Tannenschnitt
Der Tannenschnitt ist in der Heraldik Oberbegriff für Wappenschnitte beziehungsweise Schildteilungen, die in Form von tannen- oder tannenzweigähnlichen Begrenzungslinien erscheinen.
Bei der Anwenfung eines Tannenschnitts wird zum Beispiel eine Wappenfläche in zwei Felder geteilt oder gespalten, wobei die Teilungs- oder Spaltungslinie nach rechts, links, oben, unten etc. gewöhnlich inverssymetrisch entweder tannenförmig oder tannenzweigförmig ausgebogen sind. Zwei spezifische Ausprägungen des Tannenschnitts sind in der Wappenkunst bevorzugt als Heroldsbilder gebräuchlich:
- der Tannenreisschnitt
- der Tannengipfelschnitt
Diese werden in der Literatur und in Wappenbeschreibungen nicht einheitlich verwendet. Die Tinktur des Wappenschnitts erfolgt nach den heraldischen Regeln, wobei die Farbkombinationen Grün-Silber und Grün-Gold bevorzugt verwendet werden.
Tannenreisschnitt
Bei dieser Tannenschnittvariante werden kurze stilisierte Tannenzweige neben einander gestellt. Bei guter Wappenzeichnung entsteht eine identische Zeichnung in dem Freiraum der Zweige in gekehrter Form, aber mit anderer Tinktur, so dass es einen Schnitt ergibt. Diese Schnittvariante trat in Finnland nach 1949 in der Heraldik auf und hat hier auch eine größere Verbreitung. Er wird richtiger Weise mit Tannenreisschnitt bezeichnet (manchmal auch Tannenreisigschnitt genannt).
im Tannenreisschnitt gespalten (Gemeinde Laekvere, Estland)
Gespalten und im Tannenreisschnitt geteilt (Wappen Varpaisjärvi, Finnland)
Durch Tannenreisschnitt abgeteiltes Schildhaupt (Wappen Heinersdorf an der Tafelfichte)
Tannengipfelschnitt
Bei der zweiten Variante werden Tannenbaumspitzen in ihrer stilisierten Form ebenfalls nebeneinander gestellt und damit ein Wappenschnitt erzeugt. In der Beschreibung wird der Schnitt oft mit Tannenwipfelschnitt oder Tannengipfelschnitt blasoniert. Die Höhe der Tannenspitzen und die Anzahl der Seitenzweige ist nur für ein gutes Wappenbild von Bedeutung und erfährt in der Beschreibung selten Beachtung.
grün-silberner Tannenschnitt im Wappen von Burgwald
Kirchheim: In Grün unter Tannenschnitt eine Doppellinie mit Trennungsstreifen. Diese stellt eine Autobahn in stilisierter Form dar.
In Gold über einem siebenzackigen, grünen Tannenschnittfuß ... mit einem sechsstrahligen silbernen Schneekristall belegt (Willingen)
Der Tannenschnitt soll die Ortsteile von Rubow sowie den Waldreichtum der Umgebung symbolisieren
Wappen der Gemeinde Kohlschwarz, Österreich
Fichtengipfelschnitt
Im Wappen von Līgatne/Ligat steht das gleiche Heroldsbild, was oben als Tanngengipfelschnitt beschrieben wurde, sinnbildlich für die vielen Fichten und Fichtenwälder, die in der Umgebung der lettischen Stadt vorkommen (vgl.: Līgatnes ģerbonis); der Schnitt könnte in diesem Fall auch als „Fichtengipfelschnitt“ angezeigt werden.
Siehe auch
Weblinks
- Commons: Tannenreisschnitt in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Commons: Tannengipfelschnitt in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Literatur
- Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 391 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Tannenschnitt “ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 08. Januar 2012 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine &action=history Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.