Reichsapfel

Ein Reichsapfel (lateinisch Globus Cruciger, von globus ‚Kugel‘, crux ‚Kreuz‘ und gerere ‚tragen‘; französisch monde, globe imperiale; englisch mound, orb) ist
- allgemein: ein Herrschaftszeichen in Form einer Weltkugel mit aufgesetztem Kreuz
- in der Heraldik: eine gemeine Figur oder ein Zieraufsatz, der als Helmkleinod im Oberwappen erscheinen kann.
Reichsapfel in der Heraldik


Im Wappenwesen ist die Figur Reichsapfel -- heraldisch stilisiert -- dem gleichnamigen Herrschaftzeichen nachempfunden. Die Darstellung erfolgt durch eine Kugel mit aufgesetztem Kreuz. Um die Kugel ist ein Metallband wie ein Äquator gespannt und mittig wird das Band nach oben weiter geführt, so dass es in das Kreuz ausläuft.
Die weltliche Macht symbolisierend, ist im deutschen Sprachraum durch den Truchsess als besonderen Beamten dem Kaiser dieses Insigne vorangetragen worden. Die Pfalzgrafen hatten dieses Symbol in ihren Wappen übernommen, wobei die Figur bei den bayrischen, rheinischen und die kurpfälzischen Pfalzgrafen bevorzugt gebräuchlich war. Als Insigne hält der Preußenadler das Zeichen links und das Zepter rechts im Fang. Wiederholung auch im Oberwappen des Wappens Königreich Preußen. Hier ist der Reichsapfel blau mit goldenem Kreuz am Reif.
„Reichsapfel (Tafel XXX. Figur 98): entweder wie hier, was zu melden, mit Kleeblattkreuz, oder wie gewöhnlich mit Ordenskreuzchen (siehe dort) versehen. Meist ist der Reichsapfel blau mit goldenem Reifen und Kreuz. Anderenfalls ist das Nöthige zu melden.“
Aidlingen
: In Silber ein blauer Reichsapfel (Fleckenzeichen) mit goldenem Beschlag und blauem Tatzenkreuz besteckt
Backnang
: In Schwarz ein blauer Reichsapfel mit goldenem Beschlag und Kreuz
Kleinaitingen
: In Rot ein goldener Reichsapfel
Untergruppenbach
: In Rot ein goldener Reichsapfel mit Kleeblattkreuz
Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin
, Signet von 1841, Gefäßboden
Sankt Gerold
(A): Einsiedler Gerold mit goldenem Reichsapfel ...
Geschichte
Reichsapfel des Heiligen Römischen Reichs
Der Reichsapfel geht historisch auf den Globus der Römer zurück, der die Weltherrschaft des Römischen Reichs
und damit die universale Reichsidee
symbolisierte. Auf mittelalterlichen und neuzeitlichen Münzen sind die deutschen Kaiser und Könige häufig mit dem Reichsapfel in der linken Hand dargestellt. Auch auf Münzen der rheinischen Pfalzgrafen (kurfürstliche Linien) ist der Reichsapfel dargestellt, denn sie hatten das Amt des Erztruchsesses inne, das durch den Reichsapfel symbolisiert wurde (Erzämter).
Ein erster Hinweis auf einen überreichten Reichsapfel findet sich in einem Bericht über die Kaiserkrönung Heinrichs II. durch Papst Benedikt VIII. am 14. Februar 1014. Ein Reichsapfel wird ferner im Jahre 1191 bei der Kaiserkrönung Heinrichs VI. dem neuen Kaiser überreicht. Die Form des Kreuzes und die Filigranornamente legen nahe, dass dieser Reichsapfel nicht wesentlich früher entstanden sein kann. Andererseits gibt es aber keine Anhaltspunkte dafür, dass der Reichsapfel des Heiligen Römischen Reiches
, der heute in der Schatzkammer
in Wien aufbewahrt wird, dem Kaiser überreicht wurde. Das Lexikon des Mittelalters
schreibt dazu: „Die traditionellen Krönungsinsignien, darunter Zepter und Reichsapfel, wurden aus dem Hort beliebig ausgewählt.“[2]
Kaiser Heinrich III.
mit Zepter und Reichsapfel, Miniatur aus dem Perikopenbuch Heinrichs III.
, Echternach um 1040
Karte der Europa Regina
mit Sizilien als goldenem Reichsapfel
Reichsäpfel anderer Monarchien
Siehe auch | |||
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Kaiserreich | Reichsapfel des Kaisertums Österreich![]() |
Österreichische Kaiserkrone![]() |
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Königreich Großbritannien | Reichsapfel des Königreichs Großbritannien![]() |
Reichsapfel britischer Monarchen![]() |
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Dänemark | Die Reichsinsignien der dänischen Könige![]() ![]() |
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Norwegen | Der Reichsapfel der norwegischen Reichsinsignien wurde 1818 in Stockholm angefertigt und besteht aus vergoldetem Silber. Der Globus wird von einem mit Rosen dekorierten Goldband in zwei Hälften geteilt. Ein ähnliches Band teilt die obere Halbkugel in zwei Teile. Darauf steht ein Reichsapfel in Kleinformat mit einem ziselierten lateinischen Kreuz. | Reichsschwert (Norwegen)![]() |
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Preußen | Der preußische Reichsapfel in Form einer blau emaillierten Kugel mit Goldreif und goldenem Kreuz ist mit 50 Facettensteinen und 36 Rubinen geschmückt und wurde 1700 als Krönungsinsigne für die Krönung König Friedrichs I.![]() |
Reichsapfel in der Numismatik
Die Reichstaler, vor Allem die sächsischen Reichstaler, Speziesreichstaler und die Wechseltaler tragen auf der Vorderseite in der Umschrift über dem Kopf des Herrschers einen kleinen Reichsapfel im Münzbild. (Siehe dazu auch: Münzstätte Dresden
und Erbländischer Taler
). Damit wurde hauptsächlich in Sachsen die Münzprägung nach der Reichsmünzordnung gekennzeichnet.
Die sehr seltene goldene Münze Kursachsens, der Reichsgulden zu 21 Groschen (1584), eine ausgeprägte Rechnungsmünze, zeigt einen großen Reichsapfel, der ganz untypisch mit dem kursächsischen Staatswappen belegt ist.
Literatur
- Percy Ernst Schramm
: Sphaira, Globus, Reichsapfel. Wanderung und Wandlung eines Herrschaftszeichens von Caesar bis zu Elisabeth II. Ein Beitrag zum „Nachleben“ der Antike. Hiersemann, Stuttgart 1958.
- Jan Keupp
, Hans Reither, Peter Pohlit, Katharina Schober, Stefan Weinfurter
(Hrsg.): „… die keyserlichen zeychen …“ Die Reichskleinodien – Herrschaftszeichen des Heiligen Römischen Reiches. Schnell + Steiner, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7954-2002-4.
- Sabine Haag
, Franz Kirchweger, Katja Schmidtz-von Ledebur (Hrsg.): Schätze burgundischer Hofkunst in Wien. Kunsthistorisches Museum, Wien 2009, ISBN 978-3-85497-169-6.
Weblinks

Einzelnachweise
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 146. Tafel 30. Figur 98. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.
- ↑ Helmut Trnek: Reichsinsignien. In: Lexikon des Mittelalters
. Band 7: Planudes bis Stadt (Rus). Lexma, München 1995, ISBN 3-7608-8907-7, Sp. 623–626.
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