. Wenn Hinterzeug beziehungsweise Flankenzeug in einem Wappen erscheint, grenzt es den Wappenführenden als Mitglied der höfischen Welt („Ritter“) von den „durchschnittlichen“ und „minderen“ Personen ab, die kein großes Ritterpferd mit entsprechender „edler/adliger“ Ausstattung besitzen. --Arthur Diebold (Diskussion) 13:17, 11. Jan. 2015 (CET)--

alternative Beschreibung
1305-1315: Rautenförmige Schnalle (Wappen Wilhelm von Heinzenburg, nach Codex Manesse)

Schnalle im Wappen derer von Zedlitz

Die Figur Schnalle wird im Laufe einer Wappengeschichte nicht immer gleich aufgerissen oder kann je nach Familienstamm variieren. Beispielsweise erscheint die Figur im Wappen derer von Zedlitz mal in gestürzter Dreiecksform, mal U-förmig.

Schnalle als Nebenfigur

Eine Schnalle ist im Wappenwesen oft nur eine Nebenfigur bzw. ein kleiner Teil einer Hauptfigur. Beispielsweise erscheint sie im Wappen derer von Bellersheim lediglich als Teil eines Steigbügelgurts, in anderen Wappen als Teil eines Riemens, Gürtels oder Halfters et cetera.

Wappenbilderordnung

  • Die Figur Schnalle, viereckig wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Gegenstände der Bekleidung sowie Schmuck unter der Nr. 9754 aufgenommen.
  • Die Figur Schnalle, rautenförmig wurde in die Wappenbilderordnung des Herold (Verein) im Abschnitt Gegenstände der Bekleidung sowie Schmuck unter der Nr. 9755 aufgenommen.
  • Die Figur Schnalle, rund wurde in die Wappenbilderordnung des Herold (Verein) im Abschnitt Gegenstände der Bekleidung sowie Schmuck unter der Nr. 9756 aufgenommen.
  • Die Figur Schnalle, oval wurde in die Wappenbilderordnung des Herold (Verein) im Abschnitt Gegenstände der Bekleidung sowie Schmuck unter der Nr. 9757 aufgenommen.
  • Riemen und Gürtel wurden zusammen in die Wappenbilderordnung des Herold (Verein) im Abschnitt Gegenstände der Bekleidung sowie Schmuck unter der Nr. 9753 aufgenommen.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Schnallen in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Besondere Motive: Rinck/Rink

Wiktionary Wiktionary: Schnalle – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Blason ville fr Garidech (Haute-Garonne).svg Lemma Schnalle. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1960 (woerterbuchnetz.de).

Einzelnachweis

  1. Vgl.: Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 332, 370 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  2. Seite „Schnalle“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 18. März 2014, 16:50 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schnalle&oldid=128645819 (Abgerufen: 5. Oktober 2014, 21:53 UTC)
  3. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 118