Katapult (Heraldik)
Der Oberbegriff Katapult (auch Schleudermaschine, Belagerungsmaschine, Wurfmaschine, Katapultmaschine oder ähnlich genannt; altgriech. καταπέλτης katapeltēs, κατά kata „gegen“ und πάλλειν pallein „schleudern“; frz.: catapulte; engl.: catapult) ist in der Heraldik eine untaugliche Bezeichnung für eine seltene gemeine Figur, deren genaue Ausprägung (Aussehen, Bauform) unklar ist.
Blason
Wie der Oberbegriff „Katapult“ sind die Bezeichnungen der verschiedenen speziellen Bauformen der Katapulte („Blîde“, „Onager“, „Mange“, „Pierrière“, „Bricole“, „Mangonneau“, „Tribok“, „Couillard“, „Balliste“ und so weiter) nicht einheitlich und nicht wohldefiniert. Sie variieren je nach Quelle, Zeitgeist/Epoche, Kultur, Lokalität und vorherrschender Sprache und stehen für sehr unterschiedlich konstruierte Fernwaffen, welche Geschosse mittels mechanischer Energie aus dem ruhenden Zustand stark beschleunigen. Derselbe Ausdruck kann teilweise als Oberbegriff, teilweise als Unterbegriff erscheinen. Zur Beschreibung einer Wappenfigur sind die Bezeichnungen im besten Fall unterstützend geeignet, da sie keine exakten Hinweise geben, in welcher Bauform eine Katapultfigur im Wappen zu gestalten ist. Ein entsprechendes Katapultwappenmotiv sollte in der Wappenbeschreibung stets in allen Einzelheiten bestimmt sein, um genaue und immer gleiche Wappenaufrisse zu ermöglichen.
- Ungenau (nicht empfehlenswert): „in Silber ein rotes Katapult“, „in Silber eine rote Schleudermascheine“ (in welcher Bauform?)
- Eine genauere Beschreibung könnte bespielsweise lauten: „in Silber ein rotes Katapult (Bricole) mit schrägrechtem Arm, Schleuder und schwarzem Steingeschoß darin, links die kurze Armseite mit drei zusammenlaufenden Stämmen und starrem Gegengewicht, die Zugseile daran durch die Mitte nach rechts unten schwingend“
Manchmal gestatten redende Wappen vage Rückschlüsse darauf, welche Katapultform in einem Wappen gemeint sein könnte. Beispielsweise ist die Katapultfigur im Wappen der Familie Magner (bei John Burke Magnall of London and Manchester[1]) vermutlich eine Anspielung auf eine sogenannte „Mange“ (mittellat.: manga, mangana, manganum; frz.: mangonel).
Darstellung
In einem Wappen sollte nur eine Katapultbauform erscheinen, welche zur Früh- und der Blütezeit des Wappenwesens gebräuchlich ist. Katapulte der Antike und der Moderne (zum Beispiel ein Katapult zum Schleudern von Handgranaten) gelten als unheraldisch.
Da Katapultwappenfiguren extrem selten sind, gibt es keine expliziten heraldischen Vorgaben für das Motiv, außer jene, die für gemeine Figuren allgemein gelten. Erscheint ein Katapult mit besonderen Merkmalen (z. B. Rädern), ist dies zu melden. Die Farbgebung, bei mehreren Figuren die Stellung zueinander und so weiter erfolgen nach den heraldischen Regeln. Erscheinen Bauteile in einer anderen Tingierung als der Rest von der Figur, ist dies anzuzeigen. In jedem Fall ist eine Katapultfigur so heraldisch zu stilisieren, daß sich ihre Darstellung im Wappen von vergleichbaren Figuren signifikant unterscheidet. In der eher zweidimensionalen heraldischen Stilisierung können wesentliche Bauteile eines Katapults hinter anderen Bauteilen verborgen sein (zum Beispiel das gespannte/ungespannte Sehnenbündel eines Onagers, deren Drillung über eine Seilrolle verläuft, um die mechansiche Energie zu konzentrieren). Rückschlüsse auf die Funktionweise eines Katapults sind aus Wappendarstellungen nur bedingt möglich.
Nach Rietstap/Renesse führt die Familie Ginovès, Spanien ein „Katapult“ als Wappenfigur.
ca. 1280: „Schleudermaschine“ (Illustration der Belagerung von Akkon (1189–1191))
frühes 14. Jhr.: Belagerung der Mongolen mit „Katapult“
(nach Hethum von Korykos)ca. 1405: Abbildung einer Blide im Bellifortis
(nach dem Kriegstechniker Konrad Kyeser)
Wappenbilderordnung
- Die Figur Schleudermaschine wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Kriegsgerät: C: Schuß- und Schleuderwaffen unter der Nr. 9671 aufgenommen. In der Musterdarstellung der Wappenbilderordung erscheint unter dem Oberbegriff Schleudermaschine ein „Onager“ (frz.: l'onagre, teilweise auch „niederes Gewerfe“ oder „Mange“ genannt).
Weblinks
- Bernhard Peter: Übersicht über die Bauformen von Belagerungsmaschinen (Memento vom 11. Februar 2013 im Webarchiv archive.today). Erstellt: 2004