Elefantenlöwe

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In der Frühzeit des Wappenwesens ist eine spezielle Wappenfigur, die eigens zur Darstellung eines Elefantenlöwen verwendet wird, nicht gebräuchlich.
Gajasimha (bzw. Khotchasi) (Gemeiner) Elefantenlöwe
alternative Beschreibung
(als eine Art „Schildhalter“
im Wappen Kambodschas)
Coat of arms family Johann Geudner.jpg
(1548; Wappen des Johann Greudner;
nach Vigil Raber)
(1512; Wappen des Johann Greudner;
nach Siebmacher von 1920)

Der Elefantenlöwe (auch „Löwenelefant“, „Löwe mit Elefantenkopf“, „oberer Teil Elefant, unterer Teil Löwe“ oder ähnlich genannt; englisch elephant-headed lion, lion the upper half in form of an elephant oder ähnlich) ist in der neueren Heraldik ein Schildhalter, ein Helmkleinod oder eine seltene gemeine Figur aus der Gruppe der heraldischen Fabelwesen, die in zwei Ausprägungen dargestellt wird:

  • als (heraldischer/gemeiner) Elefantenlöwe
  • als (asiatischer) Gajasimha (auch Gajasiha, von SanskritW-Logo.png gaja+siṃha; PaliW-Logo.png gaja+sīha) beziehungsweise als (Phaya) Khotchasi (thailändisch: คชสีห์)

Darstellung

(Gemeiner) Elefantenlöwe

Die (gemeine) Elefantenlöwenfigur ist für die Frühzeit der Heraldik als Motiv nicht überliefert. Die vermutlich älteste Darstellung einer Elefantenlöwenfigur erscheint im Wappen des Brixner Propstes Dr. Johann Greudner (Johann/Hans Greidner; † 20. Dezember 1512):

„Geteilter Schild, darin an der Teilungslinie zusammengefügt, die vordere Hälfte eines gekrönten Elefanten und die untere Hälfte eines Löwen, dessen Doppelschwanz in die obere Hälfte des Schildes geht.“

Siebmacher/Gritzner (1920)[1]

Bei Fischnaler findet sich eine Zeichnung des Wappens (Indexkarte Greidner), die er mit den Worten belegt:

„[:Greidner:]
Greudner Johann, Dr.jur. Präpos.Eccl.Brixinensis.
+. 1512, Decbr. 20.
Brixen, Grabstein im alten Friedhof, 1899“

Konrad Fischnaler[2]

Siebmacher bezeichnet als Standort: „Brixen (..) Grabstein in der dortigen Domkirche“ (Brixner DomkreuzgangW-Logo.png). Nach diesen Quellen erscheint die (gemeine) Elefantenlöwenfigur als Mischwesen mit dem Oberkörper, Vorderbeinen und dem, Kopf eines Elefanten und den Hinterbeinen und dem Unterkörper eines Löwen. Da eine Elefantenlöwenfigur selten ist, gibt es keine expliziten heraldischen Vorgaben für sie (außer jene, die für die gemeinen Figuren Elefant und Löwe allgemein gelten). Die Farbgebung des Motivs und seiner Bewehrung, die Körperstellung und so weiter erfolgen nach den heraldische Regeln.

Gajasimha/Khotchasi

Elefantenlöwe als Schildhalter (Wappen von Siam bzw. von König Rama V.; Chulalongkorn, 1873–1910)
Elefantenlöwe im alten Siegel des KalahomW-Logo.png
Gajasimha Skulptur (Museum of Cham Sculpture, Danang, Vietnam)

Eine Elefantenlöwenfigur, die einem Fabeltier aus der indisch/hinduistischen MythologieW-Logo.png beziehungsweise der indisch/singhalesischen bildenden KunstW-Logo.png nachempfunden ist, ist als solche in der Wappenbeschreibung zu melden („Gajasimha“, „Khotchasi“); sie unterscheidet sich signifikant vom „gemeinen Elefantenlöwenfigur“ und ist bevorzugt in der Heraldik südostasiatischer Länder (Kambodscha, Thailand) gebräuchlich.[3] In SiamW-Logo.png diente sie als Kennzeichen des Kalahom-MinisteriumsW-Logo.png. Im Gegensatz zur westlichen Elefantenlöwenfigur erscheint die asiatische Variante komplett als Löwe, bei dem gewöhnlich nur der Kopf als Elefantenkopf gestaltet ist. Der asiatische Elefantenlöwe ist im Übrigen stets ornamental verziert, manchmal mit einem nahezu geometrischen Fransenfell ausgestattet oder irgendwie anders „geschmückt“.

Wappenbilderordnung

Symbolik

Außerhalb der Heraldik symbolisiert der (asiatische) Elefantenlöwe zum Beispiel einen Beschützer der Verfassung. Für das mythische Doppelwesen wird das Narrativ aufgebaut, dass es die Eigenschaften der Einzelwesen Löwe und Elefant addiert und die Gerechtigkeit stärker aufrecht erhalten kann.

Weblinks

Commons: Elefantenlöwe in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, V. Band, 11. Abteilung; Sechshundert Fünf und Achtzig bürgerliche Wappen; Verfasser: G.A. Seyler; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1920. Seite 19. Tafel 24.
  2. Konrad Fischnaler: Indexkarte: Greidner. Internet: wappen.tiroler-landesmuseen.at. Tiroler Wappen. Die Fischnaler Wappenkartei. Abgerufen: 01. März 2019
  3. Theresa Bane: Encyclopedia of beasts and monsters in myth, legend and folklore. McFarland, 2016, ISBN 978-0-7864-9505-4, S. 132.