Greifenlöwe

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(Ungeflügelter) Greifenlöwe
 
1889: Aufriss nach Siebmacher
(nachträglich koloriert)
 
1483: im Wappen der Herren von Anrow (nach Grünenbergs Wappenbuch, Berliner Hs.)

Das Wappentier (ungeflügelter) Greifenlöwe (französisch lion à deux têtes griffon; englisch lion with griffin head) ist in der Heraldik eine seltene gemeine Figur.

Darstellung

Der Greifenlöwe ist ein Mischwesen, das sich an die gemeine Figur Greif anlehnt. Im Gegensatz zum Greifen besitzt der Greifenlöwe aber keine Flügel. Die heraldischen Vorgaben (Körperstellung etc.) für die gemeine Figur Greif gelten allgemein auch für den Greifenlöwen. Die Farbgebung des Motivs ist meist Rot, Silber oder Gold wobei die Bewehrung oft anders tingiert ist. Er kommt aber auch in anderen heraldischen Farben vor.

Ungeflügelte Greifen (Tafel XXI. Figur 39. hier mit Kopf gekrönt und anders gefärbt): unterscheiden sich vom Adlerlöwen (Tafel XXI. Figur 38.) nur dadurch, dass Letztere Löwenkrallen an den Vorderpranken haben, jene aber Vogelkrallen.“

Frei zitiert nach Siebmacher/Gritzner (1889)[1]

Verbreitung

Die Figur Greifenlöwe ist vor allem in Bayern in Anlehnung an das Wappen der Welfen bzw. an welfische Klöster gebräuchlich.

Wappengeschichte Amtliche Wappenbeschreibung (Blason) Wappen

„Der Greifenlöwe (Löwe mit Greifenkopf) ist das älteste apokryphe Wappen der Welfen und erinnert daran, dass das Gemeindegebiet (von SchwabbruckW-Logo.png -- Anm. der Red.) im Hochmittelalter zum welfischen Besitzkomplex am Lechrain gehörte. Der Greifenlöwe findet sich auch in einigen Wappendarstellungen des Benediktinerstifts St. Mang in Füssen, das die Niedergerichtsherrschaft in Schwabbruck ausübte.“

Haus der bayerischen Geschichte, Emma Mages[2]
„Gespalten von Rot und Silber, darin ein Greifenlöwe in verwechselten Farben.“[2]

Wappenführung seit 1984
Schwabbruck

„Im Mittelpunkt des Wappens steht das Wahrzeichen der Gemeinde, die um 1180/1220 erbaute romanische Basilika von AltenstadtW-Logo.png. Sie gehört zu den bedeutendsten romanischen Bauwerken in Bayern. Um das Wappen deutlich von anderen ähnlichen Wappen mit Kirchen zu unterscheiden, wurde der welfische Löwe in Form des Greifenlöwen (Löwe mit Greifenkopf) wachsend hinter dem Langhaus der Kirche als Beizeichen hinzugefügt. Den Greifenlöwen zeigen auch die ältesten Wappendarstellungen des welfischen Hausklosters Steingaden, das bis zur Säkularisation 1803 im Gemeindegebiet begütert war. In der Tingierung wurden die welfischen Farben Silber (Weiß) und Rot aufgenommen.“

Haus der bayerischen Geschichte, Emma Mages[3]
„Rot die silberne Basilika von Altenstadt mit goldenen Dächern, hinter dem Langhaus aufwachsend ein golden bewehrter silberner Greifenlöwe.“[3]

Wappenführung seit 1957
Altenstadt Oberbayern

„Der Rost im vorderen Feld des Wappens (von IngenriedW-Logo.png) ist das Attribut des heiligen Laurentius, des Reichsheiligen der Karolinger. Der Rost erinnert damit an die frühe Rodungs- und Siedlungstätigkeit zur Zeit der Karolinger (Sachsensiedlung). Der heilige Laurentius wird auch mit der im Jahr 955 auf dem Lechfeld geschlagenen Schlacht gegen die Ungarn in Verbindung gebracht, die sich bis in die Gegend von Ingenried auswirkte. Der heilige Laurentius gilt deshalb auch als Schutzpatron der Gemeinde gegen alle äußeren Gefahren. Der Löwe mit dem Greifenkopf erinnert an die über 600-jährige enge historische Verbindung zum Prämonstratenserkloster Steingaden. Die Rodungssiedlung Ingenried wurde schon 1156 von Papst Hadrian IV. als Klosterbesitz bestätigt. Die Anwesen unterstanden bis zum Übergang an das Kloster St. Mang in Füssen im Jahr 1785 der Steingadener Grundherrschaft. Der Greifenlöwe wurde 1441 in das Abteiwappen aufgenommen und gilt als ältestes Wappenbild der Welfen, die 1147 das Kloster Steingaden stifteten.“

