Elefantenlöwe
Gajasimha (bzw. Khotchasi) | (Gemeiner) Elefantenlöwe |
im Wappen Kambodschas) |
(1548; Wappen des Johann Greudner; nach Vigil Raber) |
Der Elefantenlöwe (auch „Löwenelefant“, „Löwe mit Elefantenkopf“, „oberer Teil Elefant, unterer Teil Löwe“ oder ähnlich genannt; englisch elephant-headed lion, lion the upper half in form of an elephant oder ähnlich) ist in der neueren Heraldik ein Schildhalter, ein Helmkleinod oder eine seltene gemeine Figur aus der Gruppe der heraldischen Fabelwesen, die in zwei Ausprägungen dargestellt wird:
- als (heraldischer/gemeiner) Elefantenlöwe
- als (asiatischer) Gajasimha (auch Gajasiha, von Sanskrit gaja+siṃha; Pali gaja+sīha) beziehungsweise als (Phaya) Khotchasi (thailändisch: คชสีห์)
Darstellung
(Gemeiner) Elefantenlöwe
Die (gemeine) Elefantenlöwenfigur ist für die Frühzeit der Heraldik als Motiv nicht überliefert. Die vermutlich älteste Darstellung einer Elefantenlöwenfigur erscheint im Wappen des Brixner Propstes Dr. Johann Greudner (Johann/Hans Greidner; † 20. Dezember 1512):
„Geteilter Schild, darin an der Teilungslinie zusammengefügt, die vordere Hälfte eines gekrönten Elefanten und die untere Hälfte eines Löwen, dessen Doppelschwanz in die obere Hälfte des Schildes geht.“
Bei Fischnaler findet sich eine Zeichnung des Wappens (Indexkarte Greidner), die er mit den Worten belegt:
„[:Greidner:]
Greudner Johann, Dr.jur. Präpos.Eccl.Brixinensis.
+. 1512, Decbr. 20.
Brixen, Grabstein im alten Friedhof, 1899“
Siebmacher bezeichnet als Standort: „Brixen (..) Grabstein in der dortigen Domkirche“ (Brixner Domkreuzgang). Nach diesen Quellen erscheint die (gemeine) Elefantenlöwenfigur als Mischwesen mit dem Oberkörper, Vorderbeinen und dem, Kopf eines Elefanten und den Hinterbeinen und dem Unterkörper eines Löwen. Da eine Elefantenlöwenfigur selten ist, gibt es keine expliziten heraldischen Vorgaben für sie (außer jene, die für die gemeinen Figuren Elefant und Löwe allgemein gelten). Die Farbgebung des Motivs und seiner Bewehrung, die Körperstellung und so weiter erfolgen nach den heraldische Regeln.
Gajasimha/Khotchasi
Eine Elefantenlöwenfigur, die einem Fabeltier aus der indisch/hinduistischen Mythologie beziehungsweise der indisch/singhalesischen bildenden Kunst nachempfunden ist, ist als solche in der Wappenbeschreibung zu melden („Gajasimha“, „Khotchasi“); sie unterscheidet sich signifikant vom „gemeinen Elefantenlöwenfigur“ und ist bevorzugt in der Heraldik südostasiatischer Länder (Kambodscha, Thailand) gebräuchlich.[3] In Siam diente sie als Kennzeichen des Kalahom-Ministeriums. Im Gegensatz zur westlichen Elefantenlöwenfigur erscheint die asiatische Variante komplett als Löwe, bei dem gewöhnlich nur der Kopf als Elefantenkopf gestaltet ist. Der asiatische Elefantenlöwe ist im Übrigen stets ornamental verziert, manchmal mit einem nahezu geometrischen Fransenfell ausgestattet oder irgendwie anders „geschmückt“.
1893: Wappen von Mysore (Staat)
Wappen von Karnataka
Elfenbein-Thronbein, Eastern Ganga dynasty
Architektonisches Motiv, Gwalior Fort, Madhya Pradesh, India
Statue, Hauptquartier des Verteidigungsministeriums, Thailand
Königliches Krematorium, König Bhumibol Adulyadej, Thailand
Wappenbilderordnung
- Eine Figur Elefantenlöwe wurde 1990-1996 nicht in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) aufgenommen.
Symbolik
Außerhalb der Heraldik symbolisiert der (asiatische) Elefantenlöwe zum Beispiel einen Beschützer der Verfassung. Für das mythische Doppelwesen wird das Narrativ aufgebaut, dass es die Eigenschaften der Einzelwesen Löwe und Elefant addiert und die Gerechtigkeit stärker aufrecht erhalten kann.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, V. Band, 11. Abteilung; Sechshundert Fünf und Achtzig bürgerliche Wappen; Verfasser: G.A. Seyler; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1920. Seite 19. Tafel 24.
- ↑ Konrad Fischnaler: Indexkarte: Greidner. Internet: wappen.tiroler-landesmuseen.at. Tiroler Wappen. Die Fischnaler Wappenkartei. Abgerufen: 01. März 2019
- ↑ Theresa Bane: Encyclopedia of beasts and monsters in myth, legend and folklore. McFarland, 2016, ISBN 978-0-7864-9505-4, S. 132.