Pferdlöwe

„Pferdlöwe“
	Wappen derer von Velpe im Wappenbuch des Westfälischen Adels von 1903

In der Frühzeit des Wappenwesens ist eine spezielle Wappenfigur, die eigens zur Darstellung eines Pferdlöwen verwendet wird, nicht gebräuchlich.

Der Pferdlöwe (auch „Pferd-Löwe“, „oberer Teil Pferd, unterer Teil Löwe“, als Variante „Löwe mit Pferd(e)kopf“, „Fabeltier mit Pferd(e)kopf und Löwenleib“ sowie irreführend „Löwenpferd“ oder ähnlich genannt; englisch lion the upper half in form of a horse, horse-headed lion oder ähnlich) ist in der Heraldik eine seltene gemeine Figur.

Darstellung

Die Figur Pferdlöwe ist einem Mischwesen (Chimäre) mit dem Vorderteil (Kopf/Oberkörper) eines Pferdes und dem Hinterteil (Unterkörper) eines Löwen nachempfunden. Sie ist für die Frühzeit der Heraldik als Motiv nicht überliefert. Nach Max von Spießen führte das westfälische Adelsgeschlecht derer von Velpe im Wappenschild ein „rechtsgewendetes rotes Fabeltier mit Pferdekopf und Löwenleib“ und auf dem Helm mit rot-silbernen Wulst das „Tier wachsend zwischen einem (rechts) weißen und einem roten Flügel“.^[1] In Bezug auf die Quelle gibt er das Archiv des Hauses Brinke an, wobei er jedoch keine Angaben darüber macht, ab welchem Zeitpunkt dieses Wappen geführt wurde und wer es verliehen hat.

Da die Pferdlöwenfigur selten ist, gibt es keine expliziten heraldischen Vorgaben für sie, außer jene, die für die Wappentiere Pferd beziehungsweise Löwe allgemein gelten. Die Farbgebung des Motivs, die Bewehrung, die Körperstellung und so weiter erfolgen nach den heraldischen Regeln.

Abgrenzung („Pferdlöwe“ versus „Löwenpferd“)

Die Ausdrücke „Pferdlöwe“ und „Löwenpferd“ (oder ähnlich) sind nicht Teil einer wohldefinierten heraldischen Terminologie, sondern sind einem pragmatischen Sprachgebrauch im Umgang mit dieser besonderen Wappenfigur geschuldet. In Wappenbeschreibungen sollte man die Figuren gemeinhin genauer blasonieren (zum Beispiel: „die obere Hälfte eines Pferdes, die untere eines Löwen“). Folgt man einigen historischen Benennungen für seltene Wappenfiguren, kann man die beiden phantastischen Wappentiere vage und ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder Konsistenz beispielsweise folgendermaßen voneinander abgrenzen:

Der Pferdlöwe besitzt einen Pferdkopf/Pferdoberkörper mit Löwenunterkörper und unterscheidet sich vom Löwenpferd, welches sich genau andersherum aus einem Löwenkopf/Löwenoberkörper mit Pferdeunterkörper zusammensetzt.

Wappenbilderordnung

Beim Verfassen des Beitrags ist nicht bekannt, ob die Figur Pferdlöwe in die aktuelle Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) aufgenommen wurde. In der Wappenbilderordnung (1990-1996) ist sie nicht gelistet.^[2]

Siehe auch

Einzelnachweise

↑ Max von Spießen: Wappenbuch des Westfälischen Adels, Band 1, Görlitz 1901–1903, S. 51; Band 2, Görlitz 1903, Tafel 123
↑ Vgl. Jürgen Arndt und Werner Seeger (Bearbeiter): Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo. Zit.: WBO - General-Index. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. B). Band II. Bauer & Raspe, Inh. Manfred Dreiss, Neustadt an der Aisch 1990, ISBN 3-87947-100-2 (393 S., zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner; Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).

[max-1] Max von Spießen: Wappenbuch des Westfälischen Adels, Band 1, Görlitz 1901–1903, S. 51; Band 2, Görlitz 1903, Tafel 123

[2] Vgl. Jürgen Arndt und Werner Seeger (Bearbeiter): Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo. Zit.: WBO - General-Index. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. B). Band II. Bauer & Raspe, Inh. Manfred Dreiss, Neustadt an der Aisch 1990, ISBN 3-87947-100-2 (393 S., zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner; Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).

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[2]