Morgenstern (Heraldik)

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Morgenstern
 
im Foltermuseum in Freiburg
 
in der Heraldik
Um 1340: Zwei schräggekreuzte Morgensterne (Wappen von Wurmlingen nach Züricher Wappenrolle)
1917: In Blau ein aus linkem Schildrand hervorgehender, golden gekleideter Arm, einen silbernen Morgenstern mit goldenem Stiel schräglinks haltend
(Wappen Staehelin, nach Wappenbuch der Stadt Basel)
Wappen der westfälischen Familie Cappel
Soldat mit Morgenstern, Bamberger Kreuzweg

Der Ausdruck Morgenstern (teilweise mißverständlich auch Nagelkolben, Faustkolben, Streitkolben, Stachelstreitkolben oder ähnlich genannt; französisch masse à picoton; englisch spiked mace, morning star oder flanged mace) bezeichnet im Wappenwesen eine gemeine Figur. Nach Oswald ist das Wappenbild relativ selten.[1]

Wortherkunft

Das Wort Morgenstern (mittelhochdeutsch; althochdeutsch morganstern) ist in seiner ursprünglichen Bedeutung seit dem 12. Jahrhundert für einen Himmelskörper belegt[2]; erst seit dem 16. Jahrhundert ist das Wort allgemein bzw. als Name eine „neckische“ Bezeichnung[3] für eine besondere Schlagwaffe mit Stiel und mit Dornen/Nägeln am Kopf, die dem Motiv insgesamt ein „stern-/kometenförmiges“ Aussehen verleihen. In der deutschsprachig-geprägten Heraldik wird die Figur „Morgenstern“ teilweise nicht eindeutig von dem Sammelbegriff beziehungsweise der Figur „Streitkolben“ abgegrenzt, teilweise als besonderer Streitkolben charakterisiert:

Morgenstern, auch Faustkolben genannt, ist ein am oberen Ende mit Stacheln besetzter Streitkolben.“

Curt Oswalt Edler von Querfurt (1872)[4]

Darstellung

Die Figur Morgenstern ist gewöhnlich der gleichnamigen, keulenförmigen Schlagwaffe mit Holzstab als Griff nachempfunden, deren (runder, zylindrischer oder ähnlich geformter) Kopf aus Holz oder Eisen strahlenartig mit spitzen Nägeln, Spitzen oder Dornen besetzt ist (siehe „Morgenstern“W-Logo.png). Diese Art Waffe wird in der Literatur manchmal als Weiterentwicklung des Streit-/Kriegs-/Dreschflegels beschrieben. Ist die heraldische Figur Morgenstern nicht jener Ausführung der Waffe Morgenstern nachempfunden, die heute teilweise als „klassische“ Form beschrieben wird[5], sondern einer speziellen Morgensternform, sind alle Besonderheiten zu melden (zum Beispiel: „Morgenstern mit Stossspitze am Schlagkopf“; „Morgenstern mit Faustriemen am unteren Ende des Griffs“ o. ä.).

Im Wappen werden Morgensterne in Einzahl, Zwei- oder Dreizahl dargestellt (selten oder gar nicht in einer höheren Anzahl). In Mehrzahl können sie in allen Stellungen erscheinen, die für gleichrangige Figuren gebräuchlich sind (gekreuzt, fächerförmig, im Dreipaß, garbenweise, dreiecksweise et cetera). Die konkrete Stellung der Figuren zueinander ist zu melden. Alle heraldische Farben sind für die Figur gebräuchlich; erscheinen die Farben von Stiel, Kopf oder Nägeln/Dornen unterschiedlich, sollte dies angezeigt werden (z. B.: silberner Morgenstern mit goldenem Stiel).

Morgenstern als Nebenfigur oder im Oberwappen

Die gemeine Figur Morgenstern erscheint teilweise in der Helmzier oder als Nebenmotiv, zum Beispiel als Waffe wilder Männer, gehalten respektive geschwungen von einem Arm oder einer anderen Wappenfigur.

Verbreitung

„(..) Dahmen, desgleichen Bischofsrod-: in Gold zwei schwarze im Andreas-Kreuz über einander geschränkte Morgensterne oder Faustkolben; Greul von Wamerspach-: das nämliche Bild silbern in Roth; Brusse-: in Silber drei rothe schräg (rechts) gelehnte Morgensterne über einander (..)“

Curt Oswalt Edler von Querfurt (1872)[4]

Abgrenzung

Mitte 16. Jh.: Kein (gemeiner) Morgenstern, sondern Streit-/Kriegsflegel, deren Flegel benagelt sind.