Haus der bayerischen Geschichte, Emma Mages[4]
„Gespalten von Silber und Rot; vorne ein senkrecht gestellter blauer Rost, hinten ein silberner Greifenlöwe.“[4]

Wappenführung seit 1977
Ingenried

„Das Wappen (von SteingadenW-Logo.png) knüpft an die Entstehung des Ortes und die frühe Geschichte an. Der Löwe mit dem Greifenkopf gilt als ältestes Wappenbild der Welfen, die im oberen Lechgebiet reich begütert waren und als bayerische Herzöge und Stifter des Prämonstratenserklosters Steingaden (1147) einen engen Bezug zum Gemeindegebiet hatten. Der Greifenlöwe wurde als apokryphes Stifterwappen 1441 auch in das Abteiwappen aufgenommen. Der auf Quadersteinen stehende Turm („Gaden aus Stein“) ergibt ein für den Gemeindenamen redendes Bild; ein solches Steinbauwerk, vielleicht ein römischer Wachturm, hat vermutlich einst wirklich existiert und dem Ort den Namen gegeben. Auch der Turm ist seit dem 16. Jahrhundert Bestandteil des Klosterwappens von Steingaden. Die Gemeinde Steingaden erhielt das Wappen in zeitlicher Nähe zu ihrer Neubildung aus den Gemeinden Urspring, Fronreiten und Lauterbach am 1. April 1939.“

Haus der bayerischen Geschichte, Emma Mages[5]
„Gespalten; vorne in Rot ein silberner linkshin schreitender Greifenlöwe, hinten in Silber ein roter, auf drei Quadersteinen stehender Turm.“[5]

Wappenführung seit 1939
Steingaden

„Die bayerischen Rauten in der eingeschweiften Spitze (im Wappen des Landkreises Garmisch-PartenkirchenW-Logo.png) erinnern an die alte Landeshoheit der wittelsbachischen Herzöge im Gebiet um Ettal, Ohlstadt und Murnau. Der Greifenlöwe, das heraldische Zeichen der Welfen, wie es im Klosterwappen von Steingaden überliefert ist, weist darauf hin, dass dieses Dynastengeschlecht im Hochmittelalter im Kreisgebiet reich begütert und vor dem Bischof von Freising die dominierende Herrschaft war. Der Mohrenkopf, das Freisinger Wappenbild, versinnbildlicht die vom 13. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts andauernde Zugehörigkeit der Grafschaft Werdenfels zum Hochstift Freising. Durch die Gebietsreform von 1972 vergrößerte sich der auf das 1803 errichtete Landgericht Werdenfels zurückgehende Landkreis Garmisch-Partenkirchen durch die Angliederung einiger bis dahin zu Weilheim und Schongau gehörender Gemeinden im Norden. Das Wappen von 1962 wurde 1972 unverändert wieder angenommen, da die heraldische Botschaft weiterhin sachlich begründet war.“

Haus der bayerischen Geschichte, Emma Mages[6]
„Über gekürzter und eingeschweifter Spitze, darin die bayerischen Rauten, gespalten von Silber und Gold; vorne ein links gewendeter roter Greifenlöwe, hinten ein rot gekrönter Mohrenkopf mit rotem Ohrring.“[6]

Wappenführung seit 1962, erneuert 1972
Landkreis Garmisch Partenkirchen

„Das Gemeindegebiet von JengenW-Logo.png gehörte zum Hochstift Augsburg. Daran erinnert die Spaltung von Silber und Rot aus dem alten Hochstiftswappen. Wichtige Grundherren im Gemeindegebiet waren das Spital und das Franziskanerinnenkloster der Reichsstadt Kaufbeuren sowie das Kloster Steingaden. Dargestellt werden diese historischen Beziehungen durch den halben Adler aus dem Wappen der Stadt Kaufbeuren und den Greifenlöwen aus dem Wappen des Klosters Steingaden.“

