Greifenlöwe
Das Wappentier (ungeflügelter) Greifenlöwe (französisch lion à deux têtes griffon; englisch lion with griffin head) ist in der Heraldik eine seltene gemeine Figur.
Darstellung
Der Greifenlöwe ist ein Mischwesen, das sich an die gemeine Figur Greif anlehnt. Im Gegensatz zum Greifen besitzt der Greifenlöwe aber keine Flügel. Die heraldischen Vorgaben (Körperstellung etc.) für die gemeine Figur Greif gelten allgemein auch für den Greifenlöwen. Die Farbgebung des Motivs ist meist Rot, Silber oder Gold wobei die Bewehrung oft anders tingiert ist. Er kommt aber auch in anderen heraldischen Farben vor.
„Ungeflügelte Greifen (Tafel XXI. Figur 39. hier mit Kopf gekrönt und anders gefärbt): unterscheiden sich vom Adlerlöwen (Tafel XXI. Figur 38.) nur dadurch, dass Letztere Löwenkrallen an den Vorderpranken haben, jene aber Vogelkrallen.“
Verbreitung
Die Figur Greifenlöwe ist vor allem in Bayern in Anlehnung an das Wappen der Welfen bzw. an welfische Klöster gebräuchlich.
Wappengeschichte | Amtliche Wappenbeschreibung (Blason) | Wappen |
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– Haus der bayerischen Geschichte, Emma Mages[2] |
„Gespalten von Rot und Silber, darin ein Greifenlöwe in verwechselten Farben.“[2] Wappenführung seit 1984 |
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– Haus der bayerischen Geschichte, Emma Mages[3] |
„Rot die silberne Basilika von Altenstadt mit goldenen Dächern, hinter dem Langhaus aufwachsend ein golden bewehrter silberner Greifenlöwe.“[3] Wappenführung seit 1957 |
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– Haus der bayerischen Geschichte, Emma Mages[4] |
„Gespalten von Silber und Rot; vorne ein senkrecht gestellter blauer Rost, hinten ein silberner Greifenlöwe.“[4] Wappenführung seit 1977 |
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– Haus der bayerischen Geschichte, Emma Mages[5] |
„Gespalten; vorne in Rot ein silberner linkshin schreitender Greifenlöwe, hinten in Silber ein roter, auf drei Quadersteinen stehender Turm.“[5] Wappenführung seit 1939 |
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– Haus der bayerischen Geschichte, Emma Mages[6] |
„Über gekürzter und eingeschweifter Spitze, darin die bayerischen Rauten, gespalten von Silber und Gold; vorne ein links gewendeter roter Greifenlöwe, hinten ein rot gekrönter Mohrenkopf mit rotem Ohrring.“[6] Wappenführung seit 1962, erneuert 1972 |
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– Haus der bayerischen Geschichte, Stephanie Heyl[7] |
„Gespalten von Silber und Rot; vorne am Spalt ein rot bewehrter halber schwarzer Adler, hinten ein linksgewendeter goldener Greifenlöwe.“[7] Wappenführung seit 1985 |
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– Haus der bayerischen Geschichte, Emma Mages[8] |
„Geteilt durch einen schmalen blauen Balken, der mit drei liegenden silbernen Rauten belegt ist, von Silber und Gold; oben ein wachsender roter Greifenlöwe mit einer senkrechten Flößerstange in den Pranken; unten auf grünem Boden ein grüner Lorbeerbaum, beiderseits je ein fünfstrahliger blauer Stern.“[8] Wappenführung seit 1967 |
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– Haus der bayerischen Geschichte, Emma Mages[9] |
„Unter von Silber und Blau geteiltem Schildhaupt in Silber ein wachsender roter Greifenlöwe.“[9] Wappenführung seit 1968 |
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– Haus der bayerischen Geschichte, Stephanie Heyl[10] |
„In Silber ein aus drei, eins zu zwei gestellten roten Quadersteinen aufwachsender roter Greifenlöwe.“[10] Wappenführung seit 1953 |
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Offizielle Wappenführung der Gemeinde Erpfting seit 1955 bis zur Gemeindegebietsreform 1978;[11] danach ist die Gemeinde ein Stadtteil von Landsberg am Lech. Davon unabhängig wird das Wappen auf der Webseite des Stadtteils bis heute (Stand 2023) gezeigt. | „Über von Rot und Silber geteiltem Schildfuß in Silber ein wachsender roter Greifenlöwe, der mit beiden Tatzen einen roten Schlüssel hält.“[11] |
Abgrenzung
- Zu beachten ist, daß der ungeflügelte Greifenlöwe und der Adlerlöwe zwei verschiedene gemeine Figuren sind. Während der ungeflügelte Greifenlöwe meist Greifenohren, vorne zwei Adlerfüße und hinten zwei Löwenbeine besitzt, hat der Adlerlöwe vier Löwenbeine und keine Ohren.
- In Klemens Stadlers „Deutsche Wappen“ wurde der geflügelte Löwe im Stadtwappen von Gießen irrtümlich als „Greifenlöwe“ bezeichnet.
Greifenlöwe von Jelling
Die Runensteine von Jelling, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören, entstanden Mitte bis Ende des 10. Jahrhunderts. Auf ihnen befindet sich unter anderem die Darstellung eines Kampfes zwischen Löwe und Schlange. Dieses Motiv ist die Vorlage für ein Wappen der dänischen Gemeinde Jelling, in dem ein Greifenlöwe als gemeine Figur erscheint. Im Gegensatz zu anderen Greifenlöwen besitzt der Greifenlöwe von Jelling in Anlehnung an das Runensteinoriginal vier gleichartige Beine.
Wappenbilderordnung
Der Greifenlöwe wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. 6453 aufgenommen, erscheint dort allerdings zweiköpfig.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 98. Tafel 21. Figur 39. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.
- ↑ 2,0 2,1 Eintrag zum Wappen von Schwabbruck in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte . Internet. Abgerufen: 30. Mai 2016
- ↑ 3,0 3,1 Eintrag zum Wappen von Altenstadt Oberbayern in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte . Internet. Abgerufen: 30. Mai 2016
- ↑ 4,0 4,1 Eintrag zum Wappen von Ingenried in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte . Internet. Abgerufen: 30. Mai 2016
- ↑ 5,0 5,1 Eintrag zum Wappen von Steingaden in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte . Internet. Abgerufen: 30. Mai 2016
- ↑ 6,0 6,1 Eintrag zum Wappen des Landkreises Garmisch Partenkirchen in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte . Internet. Abgerufen: 30. Mai 2016
- ↑ 7,0 7,1 Eintrag zum Wappen von Jengen in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte . Internet. Abgerufen: 30. Mai 2016
- ↑ 8,0 8,1 Eintrag zum Wappen von Prem in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte . Internet. Abgerufen: 30. Mai 2016
- ↑ 9,0 9,1 Eintrag zum Wappen von Saulgrub in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte . Internet. Abgerufen: 30. Mai 2016
- ↑ 10,0 10,1 Eintrag zum Wappen von Wiedergeltingen in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte . Internet. Abgerufen: 30. Mai 2016
- ↑ 11,0 11,1 Amtliche Beschreibung; ministerielle Zustimmung durch Entschließung vom 23. März 1955, Aktenzeichen I B 1 – 3000 – 29 E/2; nach Klemens Stadler: Neue Wappen und Fahnen oberbayerischer Gemeinden. In: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte. Jg. 80, 1955, S. 121 f.