Andere „Schlagwaffen“, auch Insignien oder ähnliche Figuren, die im Detail andere Merkmale und Formen als die (klassische/gemeine) Figur Morgenstern besitzen, werden zuweilen mit dem Motiv gleichgesetzt. Um Verwechslungen zu vermeiden, empfiehlt es sich, in Wappenbeschreibungen zwischen den einzelnen Arten der „Streitkolben“, anderen Figuren und dem (gemeinen) Morgenstern deutlich zu unterscheiden, insbesondere wenn diese außerhalb der deutschsprachig-geprägten Heraldik Termini technici oder Eigennamen besitzen.

„Der Morgenstern entweder wie Tafel XXVI. Figur 90., oder als wirkliche Keule, deren Kopf mit Nägeln beschlagen, oder endlich als Dreschflegel, dessen Flegel benagelt ist -- das Näherer ist zu melden.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[6]

Morgenstern im Wappen von Colmar

Wie leicht die Figur Morgenstern verwechselt wird, zeigt die heraldische Literatur des 19. Jahrhunderts am Wappenmotiv der Stadt Colmar auf. Es wird je nach Quelle als Komet, als Sporn oder eben als die Morgenstern (Schlagwaffe) interpretiert.

„Dagegen ist Colmar's Wappen auf geschmacklose Weise modernisiert, während die alten Siegel und Münzen wohl hätten zu Mustern genommen werden sollen. Irrigerweise ist hier der Morgenstern für ein Sporenrad angesehen worden. Andere Fehler übergehen wir.“

Zeitschrift für Münz-, Siegel- und Wappenkunde (1845)[7]

„Auch der „Streitkolben“ (Morgenstern) der Stadt Colmar (Tafel XXV, 5) wird häufig für einen „Cometstern“ gehalten, da doch die Original-Münzen dieser Stadt u. dgl. ganz deutlich ersteren als das eigentlichle Wappenbild der Stadt Colmar bezeichnen.- Überdies mochte in dessen Erhebung zum Stadtwappen eine allerdings etwas schwache Anspielung auf den Namen liegen (Kolben-Kolbmar)“

„Der Morgenstern kam auch an einen besonderen Schacht gesteckt als Waffe vor. Einen solchen Morgenstern oder Faustkolben zeigt (..) der redende Schild der Stadt Kolmar-: in Silber ein rother Morgenstern oder Faustkolben mit schwarzem Eisen daran, schräg (rechts) gelehnt.“

Curt Oswalt Edler von Querfurt (1872)[4]

„Der eigentliche altheraldische Sporn (..) erscheint (wenn die Wappenfigur nicht etwa redend einen Streitkolben (Morgenstern) hat vorstellen sollen) im Wappen der Stadt Colmar im Elsass (hier von der Französisch-Napoleonischen Besserungssucht später in einem „Kometen“, mit dem er allerdings viel Ähnlichkeit hat, umgemodelt (..)“

Siebmacher/Gritzner (1889)[9]

Symbolik

  • Innerhalb der Heraldik ist die Wappenfigur teilweise als redendes Motiv gebräuchlich. Beispielsweise erscheint ein Morgenstern im Wappen der Familie Morgenstern und nach einigen Heraldikern ist auch das morgenstern- bzw. kolbenartige Motiv im Wappen der Stadt Colmar ein redender Hinweis („Kolben“ gleich „Kolbmar/Colmar“).

Wappenbilderordnung

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Streitkolben und Morgensterne in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 276 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  2. Wolfgang Pfeifer [Leitung]: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1993, ISBN 3-423-03358-4., Stichwort „Morgen“.
  3. Blason ville fr Garidech (Haute-Garonne).svg Lemma Morgenstern. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1960 (woerterbuchnetz.de).
  4. 4,0 4,1 4,2 Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 91.
  5. Seite „Morgenstern (Waffe)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. März 2015, 10:09 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Morgenstern_(Waffe)&oldid=139472854 (Abgerufen: 3. Oktober 2016, 12:49 UTC)
  6. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 124
  7. Koehne, B.: Zeitschrift für Münz-, Siegel- und Wappenkunde. Band 5. 1845. S. 317
  8. Carl Mayer von Mayerfels: Heraldisches ABC-Buch: das ist: Wesen und Begriff der wissenschaftlichen Heraldik, ihre Geschichte, Literatur, Theorie u. Praxis. S. 276 Tafel XXV/5
  9. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 119