Haus der bayerischen Geschichte, Stephanie Heyl[7]
„Gespalten von Silber und Rot; vorne am Spalt ein rot bewehrter halber schwarzer Adler, hinten ein linksgewendeter goldener Greifenlöwe.“[7]

Wappenführung seit 1985
Jengen

„Der Greifenlöwe (Löwe mit Greifenkopf) (im Wappen von PremW-Logo.png) ist das älteste apokryphe Wappen der Welfen und findet sich auch in den ältesten Wappendarstellungen des welfischen Hausklosters Steingaden. Hier verweist der Greifenlöwe auf die engen Beziehungen zum Kloster Steingaden, das bis zur Säkularisation 1803 im Gemeindegebiet begütert war. Die Flößerstange versinnbildlicht die früher auf dem Lech intensiv betriebene Flößerei. Der mit Rauten besetzte Balken und die untere Schildhälfte mit dem Lorbeerbaum und den zwei Sternen sind aus dem Wappen von Johann Georg von Lori, dem Mitbegründer der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, übernommen, der 1723 in Gründl bei Prem geboren wurde. Die Sterne beziehen sich zugleich auf das alte Marienpatrozinium der Pfarrkirche St. Michael von Prem.“

Haus der bayerischen Geschichte, Emma Mages[8]
„Geteilt durch einen schmalen blauen Balken, der mit drei liegenden silbernen Rauten belegt ist, von Silber und Gold; oben ein wachsender roter Greifenlöwe mit einer senkrechten Flößerstange in den Pranken; unten auf grünem Boden ein grüner Lorbeerbaum, beiderseits je ein fünfstrahliger blauer Stern.“[8]

Wappenführung seit 1967
Prem

„Der Greifenlöwe (Löwe mit Greifenkopf) (im Wappen von SaulgrubW-Logo.png) ist das älteste apokryphe Wappen der Welfen und verweist in geminderter Form darauf, dass das Gemeindegebiet im Hochmittelalter zum welfischen Besitzkomplex im Ammergau gehörte. In der Schildtingierung werden die Farben der Wittelsbacher, Silber und Blau, aufgenommen. Damit wird daran erinnert, dass die welfischen Güter über die so genannte konradinische Erbschaft 1268 an das bayerische Herzogshaus gelangten. Saulgrub gehörte 1330 zur Erstausstattung des 1332 von Kaiser Ludwig dem Bayern gegründeten Klosters Ettal und unterstand bis zur Säkularisation 1803 dem Klostergericht Ettal (Gericht Ammergau, Hofmad Soyen).“

Haus der bayerischen Geschichte, Emma Mages[9]
„Unter von Silber und Blau geteiltem Schildhaupt in Silber ein wachsender roter Greifenlöwe.“[9]

Wappenführung seit 1968
Saulgrub

„Der Ort WiedergeltingenW-Logo.png war im 12. Jahrhundert im Besitz der Welfen. Mauerreste im Gemeindegebiet zeugen ihrer ehemaligen Burg. Herzog Welf VI. hielt sich hier nachweislich auf. Um 1147 gründeten sie das Prämonstratenserkloster Steingaden. Zum Stiftungsgut gehörten auch welfische Güter in Wiedergeltingen. Bis zur Säkularisation 1803 war das Kloster im Besitz der kirchlichen und gerichtlichen Rechte. Der Löwe im Gemeindewappen ist der welfische Greifenlöwe mit Schnabel und Krallenfüßen. Er ist auch im Stifterwappen in Steingaden aus dem Jahr 1441 zu sehen. Im eigentlichen Stiftswappen standen ein Turm auf drei Quadern, redend für den Ortsnamen Steingaden, der 'befestigtes Turmhaus' bedeutet. Die Farben Rot und Silber sind nach neueren Erkenntnissen die Farben des welfischen Stammwappens.“

Haus der bayerischen Geschichte, Stephanie Heyl[10]
„In Silber ein aus drei, eins zu zwei gestellten roten Quadersteinen aufwachsender roter Greifenlöwe.“[10]

