Birnbaum (Heraldik)

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Birnenbaum
 
in der Natur
 
in der Heraldik
(1889: nach Siebmacher)
1549: Birnenbaum im großen Wappen von PirnaW-Logo.png (Poster zum Stadtfest von 1983)

Der Birnbaum (auch Birnenbaum; frz.: poirier; engl.: pear-tree) sowie alle Teile eines Birnenbaums (Birne, Ast/Zweig des Birnenbaums und so weiter) erscheinen als Wappenfiguren in vielfältiger Weise im Wappenwesen und sind gewöhnlich gemeine Figuren.

Geschichte

Alle Motive rund um den Birnenbaum beziehungsweise im Zusammenhang mit der Birne sind in der Frühzeit des Wappenwesen nicht als Wappenfiguren gebräuchlich. Sie finden ihren Einzug in der Wappenkultur vermutlich erst im Zeitalter des Renaissance-Humanismus (15./16. Jahrhundert) beziehungsweise später. Tiefergehende Forschungen zum ersten Auftauchen von Birnenbaum, Birnenzweig, Birne und so weiter im Wappenwesen stehen noch aus.

Darstellung

Die Figuren rund um die Birne sind in einem weiten Sinn den Pflanzen der Pflanzengattung Birne (lat.: pyrus) nachempfunden, wobei das Wappenwesen weder bei der Blasonierung noch in der heraldisch-stilisierten Darstellung zwischen den ca. 5000 biologischen Birnensorten biologisch exakt differenziert. Grundsätzlich sollten spezielle Birnenarten/-sorten dann gemeldet werden, wenn sie tatsächlich heraldisch oder darstellerisch relevant sind beziehungsweise die Wappenführenden/-stifter diese als wesentlich für ihr Wappens bestimmen.

Birnenbaum

Der Birnenbaum wird in der Heraldik dargestellt:

  • entweder als Birnenastwerk/Birnenbäumchen mit Blättern und Früchten (deren Anzahl gemeldet werden kann)
  • oder als Birnenbaum mit geschlossener Krone mit einer unbestimmten Anzahl von Früchten

Unabhängig davon, ob die gemeine Figur Birnenbaum mit einer bestimmen oder unbestimmten Anzahl von Früchten („Birnen“), Blättern, Blüten im Wappen erscheint, sollten die charakteristischen, artbestimmenden Merkmale des Baumes wappengerecht stilisiert sein (zum Beispiel mit übernatürlichen großen Früchten und Blüten, diese in abstechenden heraldischen Farbkontrast, das Ast-/Zweig und Laubwerk symmetrisch und so weiter). Wird der Birnenbaum am Spalt halbiert und mit einem anderen Baum kombiniert, so ist dies stets zu melden.

„Der Birnbaum (Tafel XXIII. Figur 58.): (kennzeichnet sich ..) durch die bekannte Form (der) Früchte, ohne welche (er) niemals (vorkommt), ebenso (sind) daran (seine) Zweige (..) und (seine) Früchte selbst (Figur .. 59.) leicht zu erkennen.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[1]

Birnenbäume können in allen heraldischen Farben erscheinen, wobei eine Grün-Tinktur mit gelben Früchten besonders gebräuchlich ist. Kleinere Farbverstöße gegen heraldische Farbregeln (z. B.: „grüner Birnenbaum mit roten Birnen“, „silberner Birnenbaum mit goldenen Birnen“) gelten als erlaubte und vernachlässigbare Ausnahme vom allgemeinen heraldischen Farbkodex. Besondere Farbgebungen (zum Beispiel „Birnen Rot-Gelb geteilt“) sind zu melden.

Birne

Birne
 
in der Natur
(Kultur-Birne)
 
in der Heraldik
(Schildhaupt, ausgezogen zu einer Birne mit zwei Blättern; Wappen Hruška)

Die gemeine Figur Birne (frz.: poire; engl.: pear) ist den gleichnamigen reifen Früchten der kultivierten Birnenbäume (Kultur-BirneW-Logo.png) nachempfunden. Sie erscheint gewöhnlich birnenförmigW-Logo.png mit einem kurzen Stiel und ein, zwei Blättern daran, selten mit kleinen (vertrockneten) Kelchblättern an der Unterseite, die manchmal mißverständlich als Butzen gemeldet werden.

Die genaue heraldische Ausprägung der Birne kann in der Wappenbeschreibung erwähnt werden, zum Beispiel: mit Stiel / gestielt (frz.: tigé; engl.: stalked, with stalk), ohne Stiel (frz.: démanché sans tige; engl.: stalkless), mit Blättern (frz.: feuillé; engl.: leaved) oder ähnlich.

Alle Teile der Birne können unterschiedliche tingiert sein. Unterschiedliche Tinkturen sind zwingend zu melden (zum Beispiel: „rote Birne an grünem Stiel“). Bevorzugt wird die gemeine Figur Birne in Gold, Silber, Rot oder Grün dargestellt, jedoch sind alle anderen heraldischen Farben ebenfalls gebräuchlich.

Die „normale“ Stellung der Birne ist in der heraldischen Literatur nicht wohldefiniert beziehungsweise nicht einheitlich festgelegt. Um Mißverständisse zu vermeiden, kann die genaue Stellung der Birne gemeldet werden:

  • „aufrecht“ oder „mit abwärts gekehrtem Stiel“ bedeutet, daß Birnenstiel und gegebenenfalls das Laubwerk unter der Birne erscheinen und dieselbe (mit den möglichen Kelchblättern) zum oberen Schild-/Feldrand zeigt;
  • „hängend“ oder „sinkend“ bedeutet, daß Stiel und gegebenenfalls das Laubwerk oberhalb der Birne erscheinen und dieselbe (mit den möglichen Kelchblättern) zum unteren Schild-/Feldrand zeigt.

Birnen erscheinen in Wappen gewöhnlich in Ein-, Zwei- oder Dreizahl, seltener in Vier- oder Mehrzahl. Birnen in Dreizahl werden teilweise 2:1 gestellt, erscheinen aber auch 1:2, pfahlweise oder balkenweise.

Birne als Nebenfigur

Die Birne erscheint in einigen Wappen als Nebenfigur, teils gemeinsam mit einem Apfel an einem einzigen oder zwei miteinander kombinierten Ästen/Zweigen hängend, teils als Dekoration (zu, Beispiel eines Füllhorns), teils von einer anderen Figur in Hand/Pranke/Huf gehalten.

Dörrbirne

Auch die Dörrbirne (auch Hutzel, gedörrte Birne oder ähnlich genannt) ist im Wappenwesen eine gemeine Figur (vgl. zum Beispiel das Wappen von Ohmenhausen).

Birnbaum als Helmzier (Wappen von Pirna)

Ein Birnbaum mit am Stamm abgestümmelten Ästen findet sich sowohl im Schild wie in der Helmzier des großen Wappens der Stadt PirnaW-Logo.png (bzw. nur im Schild beim kleinen Wappen):

Birnbaum auf dem Walser Feld

Das Naturdenkmal Birnbaum auf dem Walser FeldW-Logo.png erscheint im Gemeindewappen von Wals-Siezenheim (Blason: „ein natürlicher, grüner, gelbbefruchteter Birnbaum“).

Wappenbilderordnung

Weblinks

Literatur

  • Walter Leonhard: Das große Buch der Wappenkunst. Verlag Georg D. W. Callwey, München 2001, ISBN 3-8289-0768-7.

Einzelnachweise

  1. Nicht wörtlich zitiert nach: J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 105