Marquiskrone

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In der Früh-/Blütezeit des Wappenwesens sind Marquiskronen nicht gebräuchlich.
Marquiskrone
Marquiskrone Frankreich alt.jpg
1747/1778: Alte französische
Marquisen-Crone (nach Reinhard)
Heraldische Abbildung
Corona de marquès.svg
Moderner Aufriss der neueren
französischen Marquiskrone
Details
LandHauptsächlich:
Frankreich, England, Italien,
Dänemark, Niederlande, Belgien,
Spanien, Portugal
Kronenbügelkeiner

Die Marquiskrone („Krone eines Marquis“, auch Marquisenkrone, Marchesekrone, unpräzise Markgrafenkrone[1] oder ähnlich genannt; englisch crown of marquess) ist in der Heraldik eine besondere Rangkrone beziehungsweise ein spezielles Prachtstück; sie ist je nach Wappenkulturraum anders gestaltet.

Geschichte und Gebrauch

Marquiskronen finden frühestens ab der Frühen NeuzeitW-Logo.png Eingang in das Wappenwesen. Nach dem Heraldiker Oswald wird die Marquiskrone „nur in heraldischen Darstellungen“ als „Rang- und Würdezeichen der mit dem Prädikat »Marquis« titulierten Familien oder Personen“ verwendet.[1] Diese Behauptung ist fragwürdig, weil „Marquiskronen“ in der einen oder anderen Form und nach Galbreath und Jéquier unabhängig vom Adelstitel »Marquis«in in etlichen Wappen von Wappenführenden erscheinen:

„Übrigens bediente sich seit dem 17. und vor allem im 18. und 19. Jahrhundert jedermann mit vollkommener Ungeniertheit einer Krone. Die Marquis-Kronen waren bei Edelleuten und Bürgern durchaus im Schwange.“

Belgische Marquiskrone
alternative Beschreibung

Château de Trélon - 2018-08-04 - 05.jpg

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Ronse wapen.svg
im Wappen derer von MerodeW-Logo.png
(Standort: Schloss TrélonW-Logo.png)
im Wappen von RonseW-Logo.png
(neuerer Aufriss)

Marquiskronen sind aber nicht nur in Familienwappen, sondern auch bei Kommunal- oder anderen Wappentypen gebräuchlich. Beispielsweise führt die belgische Stadt RonseW-Logo.png in Anlehnung an die Familie MerodeW-Logo.png, das sind die letzten Herren des Ortes, seit der niederländischen Herrschaft eine Marquiskrone auf ihrem Wappenschild (am 21. Mai 1626 wurde dem Freiherrn Philipp von Merode der spanisch-niederländische Titel Marquis de Westerloo mit Primogenitur verliehen). In anderen Wappenkulturräumen konnte sich dagegen der Gebrauch der Marquiskronen nicht durchsetzen. Beispielsweise werden sie in der deutschsprachig geprägten Wappenkultur gewöhnlich nicht im Wappen geführt. Das liegt vor allem daran, dass die Rangklasse „Marquis“ mit keiner anderen in Deutschland korrespondiert:

„Der Marquis in Frankreich, England, Belgien und Holland, der Marques in Spanien und der Marchese in Italien sind im Range ziemlich gleich und stehen zwischen dem Herzog und dem Grafen, den Uebergang vom hohem zum niederen Adel bildend, eine Rangklasse, die mit keiner in Deutschland zu vergleichen ist.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[3]

Darstellung

1774: Ovalschild mit Marquiskrone

Marquiskronen sind im Wappenwesen und in der bildenden Kunst nicht einheitlich gestaltet, sondern besitzen kulturraumabhängige Unterschiede. Wie andere Rangkronen sollte die Marquiskrone in einem Wappen niemals auf einem Wappenhelm, sondern auf den oberen Schildrand gesetzt sein. Gemeinhin bestehen Marquiskronen aus einem Kronenreif mit zwei bis fünf Blätterzinken und mehreren mit Perlen besetzten Zinken. In der heraldischen Literatur werden Marquiskronen gewöhnlich mehr oder weniger genau/ungenau beschrieben, beispielsweise so:

„Die Marquiskrone weist drei Fleurons und zweimal je drei Perlen auf, die entweder eine über zweien (..) oder nebeneinader auf dem Stirnreif stehen können. In Belgien, den Niederlanden, in Spanien und Dänemark hat sie fünf Fleuron und keine Perle.“

Donald Lindsay Galbreath; Léon Jéquier (1942/1990)[2]

Der Heraldiker Maximilian Gritzner bestimmte 1889 folgende Grundformen der Marquiskrone:

Wappenkulturraum Beschreibung Muster
EnglandEngland England
  • Die (englische) Marquiskrone mit 3 sichtbaren Blättern, dazwischen 2 Zinken mit Perlen (..)“[3]
Siebmacher Marquiskrone England.jpg
FrankreichFrankreich
OsterreichÖsterreich
Frankreich
Österreich
  • Die (französische) Marquiskrone (..) hat 4 Blätter (3 sichtbar) und zwischen je 2 Blättern 3 neben einanderstehende Zinken, wovon der mittlere der höchste ist, und worauf 2 Perlen von einer dritten begipfelt werden, während die 2 nebenstehenden Zinken entweder nur spitz auslaufen oder sehr kleine Perlen tragen.
  • Die alte Marquiskrone ist wie die vorige, nur sind die drei nebeneinanderstehenden Zinken gleich hoch und jeder mit einer grossen Perle besetzt.“[3]
  • „Die Zutat kleiner Perlen zwischen den Zinken kann auch weggelassen werden, wenn der Raum mangelt.“[4]
Siebmacher Marquiskrone Frankreich-Austria.jpg
ItalienItalien Italien
  • Die (italienische) Krone des Marchese gleicht der französischen Marquiskrone, kommt aber auch so vor, dass zwischen je 2 Blätterzinken je zwei oder drei gleich hohe Perlenzinken erscheinen.“[3]
Siebmacher Marchesekrone Italien.jpg
DanemarkDänemark Dänemark
  • Die (dänische) Marquiskrone (..) ist ein Reif mit 3 Blätterzinken, dazwischen je 2 Zinken, auf denen je 1. 2. Perlen pyramidal aufeinander stehen.“[3]
Siebmacher Marquiskrone Dänemark.jpg
NiederlandeNiederlande
BelgienBelgien
Niederlande
Belgien
  • Die Marquiskrone der Niederlande (..) hat genau den Reifen wie die Fürstenkrone (5 Blattzinken am Kronenreif), jedoch keine Mütze.
  • In Belgien wird sowohl diese, als die französische Marquiskrone angewendet.“[3]
Siebmacher Marquiskrone Bel-Niederland.jpg
SpanienSpanien
PortugalPortugal
Spanien
Portugal
  • Die (spanisch-portugiesische) Marquiskrone, ebenfalls eine 5blättrige Krone, hat nur kurze Zinken ohne Perlen.“[3]

Weblinks

Commons: Marquiskronen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 264 f. (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  2. 2,0 2,1 Donald Lindsay Galbreath, Léon Jéquier: Handbuch der Heraldik. Battenberg Verlag, Weltbild Verlag, Augsburg 1990, ISBN 3-89441-259-3, S. 186, 188 (französisch: Manuel du Blason. Lausanne, Lyon 1942. Übersetzt von Ottfried Neubecker).
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 166-185. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.
  4. Johann Schwerdtner: Die Rangskronen der Kaiser, Könige (..) von Österreich, Deutschland (..) und die Mützen und Attribute der Geistlichkeit. Wien, 1877. (Google)