Kummet (Heraldik)
Das Kummet (mittelhochdeutsch komat, kumet; seit dem 15. Jahrhundert belegtes Lehnwort aus slawisch chomot bzw. polnisch chomąto; auch Kumt, Kummt, Hamen, Rosskumet, Pferdkummet, Pferdegeschirr, Kummetgeschirr oder ähnlich genannt; französisch collier de cheval; englisch horse-collar oder heames (für ‚Kummet am Pferdegeschirr‘); niederländisch haam) ist in der Heraldik eine seltene gemeine Figur.
Darstellung
Das Kummet wird in der Regel in Einzahl und als ein allgemeines, unbestimmtes Kummet im Wappen dargestellt, welches sich in der Form an ein „Pferdekummet“ annähert, da ist „ein ringförmiges, formstabiles Element, das dem Zugpferd über den Kopf gestreift wird und auf Brustkorb, Schultern und Widerrist zu liegen kommt. Es besteht aus einem hölzernen Kern, einer Polsterung aus Stroh und einem Bezug aud Leinzeug oder Leder.“[1] Durch die heraldische Stilisierung verschwinden beim Kummet meist gegenständliche Details, die es als spezifisches Kummet ausweisen. Wird ein spezifisches Kummet geführt (Esels-, Ziegen-, Ochsenkummet), sollte dies im Blason vermerkt sein, wobei anzugeben ist, welche besonderen Merkmale es solches hervorheben.
Sind Teile des Kummet wie Kumtkissen, Kumtbügel, Kumtspitze, Schlusskette, Langring oder ähnliches andersfarbig tingiert, so ist dies zu melden.
Referenzwappen mit Kummetfigur
Der Heraldiker Christian Samuel Theodor Bernd führt 1849 aus, dass die Familien von Herberstein und van de Heede Kummetfiguren im Wappen führen:
„(..) ein gol(denes) Kummet im W(appen) d(er) Herberstein (..); 3 sil(berne) dem schwarzen Linkbalken aufgelegt in Golde (..) b(ei) v(an) (de) Heede;“
Auch Otto Titan von Hefner und Maximilian Gritzner führen 1861 und 1889 das Wappen Herberstein als Referenzwappen an; gleichzeitig machen sie auf die besondere Kummetform im redenden Herb Chomąto (‚Wappen Chomanto‘), Polen aufmerksam:
„Kummet: g(olden) in R(ot): Gutenhag, später Herberstein, Steiermark (..); polnisches schräggestellt s(ilbern) in R(ot): Chomanto, Polen (..)“
„Das Kummet (Tafel XXX. Figur 20. 21.) für Lastenpferde kommt in Wappen nur einmal in einem Felde des Wappens des Grafen von Herberstein (Figur 20.) hier irrtümlich als „Mütze“ blasoniert, aber auch in anderer Form (Figur 21.) vor.“
Das goldene, liegende Pfedekummet auf rotem Grund im Wappen derer von Herberstein ist dem Wappen der Familie Hag auf Gutenhag entnommen. Anna, Tochter des letzten Hag verehelichte sich 1379 mit Heinrich von Herberstein.
„Der Originalwortlaut des Wappenbriefes, Hag betreffend, ist: „Ain schilt von Keel mit ainem Khundt von golde in har gebunden von Zobl, auf dem Helm ain Kunt von demselben gecrönte von Gold vnd auff der cron ain Pusch von Zobl“. "Keel" ist eine alte Bezeichnung für rotes Fell, eine besonders edle Umsetzung der Tinktur "Rot", "Khundt" meint Kummet, und "Zobl" steht für "Schwarz", ebenfalls eine Umsetzung der heraldischen Farbe Schwarz in eine Fellform. "in har gebunden von Zobl" bedeutet, daß der Lederbezug des Kummets mit schwarzem Faden, naheliegend also Roßhaar, vernäht ist.“
Silbernes, golden verziertes Kummet im Wappen von Bröckel[6]
Oben links: Pferdegeschirr/Kumt (Wappen Todesfelde)
Zwei Kummetteile (Jepua, Finnland)[7]
(Engerdal, Schweden)
Kummet als Nebenfigur
Ein Kummet erscheint teilweise als Nebenfigur, die von einem Wappentier (Pferd, Stier etc.) oder einer anderen Hauptfigur in irgendeiner Form „getragen“ wird. Beispielsweise wird im Familienwappen Neumair, Nürnberg (Melchior Neumair kam 1548 „von der minderen Gesellschaft in den neuen Rath“ zu Augsburg) in Gold ein schreitendes silbernes Pferd mit schwarzem Zaumzeug und silbern-vorgestoßenem, schwarzem Kummet dargestellt.
Symbolik
Die Verwendung des Kummets als Motiv verweist außerhalb der Heraldik auf die Wichtigkeit und die Verbundenheit der Land- und Pferdewirtschaft mit den Menschen einer Region.
Kummet in Zunftwappen/-zeichen
Das Kummet symbolisiert gelegentlich das Handwerk der „Sattlermeister“, der „Großfuhrwerksbesitzer“ oder ähnliches und kann beispielsweise mit anderen Motiven kombiniert in Zunftzeichen/-wappen erscheinen.
Wappenbilderordnung
- Die Kummetfigur wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. 9553 aufgenommen.
Weblinks
- Kummet, (Wikipedia)
Lemma Kummet. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1960 (woerterbuchnetz.de).
Einzelnachweise
- ↑ Kummet. (17. August 2013). Mittelalter-Lexikon. Abgerufen am 18. Juni 2020, 21:04.
- ↑ Bernd, Christian Samuel Theodor: Die Hauptstücke der Wappenwissenschaft: Die allgemeine Wappenwissenschaft in Lehre und Anwendung: nach ihren Grundsätzen in Europas Ländern aus den Quellen dargestellt, und mit Tausenden von Beispielen wirklicher Wappen aus jenen Ländern (..). Band 2. Bonn, 1849. (Google). S. 242
- ↑ Hefner, Otto Titan von: Handbuch der theoretischen und praktischen Heraldik. Weißenburg, Nordgau. 1861. S. 100 (Google)
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 143. Tafel 30.
- ↑ Bernhard Peter: Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1645. St. Johann bei Herberstein (Steiermark, Österreich). Internet. Abgerufen am 20. Juli 2012.
- ↑ Wappenbeschreibung: „In Gold ein verbreiteter blauer Pfahl, belegt mit silbernem, golden verzierten Kummet, begleitet rechts von grünem Schilffskolben, links von grüner Ähre.“
- ↑ Wappenbeschreibung: „In Rot zwei goldene zusammengebundene Kummetteile.“