Wappenführung seit 1953
Wiedergeltingen
Offizielle Wappenführung der Gemeinde ErpftingW-Logo.png seit 1955 bis zur Gemeindegebietsreform 1978;[11] danach ist die Gemeinde ein Stadtteil von Landsberg am Lech. Davon unabhängig wird das Wappen auf der Webseite des Stadtteils bis heute (Stand 2023) gezeigt. „Über von Rot und Silber geteiltem Schildfuß in Silber ein wachsender roter Greifenlöwe, der mit beiden Tatzen einen roten Schlüssel hält.“[11]
Erpfting
Ähnliche gemeine Figuren
 
Adlerlöwe
(nach Siebmacher)
 
Geflügelter Löwe (Wappen von Gießen)

Abgrenzung

  • Zu beachten ist, daß der ungeflügelte Greifenlöwe und der Adlerlöwe zwei verschiedene gemeine Figuren sind. Während der ungeflügelte Greifenlöwe meist Greifenohren, vorne zwei Adlerfüße und hinten zwei Löwenbeine besitzt, hat der Adlerlöwe vier Löwenbeine und keine Ohren.
  • In Klemens Stadlers „Deutsche Wappen“ wurde der geflügelte Löwe im Stadtwappen von Gießen irrtümlich als „Greifenlöwe“ bezeichnet.

Greifenlöwe von Jelling

Die Runensteine von JellingW-Logo.png, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören, entstanden Mitte bis Ende des 10. Jahrhunderts. Auf ihnen befindet sich unter anderem die Darstellung eines Kampfes zwischen Löwe und Schlange. Dieses Motiv ist die Vorlage für ein Wappen der dänischen Gemeinde Jelling, in dem ein Greifenlöwe als gemeine Figur erscheint. Im Gegensatz zu anderen Greifenlöwen besitzt der Greifenlöwe von Jelling in Anlehnung an das Runensteinoriginal vier gleichartige Beine.

 
Original
 
Das große Tier von Jelling
 
Wappen von Jelling (1977)

Wappenbilderordnung

Der Greifenlöwe wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. 6453 aufgenommen, erscheint dort allerdings zweiköpfig.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 98. Tafel 21. Figur 39. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.
  2. 2,0 2,1 Eintrag zum Wappen von Schwabbruck in der Datenbank des Hauses der Bayerischen GeschichteW-Logo.png . Internet. Abgerufen: 30. Mai 2016
  3. 3,0 3,1 Eintrag zum Wappen von Altenstadt Oberbayern in der Datenbank des Hauses der Bayerischen GeschichteW-Logo.png . Internet. Abgerufen: 30. Mai 2016
  4. 4,0 4,1 Eintrag zum Wappen von Ingenried in der Datenbank des Hauses der Bayerischen GeschichteW-Logo.png . Internet. Abgerufen: 30. Mai 2016
  5. 5,0 5,1 Eintrag zum Wappen von Steingaden in der Datenbank des Hauses der Bayerischen GeschichteW-Logo.png . Internet. Abgerufen: 30. Mai 2016
  6. 6,0 6,1 Eintrag zum Wappen des Landkreises Garmisch Partenkirchen in der Datenbank des Hauses der Bayerischen GeschichteW-Logo.png . Internet. Abgerufen: 30. Mai 2016
  7. 7,0 7,1 Eintrag zum Wappen von Jengen in der Datenbank des Hauses der Bayerischen GeschichteW-Logo.png . Internet. Abgerufen: 30. Mai 2016
  8. 8,0 8,1 Eintrag zum Wappen von Prem in der Datenbank des Hauses der Bayerischen GeschichteW-Logo.png . Internet. Abgerufen: 30. Mai 2016
  9. 9,0 9,1 Eintrag zum Wappen von Saulgrub in der Datenbank des Hauses der Bayerischen GeschichteW-Logo.png . Internet. Abgerufen: 30. Mai 2016
  10. 10,0 10,1 Eintrag zum Wappen von Wiedergeltingen in der Datenbank des Hauses der Bayerischen GeschichteW-Logo.png . Internet. Abgerufen: 30. Mai 2016
  11. 11,0 11,1 Amtliche Beschreibung; ministerielle Zustimmung durch Entschließung vom 23. März 1955, Aktenzeichen I B 1 – 3000 – 29 E/2; nach Klemens Stadler: Neue Wappen und Fahnen oberbayerischer Gemeinden. In: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte. Jg. 80, 1955, S. 121 f.